Hinter diesem Titel
verbirgt sich:
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Energiekonzept
Neun Punkte für eine umweltschonende, zuverlässige
und bezahlbare Energieversorgung
Entwurf des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und
des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit
6 September 2010
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Dieses Energiekonzept
stützt sich auf die Empfehlungen nicht genannter, externer
Gutachter, welche verschiedene, nicht weiter spezifizierte
Szenarien1) untersucht haben. Aus den
Resultaten hat die Bundesregierung 2010 Richtlinien
entwickelt, denen sie und alle folgenden Regierungen
folgen müssen, um die Energieversorgung der BRD bis zum
Jahr 2050 zu sichern. Am 26. November ist das vorgelegte
Konzept vom Bundesrat als "erneuerbares Energien Gesetz"
(EEG) abschließend genehmigt worden und schon Anfang
2011 soll es in Kraft treten, obwohl bereits einige Länder
ihren Einspruch beim Bundesverfassungsgericht dagegen
angekündigt haben. Wegen der vielen Schwachstellen des
Konzepts ist ebenso unsicher, ob die folgenden Regierungen
in der Lage sein werden, die angestrebten Ziele
tatsächlich zu erreichen. Trotzdem muss anerkannt werden,
dass sich (nach meiner Kenntnis zum ersten Mal) eine
amtierende Regierung ernsthaft Gedanken zur
Energieversorgung in Zeiten schwindender fossiler
Energieressourcen gemacht hat.
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Die
wesentlichen Zielvorgaben des Konzepts sind:
- Die Reduktion des deutschen Primärenergiebedarfs (PEB) von 100% im
Jahr 2008 auf 50% bis zum Jahr 2050.
- Die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am
deutschen Endenergiebedarf (EEB) auf 60% bis zum Jahr 2050. Der
Anteil der erneuerbaren Energien an der elektrischen
Energieversorgung soll bis dahin auf 80% steigen.
- Die Reduktion der CO2 Emissionen bis zum
Jahre 2050 auf 80% - 95% des Werts, welchen
diese im Jahr 1990 besaßen.
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Um diese
Ziele zu erreichen, sollen
- die Restlaufzeiten der deutschen Kernkraftwerke
(KKW) im Mittel um 12 Jahre verlängert werden,
- Wind- und Bioenergie als Hauptträger erneuerbarer
Energien umfassend ausgebaut werden,
- die
Sanierungsquote
von Altbauten auf jährlich 2% erhöht werden,
- der Umstieg auf die
Elektromobilität gefördert
werden,
- die energetische Infrastruktur, insbesondere das
Stromnetz von Nord nach Süd, erweitert werden.
Mehr auf das Prinzip Hoffnung, denn auf Sicherheit setzen
die folgenden Punkte
- Energiespeicheranlagen müssen gebaut werden.
- Die Energieeffizienz muss durch neue Technologien
erhöht werden.
- Existierende fossile Kraftwerke müssen mit
CCS-Technologie
ausgestattet oder neue müssen gebaut werden.
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Bei diesen letzten 3
Punkten handelt es sich um Luftbuchungen und das
vorgelegte Energiekonzept verlangt, dass neue
Forschungsvorhaben und Entwicklungsprojekte in diesen
Bereichen gestartet werden. Das erfordert Zeit und Geld,
und das Ergebnis dieser Bemühungen ist keineswegs sicher.
Und insofern lässt sich jetzt auch nicht darüber
diskutieren, ob das angestrebte Ziel (III) bis zum Jahr
2050 wirklich erreicht werden kann.
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Diskutabel sind aber die
Ziele (I) und (II), welche eine Umstrukturierung der
deutschen Energieversorgung beinhalten, welche ohnehin
durch das Ende der fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas
erzwungen werden wird. Sind diese Zielvorgaben
realistisch? Leider macht das Energiekonzept in dieser
Hinsicht nur eine
klare Aussage2), nämlich die Vorgabe zur
Halbierung des PEB
bis zum Jahr 2050. |
Im
Jahr 2008 hatte die Bundesrepublik Deutschland
einen Primärenergiebedarf von
PEB(2008) =
3.94 · 1012 kWh a-1.
