In Kap. 7 meines Buchs "Die
Zukunft unserer Energieversorgung (energie2)" wird die
Frage untersucht: Welche globalen Kosten entstehen durch den
Versuch, die Energielücke von ca. 11 · 1013
kWh/a, die sich bis 2050 aufgrund der Verknappung der
fossilen Energieträger auftut, mit erneuerbaren
Energieträgern zu füllen? Die Antwort lautet:
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In diesem Kapitel geht es um
eine andere Frage, nämlich um die zusätzlichen Kosten,
die durch den Austausch von klimaschädlichen durch
klimaneutrale Energieträger entstehen. Im Wesentlichen
handelt es sich also um den Ersatz der fossil-biogenen
Energieträger in der nationalen Energieversorgung, der in
Deutschland unter dem Stichwort "Energiewende"
bekannt ist. Dabei wird stillschweigend angenommen, dass die
fossil-biogenen Energieträger auch 2050 noch in
ausreichender Menge zur Verfügung stehen (sog,
"Referenzszenarium"). Der Austausch führt daher zu
Treibstoffeinsparungen, welche in der Kosten-Nutzen Bilanz
als Negativkosten auftauchen. Ich werden mich im Folgenden
diesem Verfahren nicht anschließen, denn es basiert auf
einer nicht bewiesenen und fragwürdigen Annahme. |
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Bei der Kostenanalyse sollte zwischen 3
verschiedenen Sektoren unterschieden werden: 1. Kosten für den Anlagenbau. Dazu werden nicht nur die Investitionskosten in neue Wandlungsanlagen (z.B. Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen) gezählt, sondern auch die Kosten für den Ausbau der Stromnetze und den Aufbau bisher nicht vorhandener Energiespeicher. 2. Kosten für den Strukturwandel. Da erneuerbare Energien im Wesentlichen als elektrische Energie genutzt werden können, muss die bisherige Wirtschaftsstruktur fast vollständig erneuert werden. Es müssen z.B. Kraftfahrzeuge vom chemischen auf elektrischen Antrieb, Gebäudeheizungen vom Brennstoffbetrieb auf Wärmepumpen umgestellt werden. 3. Finanzierungskosten. Diese Investitionskosten können sicherlich nicht aus dem Staatshaushalt bezahlt werden, sondern müssen durch Anleihen auf dem Kapitalmarkt finanziert werden. Die dabei auftretenden Kosten hängen u.A. vom Zinssatz ab, der sich wiederum an der Staatsverschuldung orientiert - eine besondere Last für die hoch verschuldeten Länder der Euro-Zone. In jedem dieser 3 Sektoren existieren große Unsicherheitsquellen, so dass die Angabe von Kosten immer nur innerhalb eines bestimmten Unsicherheitsintervalls möglich ist. In einer der unten vorgestellten Kostenanalysen (A) ist das der Fall, in einer anderen (B) nicht. Ich werden in jedem Fall immer die obere Kostengrenze zitieren, denn die Erfahrung lehrt (jedenfalls für Deutschland), dass die geplanten Kosten immer überschritten werden. |
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Vielleicht sind das auch die Gründe, weshalb
die deutsche Bundesregierung selbst keine Kostenanalyse der
von ihr initiierten Energiewende vorgelegt hat. Dieses
Versäumnis ist vom Bundesrechnungshof heftig kritisiert
worden, ohne dass dies zu einer Abhilfe geführt hätte: Man
kann daraus nur folgern, dass die deutsche Bundesregierung
selbst keine klare Vorstellung von den zu erwartenden Kosten
hat und mehr der Vorstellung der Medien zuneigt, welche die
Energiewende als "Experiment"
bezeichnen1).
A: Energy and Environmental Economics, Inc. (San Francisco/USA) B: Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (Kassel/BRD) Beide Publikationen stammen aus dem Jahr 2014 und gelten bis 2050, zur Vereinfachung werde ich die Reichweite auf die 35 Jahre von 2015 bis 2050 begrenzen. Bei der Kostenanalyse der deutschen Energiewende kommt erschwerend hinzu, das diese gleichzeitig auch den Ausstieg3) aus der Kernenergie vorsieht. Dies ist in den USA noch kein Thema, daher beschäftigt sich die Analyse A mit vier verschiedenen Szenarien: A1: Die bevorzugte Nutzung erneuerbarer Energien. A2: Die bevorzugte Nutzung der Kernenergie. A3: Die weitere Nutzung fossiler Energien, verbunden mit der CCS Technologie. A4: Einen Energiemix aus diesen drei Szenarien. Die Analyse B dagegen kennt nur ein Szenarium: B1: Den fast vollständigen Austausch aller fossilen durch erneuerbare Energieträger. |
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Allen Szenarien ist gemeinsam, dass die
vorhandenen Energieträger fast ausschließlich verstromt
werden, die Energieversorgung also auf die Deckung des
Endenergiebedarfs(EEB) umgestellt wird, im Gegensatz
zur heutigen Deckung des Primärenergiebedarfs(PEB).
