Wie
reagiert die deutsche Gesellschaft auf die sich
abzeichnende Energiekrise?
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Der Anlass,
dieses Kapitel hinzuzufügen, ergibt sich aus dem
augenblicklichen Zustand der deutschen Gesellschaft,
welche mehrheitlich glaubt, eine vermeintliche
"Klimakrise" bekämpfen zu müssen, durch ihr unüberlegtes
Handeln aber wohl demnächst einer "Energiekrise"
gegenüberstehen wird.
Eine Unterorganisation der Vereinten Nationen - das
UNFCC mit seinen vom IPCC
herausgegebenen Berichten - ist der Organisator einer
Reihe von Klimakonferenzen, die sich mit den Folgen der
Klimakrise und möglichen Maßnahmen gegen menschliches
Fehlverhalten (der vermeintlichen Ursache der Klimakrise)
beschäftigen. Die letzte, große Klimakonferenz fand 2015
in Paris
statt, sie hat zwar Absichtserklärungen der in der UNO
vertretenen Nationen produziert, aber keine verbindlichen
Zusagen. Besonders umstritten ist der Artikel 9.5 des
Paris-Protokolls1), der die ve-Länder
verpflichtet, ab 2020 jährlich 100 Mrd. USD an die we-Länder zu zahlen,
damit diese den Folgen der Klimakrise begegnen können.
Grundlage für diesen Artikel war die mehrheitliche
Ansicht, dass die ve-Länder
allein für die Folgen der Klimakrise und daher auch für
deren Lösung verantwortlich seien und folglich
Reparationen zu zahlen haben.
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Dieser Ansicht sind auch
viele der weltweit agierenden NGOs2), welche
eher auf der Seite der we-Länder
stehen und deren Forderungen nach finanziellen
Kompensationen demonstrativ vertreten und gleichzeitig den
Ausstieg aus den fossilen Energien in den ve-Ländern
fordern (und diese damit ihrer finanziellen
Leistungsfähigkeit berauben). Dabei ist dies viel zu
einfach gedacht und es zeugt sicherlich nicht von tieferer
Einsicht, wenn Forderungen von Organisationen vertreten
werden, für welche diese keine Verantwortung übernehmen
müssen und deren Realisierbarkeit auch nicht hinterfragt
wird. Denn die eigentliche Ursache für viele Probleme in
der Welt ist das ungehemmte Anwachsen der Weltbevölkerung,
und dieses findet fast ausschließlich in den we-Ländern statt.
Seit dem Referenzjahr 1990 wird die Weltbevölkerung bis
zur Mitte des 21. Jahrhunderts um das 1.9fache zugenommen
haben, der Ausstoß von Treibhausgasen müsste aber bis
dahin um mehr als 47% weltweit reduziert sein, nur um den
Status quo zu wahren (siehe hierzu auch das Kap. 5.4). Aber auf die
Bedeutung des Bevölkerungswachstums hinzuweisen und
Gegenmaßnahmen zu fordern, würde nur einen Sturm globaler
Entrüstung erzeugen. Und dieses Unvermögen, die
tatsächlichen Ursachen zu benennen, empfinden und
verunsichert3) demokratische Gesellschaften in
der Welt und bringt die sie tragende Ordnung in
Misskredit, bis (und da hat Frau Merkel4)
recht) diese Ordnung kollabiert. Zu erkennen an den
Wahlergebnissen weltweit, aber auch an Forderungen nach
einer Transformation
der bestehenden Ordnung. Aber wie soll diese
Transformation, die immer auch eine Transformation der
bestehenden Energieversorgungssysteme beinhaltet,
bewerkstelligt werden?
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Z.B. durch die Hintertür,
indem die Klimapolitik zur wichtigsten Aufgabe von
Regierungen in den ve-Staaten avanciert, während
sie in we-Staaten laut UN-Umfrage
von nur minimaler Bedeutung ist. Die Befürworter dieser
Politik (vertreten durch das IPCC) gestehen
selbst ein, dass sie damit das Ziel verfolgen, den
Wohlstand der ve-Länder in die we-Länder
umzuleiten, was wenig mit Klima, aber mehr mit Soziologie
zu tun hat. Denn einer der fundamentalen Missgriffe ist
sicherlich, dass physikalische Probleme - wie die
Energieversorgung - hauptsächlich auf der soziologischen
(sprich ökonomischen) Ebene behandelt werden. Es ist
unstrittig, dass die Verfügbarkeit von Energie die Basis
für wirtschaftlichen Erfolg ist, dessen Wert von Ökonomen
mithilfe einer Geldeinheit, meistens USD, spezifiziert
wird. Der Zusammenhang zwischen Energie und Geldwert ist
aber nicht umkehrbar, d.h. er ist irreversibel. Ein Mehr
an Geldwert hat nicht zwangsläufig ein Mehr an Energie zur
Folge5). Hier werden wir unmittelbar mit der
Existenz von irreversiblen Prozessen konfrontiert, welche
sämtliches Geschehen in der Natur dominieren6),
und die das Energieproblem auf die Ebene verweisen, in die
es gehört, nämlich in die naturwissenschaftliche (sprich
physikalische) Ebene. Auf dieser Ebene sind die Kosten für
Energie gemäß dem Manuskript Energie4
auch keine Verbrauchskosten (die Energie wird nicht
verbraucht), sondern Produktionskosten (die Entropie wird
produziert).