Also soll im Jahr 2050 der Bedarf nur noch
PEB(2050) =
2 · 10 12 kWh a -1.
betragen. Die
zeitliche Entwicklung des PEB nach
den Vorgaben des Energiekonzepts sind in der
Abbildung rechts dargestellt, und zwar nach
der Modifizierung des
Konzepts im Jahr seines Inkrafttretens. Die
Coronakrise ist i.W. der Grund, dass im Jahr
2020 die tatsächliche Entwicklung und die
Zielvorgaben nahezu übereinstimmten. Da ein
enger Zusammenhang
zwischen dem Bruttoinlandprodukt ( BIP) und
dem PEB
besteht, muss die Reduktion des letzteren auch
Auswirkungen auf das BIP zur Folge haben.
Es ist sehr unwahrscheinlich dass eine
deutsche Regierung es wagt, eine Absenkung des
BIP
vorzuschlagen. Vielmehr muss man davon
ausgehen, dass sie eine jährliche Steigerung
um mindesten 1% in ihr Kalkül einbezieht. Im
Jahr 2008 erwirtschaftete die Bundesrepublik
Deutschland ein Bruttoinlandprodukt von
BIP(2008)
= 2.274 · 1012 € a-1.
Also muss sich dieses bis zum Jahr 2050 auf
BIP(2050)
> 3.5 · 1012 € a-1.
erhöht haben. Die Energieeffizienz
im Jahr 2050 muss daher
e_e
> 1.5 € kWh-1
betragen. Die zeitliche Entwicklung der
deutschen Energieeffizienz seit dem
Jahr 1990 ist in der Abbildung rechts gezeigt
zusammen mit dem unteren Wert, der gemäß des
Energiekonzepts für 2050 erwartet wird. Ganz
offensichtlich unterscheiden sich beide etwa
um einen Faktor 2, wenn die Daten linear in
das Jahr 2050 extrapoliert werden.
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Die vom
Energiekonzept angenommene Entwicklung
des deutschen Primärenergiebedarfs (farbig)
und die tatsächliche Entwicklung bis zum Jahr
2020 (braune Kurve). Der Beitrag
erneuerbarer Energien zur Versorgung mit
elektrischer Energie ist hellgrün gehalten.3)
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Die
Entwicklung der deutschen Energieeffizienz
und ihre lineare Extrapolation ins Jahr
2050. Die graue Fläche entspricht den
Werten, die in dem Energiekonzept erwartet
werden.
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Eine Verdoppelung der Energieeffizienz ist zwar
prinzipiell nicht unmöglich, aber das Energiekonzept
sollte bei einem derart wichtigen Problem nachvollziehbar
darlegen, auf welcher Basis sich diese Verdoppelung
ergeben sollte.
Oder geht die
Bundesregierung etwa von einer Abnahme der deutschen
Bevölkerung und ihres Wohlstands aus?
Diese Frage ist keineswegs so provokant, wie sie zunächst
erscheint. Denn vergleicht man die Zielvorgaben des
Energiekonzepts mit denen des Öko-Reports,
so sind diese im Wesentlichen gleich. Aber was im
Energiekonzept mit der nichts sagenden Floskel "Steigerung
der Energieeffizienz" umschrieben wird, das wird in dem
Öko-Report mit dem Wort benannt, das die Zielvorgabe
wahrhaftig beschreibt: "Energieeinsparungen".
