Biomasse




Ergänzungen
Mitte 2020:
Daten update





Zur Bedeutung von Biomasse

Die Bedeutung der Biomasse ergibt sich überwiegend aus ihrer Rolle als Lebensmittel, sowohl für den Menschen als auch für alle anderen Lebewesen. Die Lebensmittel bleiben  jedoch bei der Berechnung des menschlichen Primärenergiebedarfs in meinen Publikationen unberücksichtigt. In diesen geht es allein um jenen Energiebedarf, welcher durch alle menschlichen Aktivitäten entsteht, die außerhalb der eigentlichen Ernährung liegen. Zu diesen Aktivitäten werden aber natürlich auch jene gezählt, die für die Erzeugung der Lebensmittel benötigt werden. Diese Definition von Biomasse scheint notwendig, weil in der Literatur Unsicherheit darüber besteht, was der Biomasse als Energieträger zugerechnet werden soll.

Abgesehen von ihrer Bedeutung als Lebensmittel ist die Biomasse aber auch eine Form von erneuerbarer Energie, die  besonders oft erwähnt wird, wenn es um die zukünftige Energieversorgung der Welt geht. Das hat gute Gründe:
  • Biomasse enthält im Wesentlichen chemische Energie, sie befindet sich daher in enger Nachbarschaft zu den anderen chemischen Energieträgern (Erdöl, Erdgas, Kohle), welche die Basis unserer jetzigen Energieversorgung bilden. Die Prozesskette von der Primär- zur Endenergie muss technisch am wenigsten modifiziert werden, wenn diese fossil-biogenen Energieträger durch Biomasse ersetzt werden.
  • Biomasse lässt sich ebenso leicht speichern und transportieren wie die oben erwähnten fossil-biogenen Energieträger. Daher entfällt in der Energiebilanz der Aufwand für den Transport und die Speicherung, der bei anderen Formen erneuerbarer Energien (z.B. Windenergie oder Fotovoltaik) immer zu berücksichtigen ist.
Aufgrund dieser Vorteile wird Biomasse global hauptsächlich als "biofuel"(Biotreibstoff) verwendet. Im Jahr 2019 hat sich die Produktion im Vergleich zum Jahr 2016 nur wenig verändert (mit Ausnahme von Indonesien, das Deutschland  vom 3. Platz verdrängt hat) und sie ist, verglichen mit dem nationalen Primärenergiebedarf PEB, immer noch vernachlässigbar klein. Spitzenreiter ist Brasilien, wo der Anteil fast 10% erreicht. Die 5 wichtigsten Produzenten für Biotreibstoffe sind in der Tabelle rechts zu sehen.

Land
Produktion
(1012 kWh/a)
global
%
PEB
%
1. USA
0.436
38.1
1.7
2. Brasilien
0.276
24.1
8.0
3. Indonesien
0.076
6.7
3.1
4. Deutschland
0.040
3.5
1.1
5. Argentinien
0.029
2.5
3.0
Die 5 wichtigsten Produzenten für Biotreibstoffe, ihr Anteil an der globalen Produktion und wie hoch der prozentuale Beitrag zur Deckung des nationalen Primärenergiebedarfs PEB ist.
Immer noch hängen manche Leute der irrigen Vorstellung nach, dass die energetische Nutzung von Biomasse "nachhaltig" sei.Vielleicht ändern sie ihre Meinung, wenn sie lernen, dass gerade die Länder (USA , Brasilien) mit der weltweit größten Biomassenutzung auch die Länder sind, welche die klimatischen Folgen am stärksten spüren. Und  folgerichtig hat die USamerikanische Umweltbehörde (EPA) in einem Bericht jetzt(2018) entschieden, dass die Produktion von Biotreibstoffen die Umwelt schädigt.

