Ich habe diesem Kapitel die
Überschrift "CO2-Protokolle" gegeben, hätte aber auch
"Klima-Protokolle" wählen können. Denn darum geht es: Um
die Veränderung des Klimas seit der Mitte des vorigen
Jahrhunderts, wobei der Begriff "Klima" erst einmal selbst
zu definieren wäre. Denn was wir beobachten ist eine
Veränderung der Atmosphärentemperatur, extremer
Wetterlagen, etc. an gewissen Orten der Erde. Beobachten
beschreibt zunächst nur ein subjektives Empfinden, eine
Klimadefinition würde zu allererst erfordern, die
Beobachtung durch eindeutige Messungen über einen längeren
Zeitraum hinweg zu ersetzen. Aber Klima einfach
gleichzusetzen mit der Erdtemperatur, das ist etwas zu
simpel!
Und die Frage nach der Eindeutigkeit und der
Interpretation der Messungen lässt bereits die
ersten Zweifel
aufkommen. Trotzdem ist eine Mehrheit aus Politik und
Öffentlichkeit der Meinung, dass sich das Klima verändert
und die Ursachen in der Zunahme von Treibhausgasen in der
Atmosphäre zu finden sei.
In heutigen Zeiten, welche von einer wachsenden
Weltbevölkerung (siehe unten) und ihrem Anspruch nach mehr
Wohlstand geprägt sind, ist auch die zunehmende
Konzentration der Treibhausgase in der Erdatmosphäre
teilweise human bedingt, entweder direkt (Atmung) oder
indirekt ( Wohlstand).
Zwar ist der Anteil der Treibhausgase z.Z. immer noch
gering ( etwas mehr
als 0.04%), aber ihre Zunahme ist offensichtlich
korreliert zur Zunahme
der mittleren Atmosphärentemperatur der Erde. Aber
derartige Korrelationen besitzen keine Beweiskraft. Ein
Beweis lässt sich eher ziehen aus den physikalischen
Gesetzen des grauen
Körpers, welche das Gleichgewicht zwischen solarer
Einsrahlung und terrestrischer Abstrahlung behandeln,
wobei Veränderungen der ersteren wohl maßgebender sind als
solche der letzteren.
|
Die Treibhausgase
|
Die wichtigsten Treibhausgase,
deren Anteil in der Erdatmosphäre sich seit
Beginn der Industrialisierung verändert hat,
sind in der Tabelle rechts zusammengestellt.
Man beachte: Wasser (H2O) ist zwar
ein Treibhausgas, sein Anteil in der
Erdatmosphäre hat sich aber nicht wesentlich
verändert, seit jeher ist die Erdatmosphäre in
größeren Höhen praktisch mit Wasserdampf
gesättigt. Im Sonderkapitel
sind neuere Daten zur Konzentration und den
Quellen der Treibhausgase gezeigt.
Man sieht, dass die wichtigste Komponente in
den Treibhausgasen das Kohlendioxid (CO2)
ist. Obwohl für unser Klima, wie in Energie2
beschrieben, alle Komponenten verantwortlich
sind, wird im Folgenden immer dieses
wichtigste Gas genannt, wenn es um die
Treibhausgase insgesamt geht.
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|
1
|
2
|
3
|
4
|
CO2
|
1
|
358
|
28%
|
73%
|
CH4
|
21
|
1.72
|
146%
|
7%
|
N2O
|
310
|
0.312
|
13%
|
20%
|
FCKW z.B. CF4
, CHF3
|
10000
|
7 · 10-5
|
von 0 auf
Endwert
|
< 1%
|
Die
wichtigsten Treibhausgase in der
Erdatmosphäre.
Es
bedeuten:
1 =
Wirksamkeit
2 =
Konzentration in Einheiten von 10-6
(1994)
3 =
Anstieg seit Beginn der Industrialisierung
4 =
Bedeutung als Treibhausgas
Die Bedeutung ergibt sich aus dem
Produkt von Wirksamkeit und Konzentration.
|
Warum also ist CO 2 so gefährlich? Der
eigentliche Grund ist, dass es praktisch kein Endlager
für CO 2 gibt außerhalb der Erdatmosphäre.