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Auch sind die Zielvorgaben
des Öko-Reports moderater als die des Energiekonzepts, sie
erstrecken sich allerdings auch nur auf eine Laufzeit von
fast 30 Jahren, verglichen mit den fast 40 Jahren des
Energiekonzepts. Bezüglich der Bedeutung erneuerbarer
Energien geht der Öko-Report von einem 20% Anteil zum Ende
der Laufzeit aus, während dieser im Energiekonzept 50%
betragen soll4). Dieser mehr als doppelt so
hohe Anteil soll dann zu 80% im Wesentlichen von der
elektrischen Energie aus Windkraftanlagen gedeckt werden,
20% werden durch Bioenergie gedeckt. Dass die Erzeugung
der dafür benötigten Biomasse auf der Fläche Deutschlands
allein unmöglich ist, wird in dem Energiekonzept
eingestanden. Der Ausgleich soll durch Importe aus dem
Ausland erfolgen, so wie ja schon heute die fossilen
Energieträger aus dem Ausland importiert werden.
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Die im Jahr 2050 von
deutschen Windkraftanlagen zu liefernde Leistung soll eine
Größe von etwa 0.5 · 1012 kWh a-1
erreichen. Da der Kapazitätsfaktor
von Windkraftanlagen in Deutschland (ähnlich wie in
dem Rest der Welt) nur etwa = 0.23 beträgt, muss die
installierte Leistung aller Windkraftanlagen zur Mitte des
21. Jahrhunderts
P = 2.2 · 1012 kWh a-1
betragen. Gegenüber dem Jahr 2009 mit 21164 errichteten
Windkraftanlagen entspricht das einer Steigerung um den
Faktor 10, wobei die meisten der neu zu errichtenden
Anlagen wohl off-shore Anlagen sein werden. Die 1.
deutsche off-shore Windanlage ( Alpha-Ventus)
hatte einen Investitionsbedarf von 250 · 106 €
und eine installierte Leistung von etwas weniger als 5.3 ·
108 kWh a-1. Daher müssten bis zum
Jahr 2050
- etwa 4150 derartige Anlagen gebaut werden,
- etwa 1000 Mrd€ allein in diese Anlagen
investiert werden.
Diese Zahlen sind so außerordentlich, dass man sich
wundert, wenn in dem Energiekonzept von einem
Investitionsbedarf von nur 20 Mrd€ jährlich die Rede ist,
welcher für die Realisierung
des gesamten Energiekonzepts benötigt wird. Was sind
die Grundlagen für diese Berechnung?
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Aber auch in anderer
Hinsicht ist das Energiekonzept unbefriedigend. Denn um
eine Technologie
durch eine andere zu ersetzen, werden nicht nur
Investitionsmittel benötigt, sondern während der
Aufbauphase tritt auch eine Erhöhung des
Primärenergiebedarfs ein. Wie groß die Erhöhung sein wird,
hängt von den Umständen ab und wurde kürzlich untersucht:
Bei optimistischen Annahmen ca. 110% der zu ersetzenden
Energie, bei pessimistischen Annahmen ca. 175%. Wie auch
immer, diese zusätzlichen Anforderungen an die
Energieversorgung werden mit keinem Wort in dem
Energiekonzept erwähnt.
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Ebenso unerwähnt bleibt der
zusätzliche Energiebedarf, der bei der Energiespeicherung
entsteht. Das Energiekonzept vermerkt immerhin, dass für
die effizienteste Speichertechnologie
(Pumpspeicherkraftwerke) in Deutschland nicht die
erforderliche Anzahl von geeigneten Lokalitäten existiert.
Vorgeschlagen wird, derartige Energiespeicher statt dessen
in Norwegen und
Österreich zu errichten. Abgesehen von der politischen
Problematik vergrößert diese Lösung die Transportwege der
elektrischen Energie und damit die Verluste. Es ist
nicht sehr pessimistisch, wenn unter diesen Umständen den
Energiespeichern mit all ihrer Infrastruktur nur ein
Speicherwirkungsgrad von = 0.4 zugeordnet wird.
Den zu erwartenden Speicherbedarf habe ich hier berechnet: Er
beträgt S = 51 TWh. Man vergleiche diesen Wert mit
den Kapazitäten der Wasserkraftwerke in
Norwegen (138.5 TWh) und Österreich (32.5 TWh), der den
Eigenbedarf dieser Länder deckt. Glaubt jemand allen
Ernstes, dass unter diesen Bedingungen diese beiden Länder
den deutschen Überschuss an elektrischer Energie aus
erneuerbaren Quellen speichern würden? Ganz abgesehen
davon, dass es sich um Wasser- und nicht um
Pumpspeicherkraftwerke handelt.