Biomasse hat eben den schwerwiegenden Nachteil, dass sie nicht in ausreichender Menge für eine zukünftige Energieversorgung  der Welt zur Verfügung stehen wird. Schon im Jahr 2000 mit einer Weltbevölkerung von nur 6 · 109 wurden bereits ca. 25% der gesamten Vegetation auf der Erde im Wesentlichen zur Deckung des Grundumsatzes der Menschheit benötigt. Steigt die Bevölkerungszahl, muss auch dieser Anteil weiter steigen, mit unbekannten Folgen für die Biovielfalt. Es scheint daher ganz ausgeschlossen, dass auch noch der wesentlich höhere Primärenergiebedarf, wenn auch nur teilweise, aus dieser Quelle gedeckt werden könnte. Auf diese Schlussfolgerung wurde in Energie2 ausführlich eingegangen und die Rechnung, welche dies am einfachsten verdeutlicht, ist der Vergleich zwischen dem menschlichen Grundumsatz, dem zukünftigen  Primärenergiebedarf und der zur Verfügung stehenden Landfläche. Bei diesem Vergleich gehe ich davon aus, dass der Nutzungsgrad für die Wandlung von Solarenergie in chemische Energie der Nahrungspflanzen gleich groß ist wie der für die Wandlung in Biokraftstoffe. Tatsächlich ist letzterer aber kleiner als ersterer, was die Nutzung von Biomasse als Ersatz für fossile Energien zusätzlich erschwert.

Im Jahr 2050 werden auf der Erde ca. 1010 Menschen leben, die einen Primärenergiebedarf von
 ca. 2 · 1014  kWh a-1,
aber einen Grundumsatz von nur
ca. 1 · 1013  kWh a-1
besitzen. Wenn der Nutzungsgrad der heutigen Landwirtschaft, die auf einer Fläche von 41 · 1012 m2 Ackerland im Wesentlichen Biomasse produziert, fast verdoppelt wird, dann besteht berechtigte Hoffnung, dass der Grundumsatz auch der zukünftigen Menschheit auf dieser Fläche gedeckt werden kann. Und diese Hoffnung ist nicht ganz unbegründet, denn seit 1950 steigt die globale Getreidemittelproduktion ( hier und hier), u.U gefördert durch den Anstieg des CO2 Anteils in der Atmosphäre. Ich werde auf diese Vermutung gesondert eingehen. Auf jeden Fall ist es ein Unding, wenn CO2 als "Umweltgift" abgestempelt wird (wie z.B. von dem IPCC), wenn seit Jahrzehnten bekannt ist und auch nirgendwo geleugnet wird, dass CO2 ein Grundbestandteil der Fotosynthese und damit Grundlage unserer Nahrungsmittelversorgung ist.

Neben der zur Nahrungsmittelversorgung benötigten Flächen existieren aber keine weiteren Flächen auf der Erde, auf denen dann noch einmal eine mehr als 20fache Menge  an Biomasse produziert werden kann, die zur Deckung des Primärenergiebedarfs der Menschheit eingesetzt werden könnte. Ganz vergessen wird dabei oft, dass ein Teil der Primärenergie, etwa 25%,  auch zur Produktion der Nahrungsmittel für den Grundumsatz benötigt wird. In Energie2 kamen wir zu dem Schluss, dass sich nicht mehr als 5% des Primärenergiebedarfs des Jahrs 2050 aus Biomasse decken ließe, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, welche die Biomasse samt ihren Folgeprodukten bietet. Auch neue Technologien, wie die mikrobiologische Energiewandlung von nichtessbarer Biomasse, werden an dieser Einschätzung nur wenig ändern. In der Tat, einer der Pioniere auf diesem Gebiet hat Anfang 2013 eingestanden, dass er unter heutigen Bedingungen keine Erfolgsaussichten für diese Technologien erkennen kann.

Dieses Argument gilt dann nicht mehr uneingeschränkt, wenn man von einem globalen zu einen nationalen und abgeschotteten Energiemarkt übergeht. Der Anstieg der Bevölkerungszahlen und des Energiebedarfs vollzieht sich weitgehend in den we-Ländern. In den ve-Ländern, die eine Nahrungsmittelüberproduktion besitzen, kann man mit einem Primärenergiebedarf rechnen, der trotz der Steigerung der Bruttoinlandprodukte im Wesentlichen konstant bleibt, weil auch die Energieeffizienz in den ve-Ländern in gleichem Maß zunimmt.

Das hieße, dass man die we-Länder ihrem Schicksal überließe. Aber eine Politik des Isolationismus kann eigentlich nur Furcht einflößen. Durch Isolation werden keine Probleme gelöst, sondern es werden nur neue geschaffen, wie z.B. ein enormer Anstieg des Migrationsdrucks von den we-Länder in die ve-Länder. Trotzdem werden wir uns weiter unten mit mit dem nationalen Markt für Bioenergie in Brasilien, Deutschland und den USA auseinandersetzen.