Dies hat mit den physikalischen Eigenschaften dieses
Gases zu tun, die wir in einem Sonderkapitel näher
betrachten wollen. Als Konsequenz wird jede CO 2-Menge,
die
bei
unserer
Energieversorgung mit fossil biogenen Energieträgern
produziert wird, irgendwann in der Erdatmosphäre
landen. Wenn die Photosynthese nicht mehr in der Lage
ist, die CO 2-Konzentration zu
stabilisieren, gibt es zur Verminderung des CO 2-Ausstoßes
eigentlich nur 2 Möglichkeiten:
- Es werden zur Energieversorgung andere als die
fossil biogenen Energieträger verwendet,
- der Primärenergiebedarf der Welt insgesamt wird
reduziert.
Der Versuch, die erste Möglichkeit mithilfe
erneuerbarer Energien allein 1)
zu verwirklichen, hat nur geringe Erfolgsaussichten.
Die Gründe sind, ausgehend von den Naturgesetzen, in Energie2
dargelegt und die physikalischen Eigenschaften
erneuerbarer Energien sind das Thema vieler weiterer
Kapitel in diesem Manusktript Energie3.
Daher bleibt eigentlich nur die zweite Möglichkeit:
Die Reduktion des globalen Primärenergiebedarfs, wobei
von der Politik aber immer versichert wird, dass diese
Reduktion nicht zu einer Verminderung unseres Wohlstands
führen darf. Der Zusammenhang zwischen Wohlstand und
Primärenergiebedarf definiert die Energieeffizienz,
die in Kap. 1.1
behandelt ist.
|
Um die globalen CO2-Emissionen
zu beschränken, hat die UNO verschiedene Maßnahmen
ergriffen: Einmal das IPCC
gegründet, dann aber auch das Kyoto-Protokoll(1997) und
dann das Paris-Protokoll(2015) verabschiedet. In beiden
Protokollen werden Grenzen festgelegt, bis zu denen
einzelne Staaten CO2 emittieren dürfen. Die
Laufzeit des Kyoto-Protokolls endete 2012, es ist daher
eigentlich nur noch von historischen Interesse. Und es
erfüllte seine Aufgaben nicht: Die CO2-Emissionen sind bis
2012 stetig weiter angestiegen (siehe unten). Ich werde
trotzdem zunächst dieses Protokoll behandeln und mich dann
kurz dem Paris-Protokoll zuwenden.
|
Das
Kyoto-Protokoll
|
Die wichtigste Bestimmung
des Kyoto-Protokolls lautete:
- Die Industrieländer verpflichten sich zu einer
Reduktion ihrer Treibhausgas-Emissionen um
durchschnittlich -5.2% bis 2012, die
Entwicklungsländer müssen eine Verpflichtung zur
Reduktion ihrer Emissionen nicht übernehmen.
Die Industrieländer
werden hier als ve-Länder
bezeichnet,
die
Entwicklungsländer
als we-Länder.
Dass
letztere
nicht reduzieren müssen, folgt aus der Überlegung,
dass eine industrielle Entwicklung ohne Energie
unmöglich ist und dass der Einsatz von Energie
immer auch mit der Freisetzung von Treibhausgasen
in die Erdatmosphäre verbunden ist. Und daher
waren sich die Teilnehmer an den Beratungen zum
Kyoto-Protokoll durchaus der Tatsache bewusst,
dass auch weiterhin die fossil biogenen
Energieträger die Hauptlast der Energieversorgung
zu tragen haben und dass eine Reduktion der
freigesetzten Treibhausgase gleichzeitig auch eine
Reduktion des erlaubten Primärenergiebedarfs zur
Folge hat. Wie die Reduktion um -5.2% in den ve-Ländern
erreicht wird, das bleibt den einzelnen Ländern
überlassen. Diese Länder haben unterschiedliche
Quoten übernommen. Zum Beispiel ist die
Reduktionsvorgabe in der EU15 größer als der
durchschnittliche Wert, sie beträgt -8% und ist
auf die EU15-Länder gemäß der Tabelle rechts
verteilt. Deutschland musste demnach seine CO2-Emissionen
in der Zeit von 1990 bis 2012 um -21% reduzieren.