Natürlich kommt auch die Bundesregierung in ihrem
Energiekonzept zu dem Schluss, "dass Deutschland
langfristig einen erheblichen Anteil seines Strombedarfs
aus erneuerbaren Quellen durch Importe decken muss"5).
Und in diesem Zusammenhang wird auch das von der deutschen
Industrie initiierte DESERTEC-Projekt
erwähnt. Aber so am Rande, dass man den Eindruck gewinnt,
die Regierung stehe nicht wirklich hinter diesem Projekt.
Es sieht ganz so aus, als hätte sie wenigstens an dieser
Stelle Realitätssinn gezeigt: Nur 5 Jahre nach der
Gründung im Jahr 2009 ist das Projekt praktisch
gestorben, ohne je aus dem Planungsstadium
herausgekommen zu sein6). Wie überhaupt
die direkte Nutzung der Solarenergie mittels Fotovoltaik
in dem Energiekonzept keine Rolle spielt7).
Aber dann befindet sich das gesamte Energiekonzept in
einem Zwiespalt: Soll Deutschland in erneuerbare Energien
im Ausland investieren, oder soll Deutschland das anderen
Staaten überlassen und dann die Energie teuer importieren
(und sich in beiden Fällen in die Abhängigkeit vom Ausland
begeben)? Eine eindeutige Aussage darüber sucht man
vergebens. Die angestrebten Investitionen von nur 20 Mrd€
jährlich lassen vermuten, dass der 2. Möglichkeit der
Vorrang eingeräumt wird.
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Insgesamt betrachtet ist
das Energiekonzept nichts mehr "als ein Kompass ...,
der unter bestimmten Annahmen die Richtung zur
Zielerreichung angibt". Daraus folgen die
Absichtserklärungen der Bundesregierung, welche mit jedem
Wechsel der Regierung verändert oder aufgehoben werden
können und daher wohl nicht den tatsächlichen Weg in die
Mitte des 21. Jahrhunderts festlegen. Diese Zweifel werden
vom Bundesrechnungshof geteilt, der
nicht sieht, wie das BMWi in Zukunft die
Versorgungssicherheit mit elektrischer Energie auf
Grundlage des EEG garantieren kann. Und selbst bei
Umweltschützern dämmert langsam die Erkenntnis,
dass diese Energiewende nicht nachhaltig
sein kann. Und dazu passt dann eben auch, dass laut
einer Umfrage
im Jahr 2015 nur noch 29% der deutschen Bevölkerung diese
Energiewende unterstützen, die restlichen 71% aber
entweder dagegen sind (27%) oder einer ambivalente (29%)
oder gar keine (15%) Meinung vertreten. Politiker sind
besonders anfällig für des Volkes Stimme, und so ist es
auch nicht verwunderlich, dass der ehemalige
Wirtschaftsminister Gabriel bereits 2014 bekannte,
dass "die Energiewende kurz vor dem Scheitern steht".
Aber gibt es ein anderes Konzept für ein Land, das
diskussionslos jegliche Mitarbeit an der Entwicklung neuer
Nukleartechnologien8)
verweigert und gleichzeitig die selbst gestellten
Klimaauflagen erfüllen muss? So gesehen, handelt es sich
bei dem vorgelegten Energiekonzept um eine leicht
modifizierte Variante des Öko-Reports
mit seinen Sparvorgaben bezüglich des deutschen
Energiebedarfs. Der Öko-Report entstand vor nunmehr fast
20 Jahren und hat seine Ziele nicht erreicht. Sollen wir
glauben, dass das Energiekonzept in den folgenden 40
Jahren ein besseres Schicksal erlebt? Nein, denn die
klimatischen Gegebenheiten sprechen eindeutig dagegen
- und die Bevölkerung begreift langsam, dass sie einer
medial vermarkteten Schimäre aufgesessen ist.
