Ergänzungen | |
Anfang 2022: | Daten update |
Viele halten die
Mobilität, d.h. die uneingeschränkte, motorisierte
Bewegung, für ihr persönliches Grundrecht, obwohl sie als
solches nicht in der deutschen, und wohl auch in keiner
anderen, Verfassung erwähnt wird. Die Väter der Verfassung
haben sehr weise gehandelt, denn es gibt kein besseres
Beispiel dafür, wie menschliches Wunschdenken durch
natürliche Gesetze eingeschränkt ist1).
Bedeutet die Erfüllung eines Grundrechts die Verletzung
natürlicher Gesetze, so wird eher das Grundrecht
unwirksam, als dass sich die Natur verändert. Und daher
ist durchaus zu erwarten, dass sich die Bedeutung der
Mobilität in unserem Lebensumfeld stark verändern, d.h.
verringern wird. |
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In Energie2
wurde ausgeführt, dass der Sektor Mobilität in seiner
Struktur äußerst heterogen ist, aber gleichzeitig wohl
auch über ein sehr hohes Sparpotenzial mit Hinsicht auf
die fossilen Energieträger verfügt. Mit der Verknappung
von Erdöl und Erdgas ist zu erwarten, dass dieses
Potenzial auch ausgeschöpft wird und diese Energieträger
nur teilweise durch elektrische Energie ersetzt werden
können. Bei dem öffentlichen Teilbereich des Landverkehrs
bietet dies keine prinzipiellen Probleme, es erfordert
lediglich die Bereitstellung der erforderlichen
Investitionsmittel für Strukturverbesserungen. In Europa
ist das Schienenverkehrsnetz, innen- und außerstädtisch,
bereits sehr gut ausgebaut. In den USA bestehen
ausgearbeitete Pläne,
dies möglichst schnell nachzuholen. Auch an den
Möglichkeiten, den öffentlichen Nahverkehr effizienter zu
machen und gleichzeitig den individuellen Wünschen
anzupassen, wird gearbeitet.
Alle diese Initiativen haben das Ziel, den Energiebedarf
im Sektor Verkehr (z.Z. ca. 30% des
Primärenergiebedarfs) zu verringern, was nur durch eine
Verringerung der Anzahl der Landfahrzeuge erreicht wird. |
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Anders sieht es beim öffentlichen Luftverkehr aus, wo sich zunächst die Möglichkeiten anbot, die Biomasse als Basis für den Kraftstoff einzusetzen. Da die Nutzung der Biomasse als Energieträger prinzipiell äußerst problematisch ist, wird jetzt die Option "synthetische Kraftstoffe" diskutiert. Dabei handelt es sich um Kohlenwasserstoffe, die aus Abfällen (z.B. Plastik) mithilfe chemischer Prozesse und erneuerbarer Energien erzeugt werden sollen. Theoretisch möglich, aber es fehlt die Analyse der Prozesskosten. Daher muss man davon ausgehen, dass der Luftverkehr in Zukunft sehr teuer und daher in seiner jetzigen Bedeutung schrumpfen wird. Falls nicht verursacht durch menschliche Einsicht, dann durch die wesentlich höheren Kosten. | ||
Sparmaßnahmen, bzw. Reduktionen im Individualverkehr stoßen fast immer auf Ablehnung in der Öffentlichkeit. Von Politikern wird daher oft auch die Möglichkeit hervorgehoben, den herkömmlichen Brennstoffmotor durch alternative Antriebstechniken zu ersetzen. Wie in Kap.3.8 geschildert, bietet sich dafür besonders der elektrische Antrieb an, d.h., die heute noch fahrenden PKWs sollen durch Elektrofahrzeuge (EV = electric vehicle) ersetzt werden. Ganz klar, dies ist keine Sparmaßnahme, sondern nur ein Austausch der Antriebstechnik. Darüber hinaus hatten diese Austauschprogramme bisher wenig Erfolg: 2020 betrug der EV-Anteil (ohne Kraftstoffmotor) an den zugelassen PKWs
