Erdgas




Ergänzungen
Mitte 2022:
Daten update

Vergleich zwischen Preisentwicklung und Abbau

Die Entwicklung der Erdgaspreise seit 1980 bis zum Jahr 2021 wurde der von der BP herausgegebenen Statistik des Weltenergiebedarfs entnommen. Für die Umrechnung wurde folgende Formel benutzt:
1 Btu Erdgas entspricht 2.933 · 10-4 kWh.

Der Erdgasabbau wurde in Energie2 mithilfe der Wachstumsfunktion parametrisiert, die dafür benutzten Parameter sind:
= 26 a , R = 0.21

Im Bild rechts ist der Erdgasabbau als hellblaue Kurve gezeigt. Die Erdgasreserven sollten nach den Analysen in Energie2 noch bis zum Ende des 21. Jahrhunderts reichen, die Hälfte dieser Reserven sollte erst kurz nach dem Jahr 2030 abgebaut sein. Der Zeitraum bis dahin ist groß genug, dass zur Zeit noch nicht mit einer Verknappung des Erdgasangebots zu rechnen ist, zumal Erdgas immer mehr aus unkonventionellen Quellen gefördert wird. Dem entsprechend ist der Preis für Erdgas, nach einem einmaligen Höchststand um das Jahr 2005 und im Gegensatz zum Erdölpreis, seither stetig gesunken und erreicht z.Z. einen Tiefstand2). Es ist natürlich nicht damit  zu rechnen, dass sich diese Preistendenz (siehe Abbildung rechts) beliebig lange fortsetzt. Wird die Förderung unwirtschaftlich, werden die Erdgaspreise wieder steigen.



Entwicklung des Erdgasabbaus (hellblaue Kurve, rechte Skala) und der Erdgaspreise (olivgrüne Punkte, linke Skala). Die gestrichelte Gerade zeigt die Preistendenz für die letzten 42 Jahre.
Für den Preisverfall verantwortlich ist im Wesentlichen die Gasförderung in den USA, die den Eigenbedarf übersteigt und daher nach neuen Abnehmern und neuen Verarbeitungstechnologien sucht. Als Abnehmer kommt insbesondere Japan in Frage, das nach dem Reaktorunglück in Fukushima seine Kernkraftwerke zum großen Teil abgeschaltet hatte und seinen Energiebedarf danach aus Importen decken musste. Das Problem ist: Japan lässt sich durch eine Erdgasrohrleitung nicht an die USA anschließen, sondern das Gas muss mit dem Schiff transportiert werden.

Dabei hilft, dass der Preis pro Energieeinheit (kWh) für Erdgas in der Vergangenheit immer kleiner war als der von Erdöl. Der Grund dafür ist offensichtlich: Die Nachfrage nach Erdgas war geringer. Zwar ist der Förderaufwand für Erdgas vergleichbar zu dem des Erdöls, aber das Raffinieren entfällt. Auf der anderen Seite ist der Transportaufwand für Erdgas viel höher, wenn der Transport nicht durch eine Rohrleitung erfolgen kann. Wegen seiner geringen Dichte muss Erdgas für andere Transportmethoden erst verflüssigt werden. Diese Technik (LNG Verfahren) ist wirtschaftlich nur für den Massentransport mit Erdgastankern über große Entfernungen.

Und daher wurde flüssiges Erdgas in Kraftwerken und zur Bewältigung der Aufgaben Mobilität und Raumheizung bisher auch weniger genutzt als das Erdöl. Dies kann sich in Zukunft natürlich ändern, wenn mit Erdgastankern eine globale Energieversorgung aufgebaut wird:
  • Kraftwerke auf Gasbasis sind sehr flexibel und eignen sich daher besonders zur Ergänzung einer Energieversorgung mit dem Hauptgewicht auf erneuerbaren Energien.
  • Heizungsanlagen für die Bereitstellung von Raumwärme werden verstärkt auf Erdgas umgestellt und auch Kraftfahrzeuge benutzen schon jetzt öfters das Erdgas als Brennstoff.
Dies führt zwar nicht unmittelbar zu einer Verknappung des Erdgasangebots, aber es wird die Preise für Erdgas vermutlich wieder ansteigen lassen. Und es wird dafür sorgen, dass die Abhängigkeit Europas (EU-27) von Erdgasimporten weiter zunimmt. Und dann ist hier natürlich noch nicht berücksichtigt die enorme Verknappung des Erdgasangebots, die eine Folge des Beginns des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine im Februar 2022 ist.


1) BP 2022 enthält die, für die USA maßgeblichen Erdgaspreise "Henry Hub" zwischen 1989 und 2021 einschließlich. Siehe auch hier.
2) Diesem Ergebnis werden deutsche Leser sicher widersprechen, denn in Deutschland ist der Gaspreis direkt an den Erdölpreis gekoppelt und deswegen viel stärker gestiegen. Nach der BP-Statistik unterschieden sich im Jahr 2021 die Erdgaspreise in Deutschland und den USA um mehr als einen Faktor 2.0!