Die ve- und we-Länder

Ihre Entwicklung sollte durch das System von gekoppelten Differentialgleichungen (gen. Gleichungssystem) annähernd beschrieben werden, auch wenn dieses nur sehr einfach gestaltet ist. Allerdings muss eine fundamentale Voraussetzung erfüllt sein:
Der Zugang zur Energie ist das entscheidende Kriterium und beeinflusst direkt
nur die Entwicklung der Bevölkerungszahlen.
In dem Hauptkapitel sind die Anfangsparameter zur Lösung des Gleichungssystems so gewählt worden, dass die Konsequenzen unmittelbar sichtbar werden. Mit der Anpassung der Anfangsparameter an die Realitäten sollte es möglich sein, die tatsächliche Entwicklung besser vorhersagen zu können. Diese Anpassung wurde vorgenommen für:

  • Die optimale Energie, um den Beitrag der unkonventionellen Energieträger zu berücksichtigen
    PEB0 = 17.5 · 1013 kWh a-1.
  • Die Anzahl der Lebendgeburten in den we-Gesellschaften
    nb = 3.5.
  • Den Einfluss der Energieverknappung auf die Todesrate in den we-Gesellschaften
    = 30 a-1.
Mit diesen neuen und den nicht modifizierten alten Anfangsparametern ergibt die Lösung des Gleichungssystems im Hauptkapitel eine prognostizierte Entwicklung der Bevölkerungszahlen und des Primärenergiebedarfs in den ve- und we-Ländern, wie sie in den Abbildungen rechts dargestellt ist. Folgendes ist bemerkenswert:


Entwicklung der ve- und we-Länder bei einer Energieverknappung um das Jahr 2050.
  1. Der Anstieg der Bevölkerung und ihres Wohlstands führt spätestens um das Jahr 2050 zu einer Energieverknappung mit drastischen Konsequenzen.
  2. Nach diesem Zeitpunkt werden die Bevölkerungszahlen in den we-Ländern schnell, in den ve-Ländern nur langsam zurückgehen mit der Aussicht, dass sich beide nach 2100 ziemlich angeglichen haben werden.
  3. Während des gesamten betrachteten Zeitraums sinkt der Primärenergiebedarf in den ve-Ländern, was i.W. eine Folge der steigenden Energieeffizienz ist und weniger eine Folge der leicht sinkenden Bevölkerungszahl.
  4. Während des gesamten betrachteten Zeitraums steigt der Primärenergiebedarf in den we-Ländern, wobei nach Mitte des 21. Jahrhunderts die Zuwächse offensichtlich nur noch aus den Einsparungen in den ve-Ländern gespeist werden.
Die abrupten Übergänge zur Mitte des 21. Jahrhunderts, welche in den Abbildungen oben zu sehen sind, sind der Struktur des Gleichungssystems geschuldet, das streng deterministisch ist und keine Schwankungen oder Varianzen kennt. Insofern ist auch die Maximalzahl von ca. 10 Mrd. Menschen auf der Erde nur ein Schätzwert.

Eine ganz wichtige Frage ist, ob es innerhalb der betrachteten 100 Jahre gelingt, den Wohlstandsunterschied zwischen den ve- und we-Ländern zu verringern und wenn ja, um wieviel. Die Antwort ergibt sich aus der Tabelle unten, welche die entsprechenden Zahlenwerte für das Ausgangsjahr(2000) und das Endjahr(2100) zeigt.
Unter den hier gemachten Annahmen würde in den 100 Jahren der Wohlstand in den we-Ländern um das 19fache steigen, in den ve-Ländern dagegen nur um das 2.7fache. Am Ende wären trotzdem die Bürger in den we-Ländern immer noch 3mal ärmer als die in den ve-Ländern: Es ist eben sehr schwierig, die anfänglich vorhandenen Ungleichgewichte auszugleichen, zumal dafür ein uneingeschränkter Energiezugang vorhanden sein müsste.
Jahr

n(Mrd.)
BIP/n
(Tsd. US$)
2000
ve-Länder 1.5
20
we-Länder 4.5
1
2100
ve-Länder 1.0
54
we-Länder 3.0
19
Wohlstandsentwicklung zwischen 2000 und 2100.
Ich kann mir denken, dass einige Leser jetzt einwänden werden, ich hätte die erneuerbaren Energien überhaupt nicht berücksichtigt, welche ja - nach Mehrheitsmeinung - unbeschränkt zur Verfügung ständen. Aber dies ist keine Nachlässigkeit, sondern wohl begründet: An anderer Stelle habe ich nämlich gezeigt, dass mit erneuerbaren Energien sich kein Wohlstand generieren lässt. Und das bringt mich zu einem letzten Einwand: Ich hätte die Konsequenzen einer Energieverknappung auch allein auf die Wohlstandsentwicklung beziehen können (und nicht allein auf die Bevölkerungsentwicklung). Das würde bedeuten, der Wohlstand der ve-Ländern fiele zurück auf das niedrige Niveau in den we-Ländern, wir wären also alle gleich arm. Damit ließe sich eine Energieverknappung sicherlich vermeiden. Aber ist das das Ziel der Menschheit?