Einleitung





Ergänzungen

Mitte 2016:  Kernenergierisiko

Was sind alternative Energien?

Manchem mag es unverständlich erscheinen, dass als Alternative zu den erneuerbaren Energien in diesem Diskurs die Kernenergie behandelt wird. Aber diese Stellung der Kernenergie ergibt sich aus den natürlichen Eigenschaften beider Energien, wobei als erneuerbare Energien diejenigen zu verstehen sind, die ihren Ursprung in der auf die Erdoberflächen einfallenden Sonnenstrahlung haben. Für die Energie der Sonnenstrahlung und der durch sie erzeugten Energieträger gilt nämlich:
  • Sie besitzt eine extrem geringe Energiedichte.
  • Sie steht nur beschränkt zur Verfügung.
  • Sie ist nur beschränkt speicher- und transportfähig1).
Verglichen mit dieser Liste sind die natürlichen Eigenschaften2) der Kernenergie vollständig gegensätzlich. Für die Kernenergie gilt nämlich:
  • Sie besitzt eine extrem hohe Energiedichte.
  • Sie steht unbeschränkt zur Verfügung.
  • Sie ist unbeschränkt speicher- und transportfähig.
Mit der Verfügbarkeit ist die Tatsache gemeint, dass die Sonnenstrahlung z.B. nur tagsüber die Erdoberfläche erreicht, oder der Wind nicht zu windstillen Zeiten bläst. Kernenergie aus z.B. der Kernfusion ist dagegen jederzeit und praktisch unbegrenzt verfügbar.

Anhand dieser Gegenüberstellung gibt es keine rationalen Argumente, welche die Kernenergie nicht zu der bevorzugten Energieform für eine zukünftige Energieversorgung machen. Irrationale Ängste, auf die detailliert in Energie2 eingegangen wurde und welche durch das Reaktorunglück in Fukushima(Japan) erneut angefacht wurden, haben jedoch die notwendigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten verhindert, mindestens in den demokratisch regierten ve-Ländern. Dabei entstehen diese Ängste (die besonders ausgeprägt in Deutschland vorhanden sind) i.W. nur aus einem "Bauchgefühl", das von den Medien ständig neu angefacht wird. Detaillierte Untersuchungen von Unfällen mit radioaktivem Material zeigen nämlich, dass die durch die Strahlung verursachen Todesfälle sehr gering, ja sogar vernachlässigbar klein sind, wenn man sie mit denen vergleicht, welche durch die Nutzung anderer Energiequellen verursacht werden. Es gibt sogar Untersuchungen, welche darauf hinweisen, dass eine radioaktive Bestrahlung mit Dosisraten von weniger als 50 mSv/a gesundheitsfördernd ist, weil sie das Autoimmunsystem des Körpers aktiviert.

Daher wurde im Dezember 2002 von einer internationalen Kommission eine Untersuchung durchgeführt mit dem Ziel, festzulegen, welche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten durchgeführt werden müssten, um die Kernenergie aus der Kernspaltung auch in Zukunft als Energiequelle zu erhalten3). Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden vom Institute for Energy der Europäischen Kommission veröffentlicht. Zu den 10 Ländern4), die in dieser Kommission vertreten waren, gehörten in alphabetischer Reihenfolge:
Argentinien
Brasilien
Frankreich
Japan
Kanada
Korea(Süd)
Schweiz
Südafrika
Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten
Verwunderlich ist, dass die Kommission allein die Spaltung des Uranisotops 235U zur Grundlage ihrer Untersuchung machte, obwohl die Uranvorräte nur noch eine relativ kurze Reichweite besitzen. Von der Kommission wurde die Reichweite der gesicherten Uranvorkommen auf das Jahr 2030 gelegt, was sehr gut mit unseren eigenen Rechnungen übereinstimmt (siehe Kap.2.5). Deshalb liegt das Hauptgewicht der Kommissionsempfehlungen auch auf der Entwicklung des schnellen Brüters, in dem aus dem spaltunfähigen 238U das spaltfähige 239Pu erbrütet wird (siehe Energie2). Nach den Vorstellungen der Kommission müssten solche Reaktoren in genügender Anzahl in der Zeit zwischen 2015 und 2025 errichtet werden, um den kontinuierlichen Übergang von den jetzigen Generation-II-Reaktoren zu den technisch weiter entwickelten Generation-IV-Reaktoren zu gewährleisten.

Es kann aus guten Gründen bezweifelt werden, ob dies bei den heute existierenden Vorbehalten gegen die Kernenergie auch wirklich gelingt, zumal die Verwirklichung der Kommisionsempfehlungen den Einstieg in die Plutonium-Wirtschaft bedeutet. Es erscheint viel aussichtsreicher, eine zukünftige Energieversorgung mithilfe des Einstiegs in die Thorium-Wirtschaft zu erreichen. In den folgenden beiden Abschnitten werden wir daher zwei Techniken unter dem Aspekt näher untersuchen, welche Forschritte in den letzten Jahren bei diesen Techniken erzielt wurden. Bei den Techniken handelt es sich um:
  • Spaltreaktoren auf der Basis der 233U-Spaltung.
  • Fusionsreaktoren auf der Basis der Wasserstofffusion.
Aber wie bei den Generation-IV-Reaktoren bestehen diese Fortschritte überwiegend aus Planungen und Konzepten, von denen einige allerdings schon das Baustadium erreicht zu haben scheinen.


1) Die wichtigste Ausnahme bildet die Biomasse, deren Vorteile und Nachteile in Kap.3.2 besprochen wurden.
2) Die natürlichen Eigenschaften einer Energieform sind solche, die sich auch mit sehr viel Geld und gutem Willen nicht verändern lassen, weil sie durch die Gesetze der Natur vorgegeben sind. Andere Eigenschaften, wie z.B. der Einfluss auf die Umwelt, lassen sich mit sehr viel Geld und gutem Willen jedoch verändern.
3) Diese Studie wurde 2016 ergänzt durch eine weitere Studie, was heftige Proteste in Deutschland hervorrief.
4) Es wirft ein bezeichnendes Licht auf unsere Energiepolitik, dass die 3größte Industrienation der Welt nicht in dieser Kommission vertreten war. Ist das so zu verstehen, dass die damalige deutsche Regierung der Meinung war, sie sei in Fragen der Energieversorgung so viel kompetenter als die 10 Kommissionsländer, dass die Arbeit in der Kommission sinnlos und überflüssig sei? Zu welchen Ergebnissen diese Meinung geführt hat, kann man in Kap.3.1 bewundern.