|
Land
|
Red.
|
Land
|
Red.
|
Österreich |
-13%
|
Italien
|
-6.5%
|
Belgien
|
-7.5%
|
Luxemburg
|
-28%
|
Dänemark
|
-21%
|
Niederlande
|
-6%
|
Finnland
|
0%
|
Portugal
|
+27%
|
Frankreich
|
0%
|
Spanien
|
+15%
|
Deutschland
|
-21%
|
Schweden
|
+4%
|
Griechenland
Irland
|
+25%
+13%
|
Vereinigtes
Königreich
|
-12.5%
|
Die im
Kyoto-Protokoll vorgeschriebenen Reduktionen an
Treibhausgas-Emissionen, welche die Länder der
EU15 in der Zeit von 1990 bis 2010 erreichen
müssen
|
Nicht alle ve-Länder
waren beteiligt, denn:
- Die zwei hoch-industrialisierten ve-Länder2) USA und
Australien hatten das Kyoto-Protokoll nicht
ratifiziert und waren daher nicht verpflichtet, ihre
CO2-Emissionen zu reduzieren.
Es ist daher nicht überraschend , dass das Kyoto-Protokoll
gescheitert ist. Was aber sind die eigentlichen Gründe für
dieses Scheitern? Der wesentliche Grund ist wohl, dass die
zwei Ziele des Protokolls,
- eine Reduktion der CO2-Emissionen zu
erreichen,
aber gleichzeitig
- eine Entwicklung der Wohlstands, besonders in den we-Ländern, nicht
zu behindern,
inkompatibel sind. Deutschland ist ein Beispiel: Zwar sind
seine CO2-Emissionen nach 1990 stark
zurückgegangen, aber nur mithilfe der
De-Industrialisierung in den neuen Bundesländern und den
damit verbundenen Änderungen in den Sozialstrukturen
dieser Bundesländer. Verständlicherweise haben sich die
Länder der Welt überwiegend für die zweite der oben
genannten Alternativen entschieden. Und es ist zu
befürchten, dass sie sich so auch entscheiden werden trotz
der Zugeständnisse
, die ihnen z.B. von der deutschen Politik gemacht
wurden. Denn die Korrelation zwischen einer Abnahme der CO2-Emissionen
und der Abnahme wirtschaftlichen Wachstums bedeutet, dass
sich erstere politisch nicht durchsetzen lässt selbst in
den Ländern, welche man nicht als Musterdemokratien
bezeichnen würde - auch für diese ist wirtschaftliche
Entwicklung das maßgebliche Ziel.
|
Bevor ich mich dem
Paris-Protokoll zuwenden, werde ich im Folgenden anhand
einiger Daten untersuchen, welche Entwicklungen die
energiebedingten CO2-Emission seit dem Jahr
1990 tatsächlich genommen haben. In diesen Beispielen
wurden bis zum Jahr 2015 die Daten von der Energie
Information Administration(EIA) übernommen. Danach
mussten die Daten des BP-statistical-review-2021
verwendet werden, da die EIA-Daten mir nach unbegründeten
Korrekturen nicht mehr vertrauenswürdig erschienen.
|
Die
Entwicklung in der Welt
|
Die Entwicklung der
CO2-Emissionen und der Einwonerzahl in
der Welt sind in der Abbildung rechts gezeigt. Die
Emissionen und die Einwohnerzahlen haben in der
Zeit
von 1990 bis 2021
um ca.
+50% zugenommen.