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Daher
stellt sich jedes Energieproblem als ein eigentliches
Entropieproblem dar:
Entropieproduktion
ist die Voraussetzung für alle irreversiblen
Prozesse, eingeschlossen der menschlich
verursachten.
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Jedesmal entsteht
Entropie, wenn die Energie von der einen Form in eine
andere Form gewandelt wird. Diese Wandlungsfähigkeit
der Energie ergibt ihre eigentliche Bedeutung, denn
Energie wird auch in irreversiblen Prozessen nicht
verbraucht, sondern ihre Menge bleibt erhalten, sie
ändert allerdings ihre Form. Die Natur mit ihren
ausschließlich irreversiblen Prozessen ist ein
wundervolles Beispiel für diesen Mechanismus, in Kap. 6.2 sind wir darauf
eingegangen. In der Geschichte der Erde war dieser
Mechanismus für die Entstehung des Lebens
verantwortlich und er ist auch bis in die letzte Zeit
ohne Folgen für die Umwelt geblieben. Dies muss man
als einen einmaligen Glücksfall betrachten, basierend
auf der Speicherung der Solarenergie in Form von
fossil biogenen Energieträgern.
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Während dieses, Millionen
von Jahren andauernden Speichervorgangs haben zwei
ganz entscheidende Energiewandlungen stattgefunden:
- Solarenergie wurde in chemische Energie mit
ihrer 1016mal größeren Energiedichte
(verglichen mit der Solarenergie) gewandelt.
- Die Energiereserven wurden an zentralen Orten
auf der Erde gespeichert, während die Solarenergie
(verglichen mit den fossil biogenen
Energieträgern) im Wesentlichen über die gesamte
Erdoberfläche gleich verteilt ist.
Diese besonderen Eigenschaften der fossilen
Energieträger haben in den letzten beiden
Jahrhunderten die technische Entwicklung und das
industrielle Wachstum initiiert, welche heute noch die
Basis für die menschliche Wohlfahrt bilden, und aus
denen sich zwei entscheidende Konsequenzen ergaben:
- Zum einen garantierten sie, dass in den
natürlichen Energie-/Entropiehaushalt nicht direkt
und auch nur minimal vom Menschen eingegriffen
wurde, wobei sich die Zusammensetzung der
Erdatmosphäre um nur 0.005% veränderte. Man sollte
sehr vorsichtig sein, diese geringfügige
Veränderung als den alleinigen Grund für die
Erhöhung der mittleren Erdtemperatur anzusehen.
Auf der anderen Seite
beeinflusst diese
Erhöhung den Energie-, bzw. Entropiehaushalt der
Erde unabhängig davon, was die Ursachen für die
Erhöhung sind.
- Zum anderen gaben sie der Menschheit das Gefühl,
dass mithilfe technischer Entwicklungen unsere
Energieversorgung auch in Zukunft jederzeit
gesichert sei. Diese weit verbreitete
Technikgläubigkeit ignoriert völlig die von der
Natur gesetzten Grenzen, denen alle technischen
Prozesse unterliegen. Welche technischen
Entwicklungen sind aber
vorstellbar bei
dem Versuch, unseren Lebensstandard zu erhalten,
auch wenn nur noch die erneuerbaren Energieträger
zur Verfügung stehen?
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Der
fundamentale
Unterschied zwischen fossilen und erneuerbaren
Energien ist nicht, dass erstere mehr und letztere
weniger Treibhausgase erzeugen, sondern dass
erstere ausschließlich der menschlichen
Gesellschaft zur Verfügung stehen, während die
Nutzung der letzteren erfordert, dass sich die
Menschheit in den Energie-/Entropiehaushalt der
Erde einordnet. |
Um es ganz banal zu erklären: Ein Vogel benötigt zum
Überleben kein Erdöl, wohl aber die Energie von der Sonne.
Die Nutzung erneuerbarer Energien bedeutet daher, dass wir
dem Vogel einen Teil seiner Lebensgrundlage entziehen.