Der nationale Bioenergiemarkt in Brasilien

Als Beispiel für den Einsatz der Biomasse in der Energieversorgung wird sehr oft das Beispiel "Brasilien" genannt, in dem der Saft von Zuckerrohr zu Ethanol vergärt wird. Das Ethanol wird dem Benzin für die PKW beigemischt und verkleinert so die Abhängigkeit Brasiliens vom Erdöl. In geringerem Maß stellt Ethanol auch ein Exportprodukt für dieses Land dar. Eine umfassende Darstellung der Fakten zur Biomassenutzung in Brasilien findet sich in einer kürzlich herausgegebenen Studie des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin. Wir wollen hier nur einige dieser Fakten besprechen.
  • Geografische Lage
Brasilien ist bezüglich des Anbaus von Zuckerrohr und Sojabohnen wegen seiner geografischen Lage begünstigt. In weiter nördlich gelegenen Ländern, wie z.B. Deutschland, müssen diese durch andere Pflanzen, wie z.B. Zuckerrüben, ersetzt werden. Eine Zusammenstellung der in Frage kommenden Pflanzen mit ihren Eigenschaften findet man z.B. in Wikipedia. Im Gegensatz zu diesen ist Zuckerrohr eine C4-Pflanze, deren Nutzungsgrad etwa 3mal größer ist als der von z.B. Zuckerrüben.
  • Biomassenutzung
Das aus dem Zuckerrohr hergestellte Ethanol lässt sich allein in Otto-Motoren verwenden, also für den Betrieb von PKW, die mit diesem Motor ausgerüstet sind. Die Fahrzeugdichte dieser PKW pro Einwohner beträgt in Brasilien 0.115 , bei einer Bevölkerungszahl von 178 · 106 ergibt dies eine Gesamtfahrzeugzahl von ca. 2.0 · 107 mit einer mittleren Fahrstrecke von ca. 20000 km pro PKW. Daher beträgt die gesamte Fahrstrecke aller PKW in Brasilien l = 4.0 · 1014 m.
  • Flächenbedarf
Werden die PKW ausschließlich mit Ethanol betrieben, muss Brasilien ca. 10% seiner landwirtschaftlichen Produktionsfläche von 5.5 · 1011 m2 für die Ethanolproduktion zur Verfügung stellen, also A = 5.5 · 1010 m2 . Der Verkauf von solchen Fahrzeugen ist aber seit 1990 fast vollständig zum Erliegen gekommen. Heute werden fast ausschließlich  sog. "Fuel-Flex-PKW" verkauft, die mit einer beliebigen Mischung aus Benzin und Ethanol betrieben werden können, wobei das normale Mischungsverhältnis 3:1 beträgt. Unter diesen Umständen beträgt die benötigte Fläche 3.5% der landwirtschaftlichen Produktionsfläche.

Wichtig ist, wie groß die mit Zuckerrohr bebaute Fläche ist, die für eine PKW-Fahrleistung von 1 m benötigt wird. Diese sog. streckennormierte Fläche hat in Brasilien die Größe
Al = A / l 1.38 · 10-4 m.
So viel zur Biomassenutzung in Brasilien, sie resultiert in steigenden Klimaproblemen. Wir werden jetzt diese Informationen in Beziehung setzen zu den Gegebenheiten in Deutschland und in den USA.

Der nationale Bioenergiemarkt in Deutschland

Deutschland besitzt ca. 43 · 106 PKW, die im Mittel eine jährlich Fahrstrecke von 11500 km zurücklegen. Wir wollen unberücksichtigt lassen, dass ein Teil dieser PKW, im Gegensatz zu Brasilien, mit Diesel-Motoren ausgerüstet ist. Auch für diese PKW, wie auch für die LKW oder Busse, müsste das Dieselöl z.B. aus Raps erzeugt werden, was die Frage nach der erforderlichen landwirtschaftlichen Produktionsfläche zwar kompliziert, die Antwort darauf aber nur unwesentlich verändert.

