Die
Entwicklung der Erdölpreise seit 1980 bis zum Jahr 2020
wurde der von der BP1)
herausgegebenen Statistik des Weltenergiebedarfs
entnommen. Für die Umrechnung wurde folgende Formel
benutzt:
1 Barrel Erdöl entspricht
einem Energieinhalt von 1.580 · 103 kWh.
Der Erdölabbau wurde in Energie2 mithilfe der Wachstumsfunktion
parametrisiert, die dafür benutzten Parameter sind:
= 23 a , R
= 0.41
Im Bild
rechts ist der Erdölabbau als blaue Kurve gezeigt.
Von allen fossil-biogenen Energieträgern besitzt
das Erdöl die geringsten noch verbleibenden
Reserven, bereits um das Jahr 2010 sind diese
Reserven nach den Analysen in Energie2 bis zur Hälfte abgebaut und
noch im 21. Jahrhundert werden sie fast
vollständig erschöpft sein. Dem entsprechend
weist die Entwicklung des Erdölpreises in dem
betrachteten Zeitraum starke Schwankungen aus.
Da war
zunächst ein starker Anstieg des Erdölpreises
um das Jahr 1980 zu beobachten, der von der
Revolution im Iran ausgelöst wurde, bei der
das Regime des Schah von einer islamistischen
Regierung abgelöst wurde. Ursache für den
Anstieg war offensichtlich die Befürchtung,
dass die Revolution auf den gesamten Nahen
Osten übergreifen könnte.
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Entwicklung des
Erdölabbaus (gestrichelte Kurve, rechte Skala)
und der Erdölpreise (ausgezogene Kurve, linke
Skala).Die gestrichelte
Gerade zeigt die Preistendenz für die letzten
41 Jahre.
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Danach
sank der Erdölpreis wieder, allerdings nicht auf das
Niveau von vor 1970. Ein weiterer rasanter Anstieg des
Erdölpreises fand seit Beginn des Jahrs 2005 statt mit
einer kurzen Unterbrechung im Jahr 2009 aufgrund der
Finanzkrise. In den Jahren 2011-2012 erreichte der Erdölpreis mit
im Mittel 111 USD bbl-1 seinen Höhepunkt. Seitdem ist er zwar wieder zurückgegangen (verursacht durch die
steigende Förderung von unkonventionellem Öl aus
Schiefergestein), aber der Wert von
ca. 71 USD bbl-1 im Jahr 2021 lässt wenig Hoffnung auf einen Preis von
unter 20 USD bbl-1,
charakteristisch für die Zeiten vor 2000 (wenn man von
der iranischen Revolution absieht). Das würde bedeuten, dass der Erdölpreis seit 1980 zwar langsam, aber
stetig gestiegen ist (mit starken Aussschlägen2) nach oben und unten)
und damit etwa der Abbaukurve gefolgt ist.
Die hohe Volatilität des Erdölpreises
hat seine Ursache sicherlich auch
darin, dass Erdöl der am
leichtesten zu verarbeitende fossile
Energieträger ist
- jede Veränderung
auf diesem Markt hat unmittelbare
Konsequenzen für den Erdölpreis.
Und einer dieser Veränderungen
ist, dass die
Quellen des konventionellen
Erdöls langsam
versiegen.
Das ist z.B. zu erkennen an den Förderquoten für
Nordseeöl,
die in der
Abbildung
rechts gezeigt
sind. Die Förderung
erreichte um
etwa 1995 ihr
Maximum,
seitdem ist
sie stetig zurückgegangen:
Bis 2022 waren
mehr als 90%
der vorhandenen Reserven gefördert.
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Zeitliche
Entwicklung der Erdölförderung in Europa nach
einer Publikation des IWR.
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Natürlich muss die Abnahme
der Ölförderung in
der Nordsee zur Folge haben, dass die Abhängig Europas (EU-27)
von
Erdölimporten
weiter zunimmt und in absehbarer Zukunft 100%
erreichen wird.
Ob die Abnahme der Erdölförderung tatsächlich dem gezeigten Trend
(gestrichelter Pfeil in der Abbildung oben) folgt,
hängt ab von
der Preisentwicklung der unkonventionellen
Energieträger.
Denn es ist eine offene Frage, wie mächtig die Schieferölvorkommen wirklich
sind und wie lange und wie viel sie zur Erdölversorgung der USA beitragen werden.
In einem Extrakapitel
werde ich diese Frage diskutieren und das
Ergebnis ist eher ernüchternd. Trotzdem
wird in der Öffentlichkeit von den Medien der Eindruck
erweckt,
allein die Erdölförderung in den USA könnte in Zukunft
die von Saudi-Arabien übersteigen und Nordamerika dann
sogar Erdöl exportieren. Von den oben gezeigten Daten
wird diese Prognose nicht gestützt. Meiner Meinung
nach basiert sie auf einer Überschätzung der
unkonventionellen Energieträger.