Dieser Wert
entspricht recht genau auch der Zunahme des
globalen Primärenergiebedarfs (siehe Kap1) während
dieses Zeitraums und beweist, dass weltweit
eine strenge Korrelation zwischen den CO 2-Emissionen
und dem Primärenergiebedarf bestanden hat. Der
Grund ist, dass die Strukturveränderungen in
der Energieversorgung (insbesondere der Anstieg
in der Nutzung erneuerbarer Energien)
nicht ausreichten, um einen merklichen
Einfluss auf die CO 2-Emissionen zu
haben. Entscheidend sind eher wirtschaftliche
Entwicklungen, wie man an der Delle zur Zeit
Wirtschaftskrise um 2009 und der Coronakrise
um 2021 erkennt.
|

Anstieg der
weltweiten CO2-Emissionen(rot, linke
Skala) in den Jahren zwischen 1990 und 2015
(EIA) und zwischen 1990 bis 2021 (BP) und der
globalen Einwohnerzahl(blau, rechte Skala).
Diese Daten zeigen, dass im
betrachtetem Zeitraum jeder Mensch im Mittel für
die Emission von ca. 4 t CO2 jährlich
verantwortlich war.
|
Im Wesentlichen basiert,
trotz des Kyoto-Protokolls, die weltweite
Energieversorgung auch weiterhin auf den fossil
biogenen Energieträgern. Die Abbildung oben zeigt
weiterhin, dass die Zunahme nichtlinear ist. Eine quadratische Anpassung
an die Emissionsdaten ergibt für die
Entwicklungsfunktion eine
- Steigung von +15.8 · 10-3
a-1,
- Krümmung von +0.21 · 10-3 a-2.
Daraus folgt, dass die CO2-Emissionen in der
Welt insgesamt bis zum Jahr 2030 um etwa 90% zugenommen
haben werden.
|
Die
Entwicklung in den USA
|
Die Entwicklung der
CO2-Emissionen in den USA ist in der
Abbildung rechts gezeigt. Die Emissionen haben in
der Zeit
von 1990 bis 2021
um etwa -0.10% abgenommen,
sie haben also
praktisch ihren Ausgangswert wieder erreicht.
Die starken Abnahmen in den Jahren 2009 und
2021 sind Ausdruck von Krisen, wie vorher
erwähnt. Wie im vorigen Fall ist auch die
Entwicklung insgesamt nichtlinear. Eine quadratische
Anpassung an die Emissionsdaten ergibt
für die Entwicklungsfunktion eine
- Steigung von +21.1 · 10-3
a-1,
- Krümmung von -0.76 · 10-3 a-2.
|

Anstieg der CO2-Emissionen
in
den USA zwischen den Jahren 1990 bis 2015 (EIA) und zwischen
1990 bis 2021 (BP). |
Der wesentliche Unterschied zu der weltweiten Entwicklung
ist, dass im Fall der USA die Krümmung der
Entwicklungsfunktion einen negativen Wert besitzt.
Das weist darauf hin, dass es den USA gelingen
könnte, ihre CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030
auf unter -35% des Werts des Jahrs 1990 zu reduzieren.
Diese Entwicklung ist wahrscheinlich auch der Anlass
gewesen, dass die USA
in einem Abkommen mit China versprochen haben, ihre
Emissionen bis 2025 auf 26% - 28% zu reduzieren - bezogen
allerdings nicht auf das Jahr 1990, sondern auf 2005, dem
Jahr mit maximalen Emissionen.
|
Die
Entwicklung in Deutschland
|
Die
Entwicklung
der CO2-Emissionen in Deutschland ist
in der Abbildung rechts gezeigt. Wie schon in Kap.5.2 bemerkt, ist die
Datenlage nicht eindeutig: Die Energy
Information Administration (EIA) hat Daten
veröffentlicht, welche sich von denen des Bundesministeriums
für
Wirtschaft
und
Technologie (BMWi) und denen des Umweltbundesamts
(UBA) merkbar unterscheiden. Dass sich die
Daten des BMWi und des UBA unterscheiden, ist u.U.