Die gesamte Fahrstrecke aller PKW in Deutschland beträgt daher l = 5.0 · 1014 m und ist somit nur unwesentlich größer als die in Brasilien. Setzt man brasilianische Verhältnisse voraus, wobei allerdings der Anbau von Zuckerrohr durch den Anbau von Zuckerrüben ersetzt werden muss, dann beträgt die erforderliche landwirtschaftliche Produktionsfläche in Deutschland
A = 3 l Al 2.1 · 1011 m2.
Der Faktor 3 berücksichtigt, dass bei dem Übergang von Zuckerrohr auf Zuckerrüben der Nutzungsgrad der Biomasse um einen Faktor von ca. 1/3 sinkt. Da der Primärenergiebedarf für die PKW in Deutschland ca. 5.3 · 1011  kWh a-1 beträgt, muss die Leistungsflächendichte1), die zur Deckung dieses Bedarfs benötigt wird, einen Wert von
I = 2.5 kWh a-1 m-2
erreichen. Das entspricht einem Nutzungsgrad von = 0.0025, mit dem die einfallende Sonnenenergie in die chemische Energie der Zuckerrüben gewandelt wird, und ist im Einklang2) mit den Aussagen in Energie2.
 
Die gesamte landwirtschaftliche Produktionsfläche in Deutschland beträgt nach den Angaben des Statistischen Bundesamts nur ca. 1.9 · 1011 m2, ist also geringer als die zur Produktion von ausreichend Biomasse erforderliche Fläche. Zudem wird ein Großteil der vorhandenen Fläche für die Deckung des Grundumsatzes der in Deutschland lebenden Menschen benötigt. Zur Zeit könnten in Deutschland, wegen der Lebensmittelüberproduktion in der EU, etwa 1.4 · 1010 m2 landwirtschaftliche Flächen energetisch genutzt werden und darauf ließen sich nur 6.7% der Menge des benötigten PKW-Kraftstoffs produzieren. Besteht die Möglichkeit, wie manchmal angenommen wird, diese Fläche zukünftig auf 4 · 1010 m2 zu erhöhen, dann steigt der Deckungsgrad auf 19.1%, ist also immer noch weit entfernt von dem Ziel, Deutschland unabhängig von Erdölimporten zu machen. Ganz zu schweigen von dem Energiebedarf der anderen Verkehrssektoren, insbesondere von dem Güterverkehr mithilfe der LKW, die in Deutschland eine Gesamtfahrstrecke von 0.6 · 1014 m zurücklegen, den Energiebedarf also um mehr als das 1,3fache erhöhen, weil sie pro gefahrenen km mehr Treibstoff benötigen als ein PKW.

Anhand dieser Überlegungen kann es nur 3 Schlussfolgerungen geben:
  • Der Energiebedarf im PKW-Verkehrssektor muss drastisch reduziert werden (siehe Energie2), entweder durch eine Verringerung der Gesamtfahrstrecke, oder durch die Einführung energiesparender PKW, wobei die sog. Hybrid-Fahrzeuge (sog. HEV) nur einen sehr kleinen Schritt auf diesem Weg bilden.
  • Deutschland setzt daher eher auf reine Elektrofahrzeuge (sog. BEV). Aber auch das ist keine Lösung: Für die Wandlung von Wind-/Sonnenenergie in elektrische Energie werden ebenfalls große Flächen benötigt.
  • Deutschland ist angewiesen auf einen globalen, funktionierenden Energiemarkt. Die Idee, wir könnten unsere Energieprobleme auf nationaler Ebene lösen, führt in die Sackgasse.

Der nationale Bioenergiemarkt in den Vereinigten Staaten von Amerika


Die USA besaßen, nach Angaben der BP, im Jahr 2019 einen Primärenergiebedarf von ca. 2.9 · 1013  kWh a-1, übertrafen also den Primärenergiebedarf von Deutschland um mehr als das 8fache. Fast 40% des amerikanischen Primärenergiebedarfs, also etwa 11 · 1012  kWh a-1, werden mithilfe des Erdöls gedeckt. Und damit sind die Verhältnisse in den USA vergleichbar mit den deutschen Verhältnissen. Aber die USA deckten 2019 ihren Erdölbedarf i.W. durch Eigenproduktion (9.8 · 1012  kWh a-1), sie sind also weitaus  geringer von Erdölimporten abhängig als Deutschland, wo praktisch kein Erdöl gefördert wird. Ich bezweifele aber, dass dieser Standortvorteil auf Dauer bestehen bleibt: Fossile Erdölquellen (auch die unkonventionellen) müssen versiegen. Und dann haben die USA ähnliche Probleme wie Deutschland schon heute. Werden auch die Lösungen ähnlich sein?

