Emission von Treibhausgasen
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Die wesentlichen Quellen für Treibhausgase
(ca. 65%) entstehen bei der menschlichen Nutzung der
fossilen Energieträger, wie aus der Abbildung unten zu
erkennen ist.
Flussdiagramm der globalen
Treibhausgasemissionen im Jahre 2010 (aus dem
online-Magazin ECOFYS).
Die direkten Emissionen (direct emissions mit 34.6%)
haben ihren Quellen in der Agrarwirtschaft
(Tierhaltung), Forstwirtschaft (Holzeinschlag) und der
Abfallwirtschaft (Deponien).
Während direkten Auswirkungen in der Erdatmosphäre (z.B. die
Verdrängung anderer Gase wie Sauerstoff) praktisch nicht zu
bemerken sind, machen sich die indirekten Auswirkungen
durchaus bemerkbar, und zwar durch Veränderungen, die mit
dem Konzentrationsanstieg der Treibhausgase offensichtlich korreliert sind. Die
wichtigste und gefährlichste dieser Veränderungen ist der
Anstieg der Atmosphärentemperatur nahe der Erdoberfläche. Im
Zeitraum von 1980 bis 2010 ist diese Temperatur stetig
angestiegen, der Anstieg betrug
im Mittel ca. 1 oC in 62.5 Jahren.
Dieser Temperaturanstieg ist nicht gleichmäßig in allen
Gebieten der Erde zu finden, er trifft ausgewählte
Gebiete besonders stark und verursacht durch dieses
Ungleichgewicht extreme Wetterveränderungen. Vorrangig
ist dafür das Kohlendioxid (CO2) verantwortlich, das sich
nur äußerst schwer wieder aus der Atmosphäre entfernen
lässt, wenn seine Konzentration den für die Photosynthese
maßgeblichen Grenzwert übersteigt.
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Endlagerung
von CO2
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Im englischen Sprachraum wird
dieses Verfahren mit der Abkürzung CCS (carbon capture and storage =
Kohle-Abtrennung und -Lagerung) gekennzeichnet. Warum ist
diese Technik mit Problemen behaftet?
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In der
Abbildung rechts ist das Phasendiagramm von CO2
gezeigt. Aus diesem Diagramm ist zu erkennen, in
welchem Aggregatzustand sich das CO2 bei
einer bestimmten Temperatur T und einem
bestimmten Druck P
befindet. Man beachte, dass Temperatur und Druck in
den vorgeschriebenen SI-Einheiten (siehe Energie2)
angegeben sind. Unter den Normalbedingungen (grüner Kreis)
von T0
= 273 K und P0
= 1 bar befindet sich das CO2 daher in
gasförmigem Zustand und es kann nur als Gas
endgelagert werden. Bei den großen CO2-Mengen,
die bei der Verbrennung der fossil biogenen
Energieträger anfallen, kommen dafür nur große
Hohlräume in der Erdkruste in Frage, wie sie z.B.
bei der Erdöl- oder Erdgasförderung entstehen. Dies
bedeutet natürlich, dass Anlagen mit dieser CCS
Technik nicht zu weit von derartigen Hohlräumen
entfernt sein dürfen, damit die Kosten
der Endlagerung nicht vom CO2 Transport
dominiert werden.
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Das Phasendiagramm
von CO2.
Der grüne Kreis repräsentiert die
Lage der Normalbedingungen, der blaue Pfeil
die Zustandsänderung bei konstantem Druck, der rote
Pfeil die bei konstanter Temperatur |
An diesem Verfahren wird insbesondere in den USA geforscht,
weil aufgelassene Erdölfelder mithilfe des CO2
reaktiviert werden können und damit die Kosten für die
Endlagerung sinken. Zusammen mit privaten Investoren
hat die USamerikanische
Regierung beschlossen, derartige Projekte mit fast 1
Mrd USD zu fördern. Die reine Endlagerung in nicht mehr
aktiven Gas-/Ölfeldern wird seit 2019 von Norwegen vorangetrieben. Und anhand
dieses Projekts wird vielleicht auch ein Problem
offensichtlicher: Aus Erfahrung befürchtet man nämlich, dass
das Gas nach einiger Zeit aus diesen Hohlräumen wieder in
die Erdatmosphäre entweichen und eine große Gefahr sein
kann. In Afrika sind
auf diese Weise im Jahr 1986 etwa 1700 Menschen und 3500
Tiere umgekommen. Die Probleme der Endlagerung von CO2
sind also nicht unähnlich denen, die bei der Endlagerung
nuklearer Abfälle auftreten.
Gibt es eine Möglichkeit,
das CO2 in einer anderen Form nicht nur
endzulagern, sondern sogar nutzbar zu machen (CCU = carbon capture and utilization
(Kohle-Abtrennung und -Nutzbarmachung))? Im Prinzip
existieren mehrere Verfahren, ihre technische Realisierung
aber hängt von der Art der Kohleverbrennung ab:
- Verbrennung in reinem Sauerstoffgas. In diesem Fall
besteht das Abgas fast vollständig aus CO2,
der Abtrennungsprozess entfällt und CO2 kann
direkt endgelagert werden.
- Verbrennung in Luft. In diesem Fall muss das CO2
zunächst aus dem Abgas abgetrennt werden, bevor es
endgelagert werden kann.