verständlich, denn letztere berücksichtigen nicht
nur die Emissionen aus der deutschen
Energiewirtschaft, sondern auch die aus
nichtenergetischen Industrieprozessen, wie z.B.
der Petrochemie. Aber dass die Daten des BMWi und
der EIA so unterschiedlich sind, kann seinen Grund
eigentlich nur in verschiedenen
Berechnungsverfahren haben. Vielleicht
sollten sich die kommenden Klimakonferenzen
zunächst einmal darum kümmern, eine international
bindende Berechnungsmethode zu definieren. Denn
andernfalls ließe sich das Klimaproblem auch so
"lösen", dass die CO2-Emissionen
einfach weggerechnet werden. |

Anstieg der CO2-Emissionen
in
Deutschland zwischen den Jahren 1990 und 2021.
Als Datenquellen bis zum Jahr 2015/1921 wurden
benutzt
Energy
Information Administration
BP statistical review 2022
|
rot
dunkelrot
|
Bundesministerium
für Wirtschaft
|
blau
|
Umweltbundesamt
|
grün
|
|
Ich werde, auch um den Vergleich zwischen allen Ländern zu
ermöglichen, immer die Daten internationaler
Organisationen analysieren, von denen sich annehmen lässt,
dass sie am wenigsten durch nationale Vorgaben beeinflusst
sind. Demnach haben die deutschen Emissionen in der Zeit
von 1990 bis 2021 um etwa -40% abgenommen
und damit wären die Vorgaben des Kyoto-Protokolls
übererfüllt. Kein Wunder, denn seit dem Ende des
Kyoto-Protokolls sind immerhin 8 Jahre vergangen! Wie im
Fall der USA ist die relativ starke Abnahme in den
Jahren 2009 und 2021 auf Krisen in der Wirtschaft
zurückzuführen. Die folgenden Jahre werden zeigen, ob
diese starke Abnahme auch nach der Abschaltung der
deutschen KKWs aufgrund der Energiewende nachhaltig ist.
In Deutschland sind daher, im Gegensatz zu den beiden
Fällen zuvor, die CO2-Emissionen zunächst
reduziert worden und die Reduktion war besonders stark in
den Jahren kurz nach 1990. Dies ist auf die
De-Industrialisierung der neuen Bundesländer
zurückzuführen, die nach der Vereinigung Deutschlands
statt gefunden hat. Die Entwicklung der Emissionen ist
wiederum nichtlinear. Eine quadratische
Anpassung an die Emissionsdaten ergibt für die
Entwicklungsfunktion eine
- Steigung von -14.8 · 10-3
a-1,
- Krümmung von +0.16 · 10-3 a-2.
Daraus folgt, dass die CO2-Emissionen in
Deutschland bis zum Jahr 2030 wahrscheinlich um -35%
gegenüber dem Referenzjahr 1990 abgenommen haben werden
und damit weit über dem Wert liegen, welchen die jetzige
Bundesregierung für das Jahr 2030 anstrebt (siehe unten).
Man beachte aber die in der Datenanalyse
vorgebrachten Einwände gegen diesen Erwartungswert,
der besonders der Entwicklung in den Jahren nach
1990 und 2018 zu widersprechen scheint.
|
Das
Paris-Protokoll
|
Die jährliche Tagung(COP21) des UNFCC
fand im Dezember 2015 in Paris(Frankreich) statt und hatte
das Ziel, endlich ein Nachfolgeprotokoll für das
Kyoto-Protokoll (das 2012 abgelaufen war) zu formulieren,
das von allen 195 teilnehmenden Staaten auch
akzeptiert werden konnte. Ich bezeichne diese Übereinkunft
im weiteren als Paris-Protokoll, von dem übrigens keine
offizielle deutsche Übersetzung existiert. Nach den
fehlgeschlagenen Anläufen in den Vorjahren war klar, dass
das Paris-Protokoll keine rechtlich bindenden
Verpflichtungen für die Teilnehmerstaaten enthalten
durfte, entsprechend vage sind die Ziele dieses Protokolls
formuliert. Die wichtigsten sind:
- Der Temperaturanstieg der Erdatmosphäre soll auf
weniger als 2 oC begrenzt werden, wobei
eine Obergrenze von 1.5 oC als Zielmarke
anvisiert wird.