Die Möglichkeit, dieses Energiekonzept zu
realisieren, muss daher kritisch hinterfragt werden. Und
noch kritischer sollten wir werden, wenn in manchen
politischen Zirkeln der BRD ein noch größerer Anteil
erneuerbarer Energien als erreichbares Ziel postuliert
wird. Ein Vergleich
mit den Energiekonzepten für Regionen, welche aufgrund
ihrer Geografie einen viel leichteren Zugang zu
erneuerbaren Energien haben, kann dabei sehr hilfreich
sein. Und dann gibt es Industrieregionen (z.B die
Provinzen Ontario in Kanada oder South Australia in
Australien), in denen die Umstellung von der Kohle auf
erneuerbare Energien (hauptsächlich Wasser- bzw.
Windkraft) bereits erfolgt ist und dies einerseits zu
einer Verdopplung
der Strompreise (wie in Deutschland) oder zu
einem totalen
Netzausfall (noch nicht in Deutschland) geführt hat.
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Alles nur Makulatur?
Ausgelöst durch das Reaktorunglück in Fukushima,
ist die deutsche Regierung unter Kanzlerin Merkel so in
Panik geraten, dass sie nach nur 3 Monaten ihr, vom
Parlament bereits gebilligtes Energiekonzept gleich wieder
in Frage stellt: Die Kernkrafttechnik ist über Nacht vom
Status der "Brückentechnologie" zu etwas abgesunken, das
man möglichst umgehend los werden möchte. Also sollen alle
KKWs in Deutschland bis spätestens 2022 abgeschaltet sein,
wobei die 8 ältesten nach dem Moratorium gar nicht erst
wieder ans Netz gehen werden. Letzteres entspricht
ungefähr dem Vorschlag, welchen die KKW-Betreiber selbst
gemacht hatten, um die Einführung der Brennelementesteuer
zu verhindern. Die Auswirkungen dieses Vorschlags auf den
deutschen Energiemarkt habe ich schon untersucht,
diese führen sicherlich nicht in die sofortige
Katastrophe. Die Frage allerdings, wie der vollständige
Verlust der restlichen KKW in weniger als 1 Jahr
kompensiert werden soll, erscheint mir nicht schlüssig
beantwortet und verstärkt nur die Kritik an dem
Energiekonzept insgesamt. Auf jeden Fall haben die Energieunternehmen klar gemacht,
dass sie die Laufzeiten dieser KKW nicht verlängern
werden.
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Wie urteilen unsere Nachbarstaaten?
Durch die Abschaltung aller KKWs (bis auf die letzten 3,
die Ende 2022 auch abgeschaltet werden) sinkt die deutsche
Grundlastversorgung, sie wird ersetzt durch
Schwankungslast. Für den europäischen Stromnetzverbund hat
das gravierende
Folgen, welche von der Bundesregierung nicht
berücksichtigt wurden und auch weiterhin nicht werden:
Frankreich
musste bisher im Winter Grundlast aus Deutschland
importieren, weil seine eigene KKW-Leistung nicht
ausreichte, um den Heizungsbedarf der französischen
Haushalte zu decken. Die Unterversorgung wird noch
bedrohlicher, wenn französische KKWs wegen
Reparaturarbeiten vom Netz genommen werden müssen, wie
Ende 2016 geschehen. Denn wegen der niedrigen
Preise werde französische Häuser stärker mit
elektrischer Energie beheizt, als in Deutschland. Die
Folge ist, dass die französischen
Pläne zum langfristigen Abbau der eigenen KKWs in
der Schublade verschwanden. Ganz im Gegenteil, Frankreich
plant seit 2021 einen weiteren Zubau von KKWs für seine
autonome Energieversorgung, um nicht abhängig von
ausländischen Produzenten zu werden.
