Die
Internationale Energie Agentur (IEA)
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Unter
den,
im Internet auch der Öffentlichkeit zugänglichen
Informationen über erneuerbare Energien gibt es viele
(z.B. IEA,
REN21, WES),
welche
deren Anteil mit 13% bis 16% des Primär- bzw.
Endenergiebedarfs beziffern. Das ist fast das Doppelte des
Werts, den ich in meinem Buch oder auch in
diesen Ergänzungs-/Kommentarseiten angebe1).
Schaut man nach, woher die höheren Werte stammen, wird
man immer wieder auf die Veröffentlichungen der IEA verwiesen. Es ist daher
angebracht, die Angaben der IEA einmal genauer unter die
Lupe zu nehmen.
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Die
letzten, wirklich zuverlässigen Informationen
beziehen sich auf das Jahr 2008. In der Tabelle
rechts finden sich die von der IEA
veröffentlichten Daten in der rechten Spalte.
Zum Vergleich die entsprechenden Daten der EIA in
der mittleren Spalte. Letztere macht keine Angaben
zu dem Beitrag, den die Biomasse zum Teilbereich
"Thermische Energie" leistete und erklärt dies
damit, dass in diesem Bereich vermutlich die private
Nutzung dominiert und diese sich statistisch nicht
erfassen lässt. Die IEA dagegen spezifiziert
diese Nutzung mit einer relativen Genauigkeit3)
von 0.0000025%. Mit wesentlich geringerer
Genauigkeit und umgerechnet auf die Einheit kWh a-1
finden sich diese Angaben in der rechten Spalte der
Tabelle rechts. Tatsächlich, die Nutzung von
Biomasse in privaten Haushalten dominiert mit 6.4%
des PEB die globale Gesamtnutzung aller
erneuerbarer Energien, auch wenn diese nach der
Substitutionsmethode berechnet wird.
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EIA
(1012 kWh a-1)
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IEA
(1012 kWh a-1) |
PEB
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133
(100%)
|
142
(100%)
|
Elektr. Energie
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5.60
(4.2%)
|
5.92
(4.2%)
|
Wasserkraft
Rest
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4.80 (3.6%)
0.80 (0.6%)
|
5.06 (3.6%)
0.86 (0.6%)
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Chem. Energie
|
0.52
(0.4%)
|
0.54
(0.4%)2)
|
Bioethanol
Biodiesel
|
0.38 (0.3%)
0.14 (0.1%)
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Therm. Energie
|
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11.65
(8.2%)
|
Biomasse
Industrie
Kleinabnehmer
Private Haushalte
|
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11.55 (8.1%)
2.15 (1.5%)
0.26 (0.2%)
9.14 (6.4%)
|
Rest
|
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0.10 (0.1%)
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Die Anteile (absolut
und prozentual) erneuerbarer
Energien im Jahr 2008 am
Primärenergiebedarf (PEB) der Welt,
publiziert von der EIA und der IEA. Die Anteile
sind berechnet mithilfe der
Substitutionsmethode, wie in Kap. 3.1
beschrieben.
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In den statistischen
Zusammenstellungen
des WES findet sich die Angabe, dass 46% (2009) bzw.
47% (2010) der traditionellen Biomassenutzung auf
afrikanische Privathaushalte entfielen. Demnach erreichte in
Afrika im Jahr 2008 die Biomassenutzung einen Wert von ca.
4.20 · 1012 kWh a-1 und in der
restlichen Welt von ca. 4.84 · 1012 kWh a-1,
oder normiert auf die Bevölkerungszahlen in den
entsprechenden Erdregionen:
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Afrika
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|
restliche Welt
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Energiebedarf pro Einwohner (kWh a-1)
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4330
|
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845
|
Vielfaches des menschlichen Grundumsatzes
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x8.5
|
|
x1.7
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Denn bekanntlich ist Afrika ein Kontinent mit eisigem
Klima und einem Überschuss an Nahrungsmitteln, so
dass die dort lebenden Einwohner besonders viel heizen
und kochen mussten. Ist diese Meldung falsch oder jene,
dass in Afrika Hungersnöte herrschen und die dort
lebenden Einwohner auf internationale Hilfe angewiesen
sind? Es scheint mir ziemlich offensichtlich, dass die
Methode, wie die private Nutzung von traditioneller
Biomasse ermittelt wurde, weit an den tatsächlichen
Gegebenheiten in der Welt vorbeigeht.
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Legt man die deutschen
Verhältnisse zu Grunde, wie sie in Kap. 3.1
beschrieben sind, so ist der globale Beitrag erneuerbarer
Energien zum Sektor "thermische Energie" nur wenig
größer als für den Fall, dass deren
Nutzung in privaten Haushalten unberücksichtigt bleibt,
nämlich
W(ernb) = 0.065 PEB.
Wird aber die private Nutzung der Biomasse global mit gleich
groß zum menschlichen Grundumsatz veranschlagt, so
ergibt sich
W(ernb) = 0.088 PEB.
Ich betrachte diese beiden Grenzwerte als das Maß
für die Schwankungsbreite, in der z.Z. die erneuerbaren
Energien zur globalen Energieversorgung beitragen und in der
ihre Nutzung auch nachhaltig ist, also unsere Umwelt nicht
dauerhaft schädigt. In einem Ergebnis
besteht aber Übereinstimmung: Das Verhältnis W(ernb)/PEB hat sich seit 1990
nur wenig verändert.
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1) In Kap. 3.2 wird festgelegt, dass
meine Angaben zur Nutzung von Biomasse nicht die als
Lebensmittel einschließen. Die weitere Diskussion
lässt vermuten, dass andere Publikationen eine davon
abweichende Definition der Biomasse verwenden.
2) Berechnet mithilfe der von der EIA angegebenen
prozentualen Anteile von Bioethanol (spezifische Energie
7.449 kWh kg-1) und Biodiesel (spezifische
Energie 10.010 kWh kg-1).
3) Diese extrem hohe Genauigkeit lässt
vermuten, dass die publizierten Zahlenwerte das Resultat
einer Modellrechnung sind. Die Richtigkeit dieser Werte
steht und fällt daher mit der Richtigkeit der
Modellannahmen (vorausgesetzt, es treten keine numerischen
Fehler auf!).
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