- Die Unterzeichnerstaaten werden aufgefordert,
selbständig Klimaschutzpläne aufzustellen, mit deren
Hilfe dieses Ziel erreicht werden kann. Diese Pläne
müssen beim UNFCC hinterlegt werden.
- Nach 2021 wird alle 5 Jahre geprüft, ob die Staaten
die genannten Ziel auch tatsächlich erreicht haben.
Falls dem nicht so ist, gibt es keinen Mechanismus, um
das Erreichen zu erzwingen. Es existiert dann allein
der "moralische Druck der Öffentlichkeit" auf die
Staaten, die ihre Pläne nicht erfüllen.
- Ab 2021 sollen die ve-Staaten jährlich 100
Mrd. USD zur Verfügung stellen, welche den we-Staaten
helfen sollen, ihre Klimapläne zu verwirklichen.
- Der
Artikel
28 des Paris-Protokolls stellt explizit fest,
das Unterzeichnerstaaten 3 Jahre nach dem
Inkrafttreten des Protokolls dieses ohne Angabe von
Gründen auch wieder verlassen können. Das bedeutet,
sie sind an ihre eigenen Klimaschutzpläne nicht mehr
gebunden.
- Zur Verabschiedung des Paris-Protokolls müssen 55
der Unterzeichnerstaaten, die für mindesten 55% der CO2-Emissionen
verantwortlich sind, es ratifiziert haben.
Dieser Fall trat am 5.10.2016 ein und daher trat das
Paris-Protokoll am 4.11.2016 in Kraft.
Es ist insbesondere der Artikel 28, der Unwillen erregt,
denn er bedeutet, dass Unterzeichnerstaaten aus dem
Protokoll wieder ausscheiden können, bevor überhaupt die
1. Prüfung ihrer Klimaschutzpläne durch das UNFCC statt
gefunden hat und bevor es u.U. für sie wirklich teuer
wird. Die eingereichten
Pläne kann man im Internet einsehen - besonders
interessant ist, dass die EU-27 für alle ihre
Mitgliedsstaaten einen gemeinsamen Klimaschutzplan
eingereicht hat. In diesem sind die totalen
Reduktionsziele benannt, aber nicht, welches Ziel für
jeden einzelnen Mitgliedsstaat gilt, wie es im
Kyoto-Protokoll der Fall war. Es ist voraussehbar, dass es
deswegen innerhalb der EU-27 zu Streitigkeiten kommen
wird, zumal einige Staaten (wie z.B. Polen) entgegengesetzte
Ziele verfolgen. Diese Nichtbindung ist wahrscheinlich
auch einzig dafür verantwortlich, dass Polen überhaupt dem
gemeinsamen Klimaschutzplan der EU-27 zugestimmt hat. Und
wirklich kritisch wird es werden, wenn die zugesagten
Finanzmittel der ve-Staaten an die we-Staaten
innerhalb der EU-27 aufgeteilt werden müssen. Noch
schlimmer: Diese Zusagen werden die jährliche Gesamtsumme
von 100 Mrd. USD nicht mehr decken, nachdem die USA aus
dem Paris-Protokoll ausgestiegen
sind, dann aber nach dem Regierungswechsel 2021 wieder
beigetreten sind, ohne (soweit ich weiß) auch die
finanziellen Verpflichtungen zu übernehmen.