Da das deutsche Leitungsnetz für den Stromtransport aus
norddeutschen Windkraftanlagen nach Süddeutschland zu
schwach ist, wird dieser Strom durch Polen/Tschechien
umgeleitet und überlastet deren Netze. Beide Länder haben
damit gedroht, die Weiterleitung mithilfe von
Phasenschiebern zu unterbinden, um ihre eigene
Versorgungssicherheit nicht zu gefährden. Phasenschieber
sind bereits installiert in den Netzverbindungen nach
Frankreich,Belgien und Holland. Polen ist 2016 noch einen
Schritt weiter gegangen: Es hat seine Pläne für "grünen
Strom" gestoppt
und setzt nun wieder verstärkt auf den
nicht-fluktuierenden Strom aus Kohle- und Kernkraftwerken,
da polnischen Stromengpässe durch "grünen Strom" aus
Deutschland nicht mehr ausgeglichen werden können.
Aber unter unseren Nachbarn gibt es auch Gewinner, z.B. Norwegen:
Der "Nordlink" wurde im Jahr 2021 fertig
gestellt und seitdem kann elektrische Überschussenergie
von Deutschland nach Norwegen transportiert werden. Im
Energiekonzept firmiert dies noch als Speicheroption, was
jedoch geschieht ist, dass Norwegen deutsche Energie
billig einkauft und später die Energie aus norwegischen
WKW teuer an Deutschland verkauft. Mit anderen Worten: Der
deutsche Privatabnehmer mitfinanziert über die EEG-Abgabe
die Energieversorgung seiner Nachbarstaaten. Und das ist
keine geringe Summe: Nach Abschätzungen
zahlt jeder deutsche Haushalt z.Z. etwa 270€ pro Jahr für
die Energiewende.
Diese Nachteile, aber auch Vorteile, welche Nachbarstaaten
durch die deutsche Energiewende erfahren, kann die EU
nicht übersehen. Sie hat daher 2021 ihr eigenes Regelwerk
(genannt Taxonomie) entworfen mit dem Ziel,
die Finanzierung der "erneuerbaren Energien" für alle
Mitgliedsstaaten verbindlich zu regulieren. Zu den, von
der Taxonomie erlaubten Anlagen gehören auch Kernkraft-
und Gaskraftwerke, zum Entsetzen der seit 2022 in
Deutschland regierenden AMPEL-Koalition (siehe unten). Sie
wird aber wohl nicht verhindern können, dass die Taxonomie
in der EU zum Gesetz und dann auch für die BRD verbindlich
wird.
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Das eigentliche Problem ist
aber nicht so sehr die unausgegorene deutsche
Energiepolitik, sondern eine chaotische Regierung, die
sich ihrer eigenen Pläne9) nicht sicher ist und
diese, je nach öffentlicher Stimmungslage, widerruft und
verändert. Und dies nicht auf einem Nebenschauplatz, wie
z.B. den rauchfreien Zonen in Kneipen, sondern dort, wo es
entscheidend ist für die wirtschaftliche Entwicklung und
einen gesicherten Wohlstand in Deutschland. Ein eklatantes
Beispiel ist das "Konzept Zivile Verteidigung ( KZV)",
das 2016 überarbeitet wurde und die Bundesbürger
auffordert, sich einen Notvorrat
für 14 Tage anzulegen für den Fall, dass die deutsche
Elektrizitätsversorgung zusammenbricht. Als Grund
Cyberattacken zu benennen, ist vorgeschoben - von größerer
Bedeutung für einen Netzzusammenbruch ist das deutsche
Energiekonzept: Seit "grüner Strom" in Deutschland einen Anteil von ca. 30% im
Jahr 2015 erreicht hat
- sind die
Subventionen
für den "grünen Strom" kontinuierlich gestiegen,
- musste von den Netzbetreibern immer häufiger in das
Stromnetz
eingegriffen
werden, um die Versorgung zu stabilisieren.
In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass Großbritannien
vor ähnlichen Problemen steht und darauf mir einer alternativen Energiewende antwortet.