Die natürlichen Eigenschaften erneuerbarer Energien sind
aber
- ihre extrem geringe Energiedichte, verbunden mit
einem meist sehr kleinen Nutzungsgrad für die Wandlung
in ihr
Primärenergieäquivalent,
- ihr dezentrales und zeitlich schwankendes Vorkommen,
das i.W. zur Wandlung in elektrische Energie genutzt
wird.
Diese mehr fundamentalen Aussagen waren notwendig um zu
verstehen, auf welche Energiekrise die deutsche
Gesellschaft zusteuert, falls die Klimapolitik ungehemmt
fortentwickelt wird. Zunächst der Istzustand, d.h. die
Entwicklung der deutschen Energieversorgung von 1990 bis
2017 und welchen Anteil daran die elektrische Energie
hatte.
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Entwicklung des deutschen Primärenergiebedarfs
(PEB, linke Skala) und des Anteils, den die
elektrische Energie an seiner Deckung hatte
(rechte Skala).
Falls man diese Entwicklungen
linear in das Jahr 2035 extrapoliert, so betrüge
zu diesem Zeitpunkt der
deutsche Primärenergiebedarf 3.3 PWh/a,
Anteil elektrischer Energie 21% (0.7 PWh/a).
Die lineare Extrapolation entspricht einer
natürlichen Entwicklung des jetzigen Zustands.
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Zusammensetzung Energieträger,
welche zur Versorgung mit elektrischer Energie
in Deutschland beitrugen. Es sind dies
1: Steinkohle, 2:
Braunkohle,
3:
Erdöl,
4: Erdgas
5: Kernenergie,
6: Wasserkraft,
7:
Windkraft,
8: Fotovoltaik,
9:
Biomasse,
10: Rest.
6-10 entsprechen erneuerbaren
Energien (grün), sie entsprachen einem
Gesamtanteil von 0.24 PWh/a im Jahr 2017 und
müssten 1 PWh/a im Jahr 2035 erreichen.
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Die Abbildung rechts zeigt, dass bis Anfang 2018 die
Windkraft und Fotovoltaik den größten Anteil an der
Versorgung mit erneuerbaren Energien hatten, beide gehören
aber zu den minderwertigen
Formen der Energie. Die Biomasse stellt einen
höherwertigen Anteil, aber dieser Anteil ist absolut
begrenzt: Ihre Nutzung ist klimaschädlich
und sie entzieht schon jetzt vielen Menschen in den we-Ländern die Lebensgrundlage.
Man sollte sich aber nicht der Illusion hingeben, dass die
Verwendung der anderen Formen von erneuerbarer Energie
keine Auswirkungen auf das Klima haben werden. Denn wegen
ihrer geringen Energiedichte muss ein viel größerer Anteil
der Erdoberfläche für die Energiewandlung reserviert
werden. Und die Erdoberfläche spielt bei der Ausbildung
des Wetters, und damit des Klimas, eine ganz entscheidende
Rolle.
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Dies sind, kurz
zusammengefasst, die Probleme einer zukünftigen
Energieversorgung. Und welche Lösungsvorschläge7)
hält die derzeitige deutsche Regierung bereit? Sie hat im
Jahr 2010 ihre Planungen in einem Energiekonzept
offen gelegt und später durch weitere Gesetzesvorlagen
ergänzt. Diese beinhalten im Wesentlichen vier Vorschläge:
- Die Beschränkung der Restlaufzeiten deutscher
Kernkraftwerken bis spätestens 20228).
- Der Ausbau der erneuerbaren Energien mit
gleichzeitigem Ausstieg aus der Kohlenutzung bis spätestens
2038.
- Die Umrüstung des Individualverkehrs von fossilen
Treibstoffen auf elektrischen Antrieb bis 2035.
- Die Steigerung der Energieeffizienz.
Die Punkte 1 und 2 verlangen, dass der Anteil erneuerbarer
Energien an der Elektrizitätsversorgung von derzeit ca.
38% bis 2035 auf ca. 86% steigen muss. Der Punkt 3. fügt
einen weiteren Elektrizitätsbedarf von ca. 0.45 PWh/a
hinzu, falls der Individualverkehr bis zum Jahr 2035 nicht
per Gesetz eingeschränkt werden soll. Dies ergibt, bei
natürlicher Entwicklung des Elektrizitätsbedarf (siehe
Abbildung oben links) einen Gesamtanteil von ca. 1 PWh/a,
den erneuerbare Energien zur deutschen Energieversorgung
leisten müssten (dargestellt als grüner Kasten in der
Abbildung oben rechts). Und anhand dieser grafischen
Darstellung lässt sich vermuten, dass dieses Ziel unter
den gemachten Annahmen (natürliche Entwicklung)
unerreichbar ist. Auf die Problematik der Nutzung
erneuerbarer Energien habe ich in diesen Manuskripten
mehrfach hingewiesen (siehe z.B. hier und hier).