Die eigentliche Frage
ist natürlich, ob die Erdölförderung auf der Welt insgesamt ihren Höhepunkt bereits
überschritten
hat. Manche vermuten, dass dies in der
Tat im Juli 2008 geschehen ist. Anzeichen dafür sind die jährlichen Fördermengen3)
seit dem Jahr 1980, welche in der Abbildung
rechts mit prognostizierten Entwicklung gemäß der Prognose 2
verglichen4)
werden. Die Anteile
aus unkonventionellen Quellen
sind von den Fördermengen subtrahiert worden.
Insbesondere im Jahr 2020 - dem Jahr des
Ausbruchs der Corona-Pandemie - sank die Erdölförderung
stark, verursacht wahrscheinlich durch die
Abnahme des wirtschaftlichen Wachstums und
des Erdölpreises
(siehe Abbildung oben). Man sollte auch
bedenken, dass die Erdölförderländer
(insbesondere Saudi-Arrabien) seit 2008 ihre Förderung bewusst
manipulieren, um mithilfe der Fördermengen den
Erdölpreis
zu beeinflussen. Dass diese Frage so schwer zu
entscheiden ist, liegt auch daran, dass nur
ungenaue Aussagen darüber vorhanden
sind, wie viel Erdöl auf der
Arabischen Halbinsel noch lagert und als förderungswürdig gelten. |
Die global
geförderten
Erdölmengen,
verglichen mit der Voraussage der Wachstumsfunktion.
Nach einer Analyse
sind die Fördermengen
des konventionellen Erdöls seit
2005 im Mittel konstant bei ca. 42.5 PWh/a
geblieben (hellgrüner Strich in
der Abbildung).
Die
Abweichung zwischen dieser Analyse und den Daten
entspricht einem Faktor von ca. 1.2, also der
Diskrepanz3) zwischen den Daten von EIA und
BP.
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Ist das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage
tatsächlich die Ursache für den Preisanstieg beim
Erdöl, dann kann nicht damit gerechnet werden, dass
der Erdölpreis je wieder auf das Niveau von vor 2000
zurückgeht, wie auch die Preistendenz verdeutlicht,
die in der Abbildung oben gezeigt ist. Vielmehr ist
die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass der Erdölpreis
weiter ansteigt, ganz im Sinne der OPEC-Staaten, deren
Wirtschaft heute
noch übermäßig
stark von einem hohen (> 70
USD/bbl) Erdölpreis abhängt. Ihr
Versuch, den Preis
durch Verknappung zu
erhöhen,
ist bisher
allerdings
fehlgeschlagen
- das USamerikanischen
Schieferöl hat
jedesmal die Lücke
gefüllt.
Insgesamt
betrachtet war der Erdölpreis pro Energieeinheit (kWh)
in der Vergangenheit schon immer der höchste von allen
fossilen Energieträgern. Dies liegt sicherlich an der
schon immer vorhandenen hohen Nachfrage nach Erdöl,
die sich aus den geringen Aufwand für den Abbau, den
Transport und die Veredelung von Erdöl ergibt.
Verantwortlich ist auch die Tatsache, dass Erdöl
bisher den Hauptenergieträger bei den Aufgaben
Mobilität und Raumwärme bildete, die beide für fast
50% des Primärenergiebedarfs verantwortlich sind.
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1) BP
2022 enthält die Preise für Rohöl
der Sorte Brent in USD(2021) zwischen den Jahren 1861
und 2021 einschließlich.
2) Politiker machen häufig auch
Spekulanten für die Preisausschläge
verantwortlich. Aber diese sind sicherlich nicht die
primäre Ursache, denn Spekulation kann nur dort entstehen,
wo ein Gut auch wirklich real knapp wird.
3) Die EIA-Daten zur Erdölförderung
unterschieden sich bis 2015 von den BP-Daten um einen
Faktor 1.2. Ich habe sie jetzt (2018) entsprechend
korrigiert. Alle Daten enthalten, neben dem Schieferöl und
den Ölsänden, einen Anteil von Gaskondensaten ("lease
condensates"), der eigentlich auch den unkonventionellen
Energien zugerechnet werden müsste. Die damit
verbundenen Schwierigkeiten beruhen auf der Tatsache, das
Gaskondensate eine geringere Energiedichte besitzen als
Erdöl. Dem entsprechen die Unsicherheiten in den Angaben
zur Energiedichte von Erdöl: Hier
wird diese z.B. mit 1.699 · 103 kWh bbl-1
angegeben, während ich 1.580 · 103 kWh bbl-1
verwende.
4) Die prognostizierten, jährlichen
Erdölfördermengen ergeben sich aus dem
Differentialquotienten der
Wachstumsfunktion nach der Zeit. Dabei entspricht das Fördermaximum von ca. 5 ·
1013 kWh a-1 in etwa dem
prognostizierten Wert.
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