Die 3 Länder mit dem höchsten Anteil an EVs in ihren PKW-Flotten waren in 2021:
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Die rasche Einführung von EVs scheiterte weltweit bisher an der geringen Energiedichte von verfügbaren Akkumulatoren, welche die Reichweite von Elektrofahrzeugen begrenzt. Der VW ID.3 z.B. besitzt einen Li-Akku mit einer Kapazität von max. 82 kWh und erreicht damit eine Reichweite von 390-550 km, je nach Fahrweise. Der Akkumulator allein verursacht geschätzte Kosten in Höhe von 8000-9000 €. Eine bessere Akzeptanz versprechen nur Entwicklungen zur Steigerung der Energiedichte und, damit verbunden, der Kostenreduktion der Akkumulatoren. Eine Möglichkeit wäre z.B., das eher selten vorkommende Li durch Al oder Zn zu ersetzen, eine Technik, die unter Laborbedingungen bereits gelungen ist. Aber z.Z. sieht es nach einem schnellen Fortschritt auf diesem Gebiet nicht aus. Daher werden von vielen Autofirmen schon jetzt EV-Fahrzeuge mit Li-Akkus angeboten. Eine alphabetische Liste dieser Firmen findet sich hier. Auf die technische Realisierung des EV wird in einem Sonderkapitel eingegangen. | ||
Ganz allgemein
gilt, dass der Preis für ein EV um so höher ist, je größer
seine elektrische Reichweite ist, also je größer der
Akkumulator ist. Das folgt auch aus den Verkaufszahlen
in den USA: Von den BEVs ist seit seiner Einführung
2017 der Tesla "Model3" mit einem noch tolerablen Preis
von ca. 46 Tsd. USD am meisten verkauft worden, von den
PHEVs steht der Chevrolet Volt (in Deutschland unter dem
Namen "Opel Ampera" bekannt) an 1. Stelle. Voraussichtlich werden die USA und China auch die ersten Staaten sein, in denen EVs in größerem Umfang im Verkehr eingesetzt werden. Das hat 4 wesentliche Gründe: 1. Umweltprobleme. Besonders in China leidet die Bevölkerung unter Schadstoffemissionen aufgrund des steigenden Energiebedarfs. Ein Mittel, diese zu reduzieren, ist die Abkehr von der Nutzung fossil biogener Treibstoffe, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die anstelle genutzte elektrische Energie aus nicht-emittierenden Quellen stammt. Ist das nicht möglich, müssen Emissionsquellen aus Wohngebieten ins Umland verbannt werden (wohl der eigentliche Grund). 2. Ölabhängigkeit. Die USA und China als Weltmächte werden alle Anstrengungen unternehmen, um die Abhängigkeit von Erdölimporten zu verkleinern und so der Gefahr von Erpressungsversuchen seitens ausländischer Staaten zu entgehen. Dieses Motiv war schon der Auslöser für den Lovins-Report, hat aber seit Erschließung der Erdöl-shale-Vorkommen in den USA an Bedeutung verloren. China will dies durch den Ausbau der Kernenergie erreichen. 3. Öffentlicher Verkehr. Abgesehen vom Luftverkehr ist das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel in den USA und China dünn, wenn man es mit deutschem Standard vergleicht. Bei der Mobilität besitzt der private Verkehr daher im Prinzip eine viel größere Bedeutung als in Deutschland. 4. Flächennutzung. Aufgrund ihrer Größe ist die Flächennutzung in den USA und China viel extensiver als z.B. in Deutschland. Schon mittlere Städte erstrecken sich über weit ausgedehnte Wohn- und Wirtschaftsgebiete und erfordern ein hohes Maß an Mobilität von ihren Bewohnern. Bei anderen Faktoren, wie z.B. dem Energiebedarf oder Klimaschutz, sind die Vorteile der privaten Nutzung von Elektrofahrzeuge eher gering, wenn nicht sogar Nachteile entstehen. USA