Wie hoch der Anteil eines Energieträgers bei der Versorgung
mit Endenergie ist, variiert zwischen den Szenarien:
Die Energieträger sind
durch folgende Farben gekennzeichnet:
Relative Anteile einzelner Energieträger
an der Deckung des EEB in verschiedenen Szenarien für
2050.
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Diese Anteile sind mitbestimmend für die
Berechnung der Investitionskosten in die Energieversorgung,
entscheidender sind aber die Rahmenbedingungen, die sich aus
der Entwicklung der Volkswirtschaft bis zum Jahr 2050
ergeben. Relativ zum Jahr 2015 werden in den einzelnen
Szenarien die folgenden, in der Tabelle unten
spezifizierten Rahmenbedingungen für 2050 angenommen,
die letzte Zeile zeigt die sich daraus ergebenden
zusätzlichen Energiekosten relativ zum BIP(2015):
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Eine Steigerung des Wohlstands BIP
bei gleichzeitiger Absenkung des Endenergiebedarfs EEB
ist nur möglich, wenn die Energieeffizienz erhöht werden
kann. In den Szenarien A1 bis A4 bedeutet
dies, bezogen auf den Primärenergiebedarf PEB, einen
Wert von e_e 1.2 für 2050.
gilt. Prinzipiell spricht nichts dagegen, dass diese Grenze
überschritten werden kann, aber dies ist nur eine Hoffnung,
da es keine fundierten Untersuchungen dazu gibt, wie das zu
bewerkstelligen wäre.In energie2 wurde
darauf hingewiesen, dass die historische
Entwicklung von e_e eher dafür spricht,
dass
e_e < 1
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In dem Szenarium B1 fehlt die Angabe
der äquivalenten Rahmenbedingungen vollständig. Die
Beschränkung auf EEB(2050) = 0.4 EEB(2015) =
1 TWh/a trägt eher der Tatsache Rechnung, dass das
Flächenangebot für eine bessere Endenergieversorgung in
Deutschland zu klein ist: "Diese Tatsache engt die
Freiheitsgrade politischer Entscheidungen deutlich stärker
ein, als die aktuelle politische Diskussion vermuten
lässt"(Zitat auf Seite 12). Dass Deutschland wegen seiner
klimatischen und geografischen Gegebenheiten große Nachteile
hat bezüglich der Versorgung mit erneuerbaren Energien,
wurde ausführlich in energie2 behandelt.
Dies konstituiert natürliche Grenzen, welche niemand, auch
nicht der deutsche Gesetzgeber, überschreiten kann4).
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Das Resultat dieses Kapitels lässt sich so
zusammenfassen:
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1) Man mache sich klar: Das "Labor" für dieses "Experiment" ist die deutsche Volkswirtschaft! Erinnert sich Frau Merkel an den Text ihres Amtseids, auf den sie als Bundeskanzlerin vereidigt wurde? 2) Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist die 20jährige Vergütungsgarantie nach Inbetriebnahme einer Anlage auf der Basis der erneuerbaren Energien. 3) Die Kernenergie ist CO2 emissionsfrei, sie unterstützt also das angestrebte Ziel des Klimaschutzes. Man kann aber inzwischen wohl davon ausgehen, dass die deutsche Energiewende als Hauptziel den Ausstieg hat, wobei das Ziel des Klimaschutzes auf der Strecke geblieben ist. 4) In den USA liegen die natürlichen Grenzen wesentlich niedriger und haben deswegen auch eine weitaus geringere Bedeutung. 5) Der Kapazitätsfaktor berücksichtigt die klimatischen Eigenschaften eines Standorts. Technische Entwicklungen werden mithilfe des Wirkungsgrads der Energiewandlung berücksichtigt, über dessen Entwicklung keine der Szenarien eine Aussage macht . |