Die Politik vertraut daher i.W. auf die Machbarkeit des
Punkt 4, der gleichbleibenden Wohlstand bei reduziertem
Energiebedarf garantieren soll. Dabei gibt es von Seiten
der Politik keine klare Definition, was eigentlich mit
Punkt 4 gemeint sein könnte.
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Nach der in diesen
Manuskripten benutzten Definition beschreibt die
Energieeffizienz den Schnittpunkt zwischen der
soziologischen und der naturwissenschaftlichen Ebene, also
zwischen Ökonomie und Physik. Insofern hängt die
Entwicklung der Energieeffizienz auch von den
Veränderungen auf dem Gebiet der Ökonomie ab, einem
Gebiet, das nicht eigentlich ein Gegenstand des
vorliegenden Manuskripts ist. Es ist allerdings auch zu
vermuten, dass die Politik mit dem Begriff "Steigerung der
Energieeffizienz" keineswegs Veränderungen im
ökonomischen, sondern hauptsächlich im physikalischen
Bereich meint, und diese sind der Gegenstand des
Manuskripts. Insbesondere stellt sich dann natürlich die
Frage, ob sich die Energieeffizienz steigern lässt,
wenn die fossilen durch erneuerbare Energieträger ersetzt
werden. Nach meinen Untersuchungen
ist eher das Gegenteil zu erwarten: Die Energieeffizienz
und damit der Wohlstand wird abnehmen. Aber die Natur des
Menschen ist so beschaffen,
dass er eher an eine unrealistische Hoffnung glaubt, als
die Realität zu akzeptieren.
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1) Dieses
Protokoll der Pariser Klimakonferenz
verpflichtet die bevölkerungsreichsten Nationen (China,
Indien) zu nichts, obwohl sie an den Zahlungen
partizipieren. Seit 2017 sind die USA aus dem Protokoll
ausgeschieden, wahrscheinlich aus genau diesem Grund.
2) Angebracht wäre wohl eher die Abkürzung NDO,
denn diese Organisationen besitzen keine demokratische
Legitimation, was sie ganz wesentlich von den Regierungen
der ve-Länder
unterscheidet.
3) Dazu tritt die Vermutung, dass die Motive
der Klimaforscher keineswegs immer so selbstlos und rein
wissenschaftlich sind, sondern dass es ihnen eher um den
bevorzugten Zugang zu staatlichen Fördermitteln geht.
4) Eine Bemerkung, gemacht auf dem G8 Gipfel
von der Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland von 2005
bis ...
5) Wäre dem so, ließen sich unsere
Energieprobleme einfach mithilfe einer Gelddruckmaschine
lösen. Die absurde Vorstellung, mit mehr Geld könne man
mehr Energie "erzeugen", ist im Übrigen der versteckte
Ansatz für ein Perpetuum mobile: Mithilfe von Energie
erhält man über den Umweg des Gelds noch mehr Energie.
6) Reversible Prozesse sind ein reines
Gedankenkonstrukt der theoretischen Physik und werden
benutzt, um die Veränderungen der Zustandsvariablen zu
berechnen. Dazu gehören z.B. die Erhöhung der Entropie in
irreversiblen Prozessen und der damit verbundene
Wirkungsgrad solcher Prozesse.
7) Man sollte sich keinen
Illusionen hingeben: Diese Vorschläge sind nicht das
Ergebnis einer sorgfältigen Analyse aller möglichen
Optionen, sondern das Resultat der öffentlichen Meinung in
Deutschland. Was und wer beherrscht aber die öffentliche
Meinung? Man geht wohl nicht fehl, wenn man die
Verantwortung bei der Vielzahl der Medien (TV, Radio,
Zeitungen, Internet) sieht, welche als öffentliche Meinung
fungieren und sie in subtiler Weise manipulieren, ohne
selbst mit allzu tiefen Kenntnissen belastet zu sein.
Insofern sich eine Regierung dieser Meinungsbildung
unterwirft, verabschiedet sie sich von der ursprünglichen
Form der Demokratie (unabhängige Bürger entscheiden in
freier Wahl über Erfolg oder Misserfolg ihrer Regierung)
und wechselt über zur Form der "Mediatur" (die Medien
bestimmen die politischen Ziele einer Regierung). Den
Bürgern bleibt dies allerdings nicht verborgen und
folglich nehmen sie an den Wahlen nicht mehr teil oder
wählen Protestparteien, wie die AfD in Deutschland.
8) Dass dies unsinnig ist, wird auch von
der deutschen
Gesellschaft langsam erkannt!
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