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Seit dem Jahr 2022 hat Deutschland eine
neue Regierung, gebildet von der sog. AMPEL-Koalition.
Für die Energiewende verantwortlich ist seitdem nicht mehr
der "Minister für Wirtschaft und Energie", sondern der
"Minister für Wirtschaft und Klimaschutz". Und sinngemäß
wurde das "Energiekonzept" ersetzt durch das
"KLimaschutzkonzept", auf das ich in einem späteren Kapitel eingehen werde.
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1) Im
internet einzusehen ist das Szenarium des "Bundesverband
Erneuerbare Energien" (BEE), auf das ich in einem eigenen
Kapitel eingehen werde.
Da der BEE an den Beratungen der Bundesregierung
teilgenommen hat, ist wohl davon auszugehen, dass dieses
Szenarium bei der Aufstellung des Energiekonzepts eine
wichtige Rolle gespielt hat.
2) Es ist recht merkwürdig, dass in einem
Energiekonzept jegliche Angaben fehlen, welche auch die
Angabe der Energieeinheit (J oder kWh) erfordern. Falls
absolute Angaben gemacht werden, handelt es sich um
Investitionen (Einheit €), alle anderen Angaben sind
relativ (Einheit %). Das lässt vermuten, das es sich bei
den "Externen Gutachtern" im Wesentlichen um Ökonomen
gehandelt hat. Um die Zielvorgaben des Konzepts zu
analysieren, ist man daher auf Zusatzinformationen
angewiesen. Diese habe ich ausschließlich der Datensammlung
des BMWi entnommen, obwohl sich gezeigt hatte, dass diese
in Einzelfällen
auch von denen internationaler Organisationen abweichen
können.
3) Dieses Bild ist missverständlich, denn es
zeigt nur die Bedarfsseite, nicht aber die Angebotsseite!
Bei der Energieversorgung gilt nicht mehr die ökonomische
Grundregel, dass sich Bedarf und Angebot über den Preis
einpendeln: Erneuerbare Energien sind eine minderwertige
Energieform, ihre Nutzung verlangt, dass das Angebot
mindestens 2mal größer
ist als der Bedarf, bei steigenden Preisen!
4) Um dies zu berechnen, habe ich angenommen,
dass der Nutzungsgrad der Wandlung des PEB nach EEB von derzeit = 0.65 auf = 0.81 bis zum Jahr 2050 ansteigen wird.
Der Grund ist, dass die Bedeutung der elektrischen Energie
bei der Energieversorgung stetig steigen wird.
5) Gemeint ist natürlich der Import von
"erneuerbaren Energien". Dass aber, wenn in Deutschland
der Wind nicht bläst, er auch in unseren Nachbarländern
nicht bläst, wird völlig übersehen. Dieses grüne
Postulat - Energieschwankungen lassen sich durch ein europäische
Supergrid ausgleichen - hat sich längst als Utopie
erwiesen.
6) Als "offspring" des deutschen DESERTEC
Projekts kann man das marokkanische Kraftwerk NOOR
sehen, das 2016 ans Netz gehen sollte.
7) Diese Einschätzung sollte sich allgemein
durchsetzen: Seine geografische Lage macht Deutschland
ungeeignet für die Wandlung der Solarenergie per
Fotodioden in elektrische Energie.
8) Da in anderen Ländern diese Technologie
nicht derart tabuisiert ist, kann es durchaus geschehen,
dass Deutschland zur Mitte des 21. Jahrhunderts seine
benötigte Energie aus Ländern mit einer großen Anzahl von
Nuklearanlagen importieren muss.
9) Was sind eigentlich die Pläne dieser
Regierung? Wer kein Pläne hat, wird niemals erfolgreich
sein. Und der alleinige Plan, die nächste Wahl zu gewinnen
und an der Macht zu bleiben, die eigentliche Politik aber
sog. "Ethikkommissionen" zu überlassen, das ist nicht
ausreichend und wird scheitern. Und auch der Plan, mit dem
Energiekonzept das "Klima zu retten", ist kläglich gescheitert.
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