Abtrennung und Nutabarmachung basieren auf denselben
physikalischen/chemischen/biologischen Mechanismen. Grob
zusammengefasst sind dies:
- Phasenumwandlung durch Druckerhöhung bzw.
Temperaturerniedrigung.
- Chemische Umwandlung in Karbonate.
- Chemische Lösung in Flüssigkeiten.
- Fotosynthese in geeigneten, auch genetisch veränderten
Bakterien bzw. Pflanzen.
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1. Das Phasendiagramm zeigt, dass bei
Normaldruck P0
und bei Temperaturen unterhalb von -100 oC
das CO2 in den festen Aggregatzustand übergeht (blauer Pfeil in der Abbildung oben).
Allerdings ist es viel zu kostspielig und riskant, in
einem Endlager für beliebig lange Zeiten eine derart
tiefe Temperatur aufrecht zu erhalten.
Bei konstanter Temperatur T0 wird sich das CO2
bei Druckerhöhung schließlich in den flüssigen
Aggregatzustand umwandeln (roter Pfeil in der
Abbildung oben). Dies eröffnet immerhin theoretisch eine
Möglichkeit der Endlagerung in tiefen
Gesteinsformationen. Auch im Meer bei Tiefen unterhalb
von 3000 m erreicht der hydrostatische Druck die
erforderlichen Werte. Es haben zahlreiche Versuche
stattgefunden, um diese Möglichkeit zu untersuchen. In
fast allen Versuchen hat sich gezeigt, dass CO2
mit dem Wasser zunächst ein Hydrat bildet, das eine
geringere Dichte als das Wasser besitzt, an die
Wasseroberfläche aufsteigt und dort wieder in Wasser und
gasförmiges CO2
zerfällt.
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2. Als Alternative bietet sich auch die
Umwandlung von CO2
in eine andere chemische Verbindung an, in welcher der
Kohlenstoff gebunden ist und die endgelagert werden kann.
Dies ist nicht einfach, denn:
- Die erforderlichen Elemente müssen in ausreichender
Menge in der Natur vorhanden sein.
Technisch verwirklicht ist die Umwandlung zu Na2CO3
(Soda) nach dem Solvay-Verfahren
2 (NaCl) + CaO + CO2 -->
Na2CO3 + CaCl2
Um also die jährlichen CO2
Emissionen von etwa 3.5 · 1012 kg/a nach
diesem Verfahren umzuwandeln, müssten jährlich ca. 9.3 · 1013
kg/a NaCl ( Kochsalz)
und 4.5 · 1013 kg/a CaO ( Ätzkalk)
bereit gestellt werden. Dies erscheint unmöglich: Die Jahresproduktion
von Kochsalz auf der Erde beträgt z.B. nur ca. 2.5 ·
1011 kg/a.
- Das CO2 Molekül ist sehr stabil und kann
nur mit viel Energie chemisch in ein anderes Molekül
umgewandelt werden.
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3. Kohlendioxid ist in einigen Flüssigkeiten
bei Normaltemperatur lösbar, bei Temperaturerhöhung wird das
Kohlendioxid wieder freigesetzt. Die bekannteste einer
derartigen Flüssigkeit ist die wässrige Lösung von Ethanolamin
(MEA = C2H7NO). Diese Substanz
gefährdet die menschliche Gesundheit (und damit die Umwelt)
und sollte wohl besser nicht zur CO2 Speicherung
eingesetzt werden.
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4. In vielen Aspekten am günstigen erscheint
die biologische
Umwandlung des CO2 aus Kraftwerken mithilfe
der Fotosynthese.
Auf diese Weise ergibt sich ein geschlossener Kreislauf mit
einer ausgeglichenen CO2-Bilanz. Allerdings ist
dieses Verfahren z.Z. noch viel zu teuer: Bei der Verwendung
von Lipoid bildenden Algen z.B. betrüge der Preis für 1
Barrel Algen-Öl noch mehr als 800 US$ (siehe hierzu auch Kap. 3.2).
Ob die Verwendung von genetisch veränderten Bakterien
wesentlich preisgünstiger ist, wird die Zukunft zeigen: Auf
diesem Gebiet hat die Forschung gerade erst begonnen. Denn
ein anderer Nachteil dieser Verfahren ist, dass die Bindung
von CO2 in lebenden Organismen ein sehr langsamer
Prozess ist und es unmöglich erscheint, das Abgas eines
Kraftwerks mit dieser Methode on-line zu reinigen.
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Welche von diesen
Möglichkeiten bei einem gegebenen Kraftwerk installiert
wird, hängt von dem Kraftwerkstyp ab. Eins scheint jedoch
klar zu sein, falls der Einbau einer CCS Technologie
per Gesetz zur Vorschrift wird :
- Der Energiebedarf des Kraftwerks wird steigen.
- Die vom Energieabnehmer zu zahlenden Preise werden
steigen.
Es wird geschätzt,
dass die Energiekosten um 20% - 30% höher liegen und von den
Kraftwerksbetreibern nur dadurch aufgefangen werden können,
das die Preise für die CO2 Lizenzen um einen
ähnlichen Prozentsatz ansteigen. Die in Deutschland gebauten
Kraftwerke Schwarze
Pumpe und Niederaußem
werden daher auch nur als Pilotanlagen bezeichnet, wobei
ersteres jetzt auch in einer Liste der
weltweit größten CCS Projekte auftaucht, nicht aber
das oben erwähnte norwegische Projekt.
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