Hinter diesem
Titel verbirgt sich:
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Winning the Oil Endgame
Innovation für Profit, Arbeitsplätze und Sicherheit
Untersuchung mit
teilweiser Unterstützung durch das "Departement of
Defense" der USA
Herausgegeben von dem Rocky Mountain
Institute im März 2005
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Dieser Report steht im Internet1)
zur Verfügung und kann daher von Jedermann eingesehen
werden. Sein Ziel ist wesentlich bescheidener als das des
Öko-Reports, den wir im vorigen Abschnitt behandelt haben,
und lautet:
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Wie kann die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von
Ölimporten verringert werden, ohne dass sich dabei die
wirtschaftliche und politische Stellung der USA in der
Welt verändert und seine Bevölkerung an Lebensstandard
verliert?
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Das
bedeutet, es geht im diesem Report im Wesentlichen
allein um den Energieträger Erdöl und den Bedarf nach
ihm in den USA. Das Ziel, diesen Bedarf zu reduzieren,
und welche Maßnahmen zu diesem Ziel führen, dies Alles
wird auf 330 Seiten geschildert. Das ist vom Umfang
etwa 3mal so groß wie der Öko-Report und auch der
Ansatz, wie dieses Ziel zu erreichen ist,
unterscheidet den Lovins-Report vom Öko-Report. Denn
im ersteren spielen nicht Umwelt und Nachhaltigkeit
die entscheidende Rolle, sondern, wie bereits im Titel
erkennbar, der Markt ist das entscheidende Instrument
für die Umstrukturierung der Nachfrage und der
Versorgung. Um es in einem Satz zu sagen:
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Es ist für die
amerikanische Volkswirtschaft profitabler, die hohen
Kosten, welche durch die Ölimporte entstehen, zu
ersetzen durch die geringeren Kosten, welche bei dem
Ersatz alter durch neue Technologien entstehen.
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Für die
Umstrukturierung ist die Ausgangslage in den USA in der
Tat wesentlich günstiger als in Deutschland, wie wir in Kap.3.2 gelernt haben:
- Fast 70% des Erdölbedarfs wird durch den Sektor
Verkehr verursacht und der Kraftstoffbedarf der
Fahrzeuge in den USA ist um mehr als 20% höher als in
Deutschland.
- Die USA besitzen relativ eine viel größere
Landwirtschaftsfläche, die zur Erzeugung von
Biokraftstoffen genutzt werden kann.
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Daher werden im Lovins-Report 4 Empfehlungen erarbeitet,
wie der Erdölbedarf in den USA reduziert werden kann: |
- Vergrößerung
der
Energieeffizienz im
Sektor Verkehr (miles per gallon) um fast
das 3fache, verglichen mit der heutigen
Energieeffizienz2).
Dazu müssen neue Technologien in der
amerikanischen Kraftfahrzeugindustrie eingeführt
werden, die nicht so sehr in der Steigerung des
Wirkungsgrads von Motoren bestehen, sondern in der
Produktion von Kraftfahrzeugen mit
- geringerem Gewicht durch fast
ausschließliche Verwendung von Kunststoffen im
Karosseriebau,
- weniger Fahrwiderstand durch bessere
Formgebung und bessere Bereifung,
- Hybridantrieb, mit dem ein Teil der
Motorenergie zurückgewonnen und für den
Antrieb durch einen Elektromotor verwendet
wird.
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Entwicklung
der Energieeffizienz im Sektor Verkehr
(USamerikanische PKW = blaue Fläche) nach der
Statistik des Transport
Ministeriums und der Erwartung des
Lovins-Reports (gestrichelte Kurve).
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Hier werden beispielhaft die Entwicklungen auf dem
europäischen und fernöstlichen Automarkt ins Feld geführt
und es wird beklagt, dass die amerikanische Autoindustrie
nur sehr langsam diesen Entwicklungen folgen kann. Die
Folge ist die augenblickliche Krise im amerikanischen
Automobilmarkt. Der Lovins-Report spricht offen von der
Gefahr (Seite 166), dass die zunehmenden Autoimporte in
die USA zwar u.U. die Abhängigkeit vom Erdölimport
verringern, dafür aber die Abhängigkeit von den
ausländischen Autoherstellern vergrößern. Insofern ist der
Report nicht frei von isolationistischen3)
Tendenzen. Wird die amerikanische Autoindustrie so
umstrukturiert, wie vorgeschlagen, berechnet der
Lovins-Report bei Ausschöpfung aller technologischen
Möglichkeiten eine Vergrößerung der Energieeffizienz
beim Energieträger Erdöl bis zum Jahr 2025, wie sie in der
Abbildung oben gezeigt ist. Demnach steigt die
Energieeffizienz, verglichen mit dem Jahr 2000, um das
2.8fache, während die tatsächliche Entwicklung der
Energieeffizienz USamerikanischer PKW zwischen 1990 und
2014 nur einen Steigerungsfaktor von ca. 1.1 aufweist.