Dazu muss man sich die Bedarfssektoren für Erdöl anschauen, wie sie in der Abbildung rechts dargestellt sind: Der größte Bedarf wird durch den Sektor Verkehr verursacht. In der gleichen Abbildung ist auch gezeigt, wie der Sektor Verkehr gegliedert ist. Von den 76% Anteil, die den Landverkehr ausmachen, müssen 34% dem Pkw-Verkehr und 25% dem Verkehr mit leichten LKW zugerechnet werden. Zu letzterem zählen auch die  in den USA so beliebten SUV ("Sports Utility Vehicle"). Etwa 2/3 der leichten LKW werden,  ebenso wie die PKW,  mit Otto-Motoren angetrieben. Die restlichen 17% beziehen sich auf den Verkehr mit schweren LKW, die fast ausschließlich mit Diesel-Motoren angetrieben werden. Aus diesen Angaben lässt sich ableiten, dass ca.
3.8 · 1012  kWh a-1
an Primärenergie in den USA benötigt werden, um den mit Otto-Motoren angetriebenen Verkehr aufrecht zu erhalten.

Derzeitige Struktur des Erdölbedarfs und des Verkehrssektors in den USA 

Ist dieser Bedarf für den Verkehr exzessiv? In der Tabelle rechts ist angegeben, wie groß die Anzahl der Kraftfahrzeuge in den USA ist, welche Streckenlänge jedes Fahrzeug im Mittel jährlich zurücklegt und wie hoch der dabei entstehende Treibstoffbedarf ist. Die Fahrleistungen sind ähnlich zu denen in Brasilien und sicherlich höher als die in Deutschland. Dies liegt natürlich an den viel längeren Distanzen, die in solch großen Flächenstaaten wie den USA oder Brasilien zurückzulegen sind.
Fahrzeugtyp
Anzahl
Fahrleistung
 pro Kfz (m a-1)
Treibstoffbedarf
(l pro 100 km)
PKW
140 · 106 19.6 · 106 10.4
leichte LKW
85· 106 18.3 · 106 13.4
schwere LKW
8 · 106 43.6 · 106 40.1

Der Treibstoffbedarf ist nur wenig höher als der in Deutschland, wo ein PKW im Mittel eine Benzinmenge von 8,8 l pro 100 km oder eine Dieselmenge von 7,3 l pro 100 km benötigt.

Die Gegebenheiten im Kraftfahrzeugverkehr der USA sind keineswegs so verschieden von denen in Deutschland, dass man nicht versucht sein könnte, die amerikanischen Energieprobleme dadurch zu lösen, dass man die deutschen Verhaltensweisen übernimmt, wie es von so manchem Repräsentanten deutscher Überheblichkeit propagiert wird. Denn auch die Vorschläge, um diese Probleme zu lösen, sind in beiden Ländern sehr ähnlich. In einer Senatsanhörung im November 2005 wurden die amerikanischen Vorschläge wie folgt definiert:
  1. Energiesparmaßnahmen, die eine Reduktion des Kraftfahrzeugbestands und seines Energiebedarfs zum Ziel haben. Letzteres verlangt neue Techniken im Kraftfahrzeugbau, durch die eine wesentliche Gewichtsreduktion der Fahrzeuge erreicht wird.
  2. Förderung des Umstiegs vom Kraftstoff auf Erdölbasis zu einem auf Alkoholbasis, der sich aus Biomasse produzieren lässt.
  3. Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Kernenergie mit folgenden Zielen:
    • Umstellung des Kraftstoff getriebenen Individualverkehrs auf einen elektrisch getriebenen Kollektivverkehr.
    • Ersatz von mineralischen Treibstoffen durch Wasserstoff, der sich mithilfe von Elektrolyse aus Wasser erzeugen lässt.
Bis auf den 3. Punkt sind diese Vorschläge ähnlich zu den Überlegungen, die auch in Deutschland angestellt werden. Aber bieten die USA auch eine Basis, und zwar eine bessere Basis, für die Verwirklichung dieser Pläne?

Wir gehen davon aus, dass die klimatischen Verhältnisse in den USA nicht sehr verschieden von denen in Deutschland sind und dass für die Produktion von Ethanol die gleichen Methoden verwendet werden wie in Deutschland. Nimmt man als Methode z.B. den Zuckerrübenanbau, dann wird eine Anbaufläche von
A = 3.8 · 1012 / I = 1.5 · 1012 m2
benötigt, um den gesamten Treibstoff für die Otto-Motoren in den USA zu decken.