Klimaschutz Natürlich hängen die Schadstoffemissionen vom Kraftwerkstyp ab. Betrachtet man, welche Energieträger für die Versorgung mit elektrischer Energie in den USA seit 2005 (siehe Abb. oben rechts) eingesetzt wurden, dann ergibt sich deutlich der vernachlässigbare Beitrag von erneuerbaren Energien (mit der USA-spezifischen Ausnahme der Wasserkraft) und dem langsamen Ersatz der Kohle durch das Erdgas. Die CO2 Emissionen zum Betrieb der EV Flotte werden dadurch nicht wesentlich verringert, wenn man diese vergleicht mit denen eines modernen Dieselfahrzeugs (siehe VW XL1). Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass erneuerbare Energien die Rolle von Kohle und Erdgas in absehbarer Zukunft übernehmen könnten, ganz abgesehen davon, dass dadurch der entsprechende Primärenergiebedarf aufgrund der fluktuierenden Einspeisung der erneuerbaren Energien um einen Faktor >3 erhöht werden würde, da Energiespeicher fehlen. Um die Akzeptanz von EVs zu erhöhen, wird immer wieder betont, dass ihr Anschluss an das öffentliche Elektrizitätsnetz auch zur Dämpfung dieser Fluktuationen genutzt werden könnte. Dazu müsste deren Besitzern natürlich finanzielle Anreize geboten werden. Aber eine kürzlich publizierte Studie stellt fest, dass unter diesen Umständen die Nutzung der EV-Flotte zur Energiespeicherung (V2G) nur eine eingeschränkte Option darstellt. Man erhält daher den Eindruck, dass Energiebedarf und Klimaschutz bei der Einführung von Elektrofahrzeugen eine untergeordnete Rolle spielen, sondern dass befürchtete Engpässe in der Kraftstoffversorgung und die Emissionsverlagerung die ausschlaggebenden Motive sind. Denn auch mit den für 2030 vorhergesagten ca. 5% der gesamten Fahrzeugflotte in den USA - und in den meisten anderen Ländern sieht es wahrscheinlich nicht anders aus - hätte dies einen nur geringen Einfluss auf den Bedarf nach fossilen Kraftstoffen und den damit verbundenen CO2 Emissionen. |
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BRD
Aber die Zeit drängt. Denn wie schon berichtet, waren bis Ende 2021 nur ca. 569 Tsd. EVs in Deutschland zugelassen, und in 10 Jahren soll sich diese Zahl mindestens verzwanzigfachen! Bisher wurden die meisten EVs auf Firmen zugelassen, die sich selbst mit der Elektromobilität beschäftigen, und weniger auf Privatpersonen. Um dies zu ändern, wurde ab 8.5.2016 der Kauf von EVs mit einer Prämie subventioniert. In den Jahren 2020-2021 hat dies aber die Zulassung derartiger PKW nicht wesentlich gesteigert. Und die AMPEL-Koalition plant ohnehin, Ende 2022 die bislang gültigen Förderrichtlinien zu ändern. |
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1) Jeder, der sich von A über B zurück nach A bewegt, "verbraucht" (nach medialem Sprachverständnis) Energie, obwohl die Bewegung allein den Endzustand A gar nicht vom Anfangszustand A unterscheidet. Ein Nachdenken über dieses nur scheinbare Paradoxon eröffnet den Weg zu einem tieferen Verständnis der Stellung, welche die Energie in der Natur einnimmt. 2) Diese Rechnung setzt voraus, dass die Anzahl der Fahrzeuge bei gleicher Leistung konstant bleibt. Diese Voraussetzung zu machen, ist nicht unvernünftig, weil bei einer Anzahlvergrößerung die Leistung gleichzeitig zurückginge. 3) Im Jahr 2022 sind die Kraftstoffpreise aufgrund des Kriegs in der Ukraine drastisch gestiegen, so dass die AMPEL-Koalition darüber nachdenkt, diese zu subventionieren, was natürlich der schnellen Einführung von EV zuwider läuft. |