Vergleich zwischen
Preisentwicklung und Abbau
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Die
Entwicklung der Kohlepreise seit 1986 bis zum Jahr 2021
wurde der von der BP
herausgegebenen Statistik des Weltenergiebedarfs
entnommen. Für die Umrechnung wurde folgende Formel
benutzt:
1 t Kohle entspricht
einem Energieinhalt von 5.815 · 10 3 kWh.
Der Kohleabbau wurde in Energie2 mithilfe der
Wachstumsfunktion parametrisiert, die dafür benutzten
Parameter sind:
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= 40 a , R = 0.26
Im Bild rechts ist der Kohleabbau als
schwarze Kurve gezeigt. Von allen fossilen
Energieträgern besitzt die Kohle die mächtigsten
Reserven, erst zur Mitte des 21. Jahrhunderts sind
nach den Analysen in Energie2 diese Reserven bis etwa zur Hälfte
abgebaut und sie reichen bis weit in das 22.
Jahrhundert. Dem entsprechend hat sich der
Kohlenpreis (inflationsbereinigt) in dem
betrachteten Zeitraum zunächst nur wenig
verändert. Erst im Jahr 2005 setzte eine
Preissteigerung ein, welche im Jahr 2008 ihren
Höchstwert
von ca. 30 USD pro MWh (3 UScent pro kWh)
erreichte.
Seitdem pendelt der Kohlepreis um einen Wert
von ca. 15 USD pro MWh mit leicht steigender
Tendenz (gestrichelte Gerade in rechter
Abbildund). Er ist damit mehr als 2mal geringer als der
Erdölpreis
im Jahr 2021.
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Entwicklung des
Kohleabbaus (schwarze Kurve, rechte Skala) und
der Kohlenpreise (olivgrüne Punkte, linke
Skala).Die gestrichelte
Gerade zeigt die Preistendenz für die letzten 35
Jahre.
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Unter Umständen beobachtet man bei diesen
Schwankungen einen Ankopplungseffekt an den
sich verändernden Erdölpreis, und
die Veränderungen des Kohlepreises sind nicht auf eine
Verknappung der Kohle, sondern des Erdöls
zurückzuführen. In der Tat, Kohle ist wohl der
einzige Energieträger, dessen Preis sich
global nicht einheitlich verhält und der von
der lokalen Nachfrage bestimmt ist.
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Insbesondere
in China ist diese Nachfrage
weitaus stärker gestiegen als in allen anderen
Staaten dieser Welt (siehe Bild rechts).
Während 1980 nur 17% des Weltverbrauchs von
China verursacht wurde, betrug der Anteil 2021
bereits fast
54%
und er wird
wohl auch weiter steigen, es sei denn, die von
der chinesische Regierung beschlossenen Maßnahmen
wirken und begrenzen den Kohleverbrauch. Dazu bestand
Hoffnung, denn 2016 war der chinesische Anteil
von 50% auf ca. 46% zurückgegangen,
seither nimmt er aber wieder zu. Dies ist
im Einklang mit der Information,
dass Mitte 2021 in China 1087 Kohlekraftwerke
in Betrieb und 239 entweder im Bau oder geplant
waren. Dagegen wurden
nur 338 Kraftwerke still gelegt,
wahrscheinlich wegen ihres geringe
Wirkungsgrads:
Der Zubau von
Kohlekraftwerken in China
übersteigt also deren Abbau.
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Der jährliche
Kohleverbrauch in Indien, China und der
restlichen Welt.2)
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Die Abbildung oben
zeigt jetzt auch den Kohleverbrauch in Indien, das
2022 China als bevölkerungsreichsten
Staat der Erde abgelöst hat, in
der Entwicklung des Wohlstands
seiner Bevölkerung
aber weit hinter China zurückliegt.
Um die wirtschaftliche
Entwicklung zu beschleunigen,
setzt Indien (wie China nach
dem Jahr 2000) auf einen erhöhten
Kohleverbrauch und hat
die Vorgaben des Paris-Protokolls
in Bezug auf Indien für
ungültig
erklärt. China selbst will diese Vorgaben
(Klimaneutralität)
erst im Jahr
2060
erreichen,
Indien
vielleicht im
Jahr 2070..
Insgesamt betrachtet war der
Kohlenpreis pro Energieeinheit (kWh) in der
Vergangenheit meist geringer als der anderer
fossil-biogener Energieträger denn es lag ein
Überangebot an Kohle vor. Dies hatte zur Folge, dass
Deutschland sein letztes Steinkohlebergwerk 2018
stillgelegt hat, weil die Förderung dort zu teuer
geworden war. Darüber hinaus besteht für die Länder
der EU-27
bei der Kohle die geringste Importabhängigkeit
unter allen fossil-biogenen Energieträgern. Neben den
eigenen Kohlevorkommen ist dies auch darauf zurückzuführen, dass die Kohle bisher überwiegend bei
der Wandlung von chemischer in elektrische Energie
eingesetzt wurde, die nur mit etwa 20% zum gesamten
Primärenergiebedarf beigetragen hat.
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Die Kohle hat von allen
fossilen Energieträgern die längste Reichweite (siehe
Abbildung oben), sie ist aber auch am stärksten
verpönt, weil sie beim Wandlungsprozess
in thermische Energie das meiste
Kohlendioxid (CO2) pro Energieeinheit
produziert. Und es
ist keineswegs sicher, ob es je gelingt, geeignete Methoden zu
entwickeln, mit denen das CO2 aus den
Abgasen entfernt werden kann, und zwar zu
akzeptablen Kosten.
Trotz dieses negativen Trends sind die
USA aber der Ansicht, dass Kohle auch in Zukunft
eine wichtige
Rolle in der Energieversorgung spielen wird.
Dies wird u.a. auch daran deutlich, dass in den USA ein Förderprogramm
für neue
Technologien von
ca. 1 Mrd US$ aufgelegt worden ist, in dem z.B. die Möglichkeiten der Kohlehydrierung
und der Speicherung
der CO2 Emissionen erforscht werden sollen. Allerdings
treten CO2 Emissionen auch nach der
Hydrierung und bei allen anderen fossil-biogenen
Energieträgern auf, sie sind prinzipiell unvermeidbar.
Daher besteht die einzige Möglichkeit, die Emissionen
zu reduzieren,
in einer Verbesserung der Wirkungsgrade in den
Wandlungsprozessen. Seit einigen Jahren wird intensiv
an dieser Möglichkeit geforscht, indem die heiße
Kohleverbrennung durch die kalte Verbrennung
ersetzt wird. Diese Forschungen sind offensichtlich
bereits derart fortgeschritten, dass erste Meldungen
über ihre technische
Realisierung im Internet zu finden sind. Bei Abwägung aller Möglichkeiten muss
man trotzdem davon ausgehen, dass die Kohle noch über
viele Jahrzehnte hinweg die Hauptlast der
Weltenergieversorgung übernehmen muss, zumal China verstärkt Kohlekraftwerke
in die ganze Welt exportiert.
Deutschland sieht das allerdings anders: Die Planung
der Bundesregierung sieht vor, wenn möglich bis 2030,
ansonsten aber bis spätestens 2038 komplett aus der Kohleverstromung
ausgestiegen zu sein. Die Reduzierung der
Erdgaslieferungen aus Russland im Jahr 2022 könnte diese Planung allerdings obsolet
machen.
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1) BP
2021 enthält die Preise für Kohle
auf dem westeuropäischen Markt zwischen den Jahren
1987 und 2020 einschließlich.
2) Die Daten von 1880 bis 2021 BP
Statistik entnommen.
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