Die Landoberfläche der USA beträgt ca. 9.2 · 1012 m2, von denen 3.6 · 1012 m2 als landwirtschaftliche Produktionsfläche (41% Ackerland und 59% Weide- und Grünland) und 1.6 · 1012 m2 als Waldfläche ausgewiesen sind. Diese Zahlen machen sofort deutlich:
Die USA sind einer Lösung ihres Energieproblems auf nationaler Ebene viel näher als Deutschland.
Unter der Annahme, dass die Nahrungsmittelüberproduktion in den USA, wie im Mittel in allen ve-Ländern, eine prozentuale Größe von 30% besitzt, könnten die USA schon heute etwa 70% ihres Ethanolbedarfs auf dieser, im Prinzip zur Verfügung stehenden Fläche decken. Und weitere Sparmaßnahmen würden diesen Anteil schnell auf 100% ansteigen lassen. Die Gründe für diese herausgehobene Position sind die große Landfläche, die weit fortgeschrittene Industrialisierung  und die geringe Bevölkerungszahl der USA. Auch bei anderen Formen erneuerbarer Energien spielen diese Tatsachen eine bedeutende Rolle und geben den USA einen klaren Standortvorteil im Energiemarkt gegenüber anderen Ländern, wie z.B. den Ländern der EU.

Die vorgestellten Ergebnisse machen nur eine Aussage über die prinzipiellen Möglichkeiten, welche die USA besitzen und die in dem Lovins-Report3) des Rocky-Mountain-Institute im Detail diskutiert werden. Auf diesen Report werden wir an anderer Stelle noch ausführlicher eingehen. In den USA wurden bis Ende 2008 mehrjährige Erfahrungen mit der Produktion und Verwendung von Bioethanol gesammelt. Dabei hat sich der anfängliche Enthusiasmus für diese erneuerbare Energie recht schnell in tiefe Skepsis verwandelt. Diese hat ihre Ursache in den ausgesprochen negativen Eigenschaften von Bioethanol:
  1. Ethanol ist wasserlöslich. Um reines Ethanol zu erhalten, muss es von seinem Wasseranteil getrennt werden, welcher nach der Fermentation immer vorhanden ist. Dies ist ein Prozess, der sehr viel Energie erfordert. Außerdem werden dadurch der Transport und die Lagerung von Bioethanol mithilfe der existierenden Infrastruktur für Rohölprodukte unmöglich, eine neue Infrastruktur müsste unter großen Kosten neu errichtet werden.
  2. Die Energiedichte von Bioethanol ist um ca. 40% kleiner als die von Benzin. Das bedeutet, Kraftfahrzeuge müssten mit einem fast doppelt so großen Tank ausgestattet sein, um mit einer Tankfüllung die gleichen Fahrstrecken zu bewältigen wie heutige Kraftfahrzeuge.
  3. Die größten Probleme sind aber wohl ökologischer Natur. Neben der Verknappung des menschlichen Nahrungsmittelangebots führt der Pflanzenanbau für die Ethanolproduktion zu einer Verarmung landwirtschaftlicher Nutzflächen, verursacht durch die Reduzierung der Humusbildung, die Entleerung von Wasserressourcen und den verstärkten Einsatz von künstlichen Düngern.
Aufgrund dieser Erfahrungen gibt es in den USA Pläne, die Produktion von Bioethanol durch die von Biobutanol zu ersetzen. Denn wenigstens die Punkte 1. und 2. sollten dann nicht mehr von gleicher Bedeutung sein.

Darüber hinaus kämpfen auch die USA, wie Brasilien, mit Klimaproblemen, die sich allerdings hier nicht so einfach mit der nationalen Biomassenutzung verbinden lassen. Sie könnten auch auf globale Veränderungen zurückzuführen sein, für die wir alle verantwortlich sind.


1) Wegen der Konflikte, die zwischen den Worten des alltäglichen Sprachgebrauchs und denen bestehen, welche die physikalischen Größen samt ihrer Maßeinheiten eindeutig definieren, wird auf die entsprechenden Diskussionen in Energie2 verwiesen.
2) Da der Nutzungsgrad anhand der empirischen Daten von Brasilien berechnet wurde, berücksichtigt er auch die Energieanteile, die durch den Anbau und Verarbeitung der Zuckerrüben entstehen (siehe hierzu auch den folgenden Report).
3) Dieser Report wurde aus dem Internet genommen, warum wohl? Ersatz findet man hier.