Innerhalb des Paris-Protokolls stellt Deutschland insofern
einen Sonderfall dar, als im Jahr 2021 das BVerfG urteilte, die BRD unternehme
zu wenig, um zukünftige Generationen "vor dem Klima zu
schützen". Daraufhin hat die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz-21 verabschiedet,
welches ein Redukionsziel
- für 2030 von -65%,
- für 2040 von -88%
festlegt. Unklar ist, ob diese erhöhten Reduktionsziele
von der EU-27 insgesamt übernommen werden, oder ob sie nur
als willkommenes Mittel gesehen werden, die übrigen
Mitglieder zu entlasten.
Ob das Paris-Protokoll tatsächlich zu einer bemerkbaren
Reduktion der weltweiten CO2-Emissionen führt,
wird man erst lange nach 2016 wissen. Aber schon 2021
konnten sich die führenden Industrienationen (G-20) auf
ihrem Treffen in Neapel nicht darauf verständigen, wie sich die Ziele des
Protokolls erreichen lassen. Besonders die angestrebte
Klimaneutralität bis 2050 - d.h. das Verbot einer weiteren
Zunahme des CO2-Gehalts in der Erdatmosphäre -
war ein Streitpunkt, dem die bevölkerungsreichsten Länder
China, Indien (und Russland) nicht zustimmen wollten. Und
daher zum Schluss ein Vergleich zwischen den 6 wichtigsten
Industrienationen: USA, VRChina, Russland,
Japan, Indien, Deutschland.
|
Betrachtet man, in welchem Maße diese
Länder zu den globalen CO2-Emissionen
beigetragen haben, so wird schnell deutlich (siehe
Abbildung links unten):
- In den bevölkerungsreichsten Ländern China und
Indien sind die Emissionen im Zeitraum von 1990 bis
2021 um etwa das 3fache gestiegen, wobei China im Jahr
2021 etwa 4mal mehr emittiert hat als Indien.
- In allen anderen Ländern haben die Emissionen
abgenommen - Deutschland trug im Jahr 2021 weniger als
2% zu den globalen Emissionen bei.
Die CO2-Emissionen der 6
wichtigsten Industrieländer seit 1990, bezogen auf die
globalen Emissionen (links) und diese Emissionen pro
Einwohner des jeweiligen Lands.
|
China weist dann natürlich darauf hin, dass
seine Bevölkerung wesentlich größer ist als z.B die der
USA. Und in der Tat, berechnet man die relativen
Emissionen eines Lands, normiert auf dessen
Bevölkerungszahl (siehe Abbildung oben rechts), so ergibt
sich ein ganz anderes Bild: Der größte
"Umweltverschmutzer" unter den 6 ausgewählten Ländern sind
nun die USA - sie emittieren pro Einwohner etwa 8mal mehr
CO2 als Indien. Man erkennt aber auch, dass
außer den USA und Indien, die restlichen Länder etwa
gleich viel CO2 pro Einwohner emittieren und
China keineswegs für sich den Anspruch erheben darf, bis
2030 ungehindert die Luft weiter mit CO2 zu
belasten. Dieses Recht wurde China im Paris-Protokoll
eingeräumt mit dem Argument, China sei immer noch ein we-Land
und müsse sich erst noch entwickeln. Wenn das die Basis
des Paris-Protokolls ist, wird es scheitern, so wie das
Kyoto-Protokoll gescheitert ist. Für die Versorgung einer
wachsenden Weltbevölkerung mit Lebensmitteln wäre das
sogar wünschenswert
(siehe auch hier), denn:
CO2
ist ein essentieller Bestandteil der
Fotosynthese und damit unersetzbar in der
Agrarwirtschaft.
|
|
1) Eine
weitere Möglichkeit wäre natürlich die Kernenergie, aber
auf diese Möglichkeit hat Deutschland
im Jahr 2011 freiwillig verzichtet.
2) Australien war 2007 dem Kyoto-Protokoll
beigetreten. Aber schon 2009 waren die australischen CO2-Emissionen,
anstatt der erlaubten +8%, um etwa +30%
gestiegen.
|