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- Umstieg
von fossilen Kraftstoffen auf Biokraftstoffe.
Dass Biokraftstoffe durchaus in der Lage sind, einen
großen Teil des Kraftstoffbedarfs in den USA zu decken,
haben wir bereits in Kap.3.2
behandelt. Im Lovins-Report werden aber nicht so sehr die
Zucker produzierenden Pflanzen, wie Zuckerrüben,
untersucht, sondern der Bedarf nach Biomasse wird
hauptsächlich durch die Anpflanzung von Gräsern und
schnell wachsenden Bäumen gedeckt. Als neue Technologie
wird die Konversion von Cellulose in Zucker durch
genetisch manipulierte Bakterien vorgeschlagen. Die
Gentechnik spielt daher eine wichtige Rolle im
Lovins-Report. Biokraftstoffe werden nicht nur als Ersatz
für Erdöl im Verkehrssektor eingesetzt, sondern zusammen
mit der Biomasse lassen sich diese als Substitute auch in
den anderen Bedarfssektoren Industrie, private Haushalte
und Kleinverbraucher benutzen und ersetzen dort das Erdöl.
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- Substitution
von
Erdöl durch Erdgas.
Die Energieeinsparungen in allen Sektoren durch
eine Erhöhung der Energieeffizienzen führt in
Folge auch zu einer Verminderung des
Erdgasbedarfs. Die dadurch frei werdenden
Erdgasmengen können wiederum zu einer weiteren
Verminderung des Erdölbedarfs verwendet werden,
hauptsächlich in der Industrie und dort besonders
in der Petrochemie. Insgesamt ergibt sich eine
Reduktion des amerikanischen Erdölbedarfs, wie er
in der Abbildung links gezeigt ist. Der Bedarf
würde im Jahr 2025 nur noch ca. 60% des
Bedarfs betragen, den die USA im Jahr 1990 hatten.
Verglichen mit den Daten der BP
und den Prognosen der Energy
Information Administration(EIA) würde sich
im Jahr 2025 sogar eine Reduktion um 50% ergeben
und dieser Bedarf könnte wahrscheinlich noch aus
den eigenen Erdölquellen gedeckt werden.
Letztendlich gibt es noch eine 4. Möglichkeit, den
Erdölbedarf weiter zu senken, und das ist der
- Einstieg
in die Wasserstoffwirtschaft.
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Tatsächliche und
erwartete Entwicklung des Erdölbedarfs nach der
EIA (farbige Flächen) und des Lovins-Reports
(gestrichelte Kurve).
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Der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft ist ein
notwendiger Schritt, falls erneuerbare Energien einen
wesentlichen Beitrag in einer zukünftigen
Energieversorgung leisten sollen. Dies ist in Energie2 im Kap.6.4 und Kap.7.3
ausführlich behandelt worden. Aber nicht die Speicherung,
der Transport, die Sicherheit oder die Kosten sind, wie im
Lovins-Report behauptet, das eigentliche Problem einer
Wasserstoffwirtschaft, sondern die Produktion von
Wasserstoff. Und in diesem Punkt ist der Report sehr
schwach, denn als wichtigste Wasserstoffquelle wird die
Reformierung von Erdgas vorgeschlagen. Erdgas besitzt, wie
das Erdöl, nur eine endliche Reichweite und die
Alternative, die elektrische Energie aus Windkraftanlagen
mittels Wasserelektrolyse zur Herstellung von Wasserstoff
zu benutzen, wird nur nebenbei erwähnt, ohne dass diese
Option wirklich analysiert und ihre Möglichkeit untersucht
wird. Wahrscheinlich ist der Grund der, dass eine
Untersuchung nicht nur auf ökonomischer, sondern auch
physikalischer Basis gezeigt hätte, dass die Möglichkeiten
dieser Option keineswegs so vielversprechend sind, wie
vermutet (siehe dazu auch Kap.3.6).
Und daher ist auch nicht verwunderlich, dass der Option
von Elektrofahrzeugen im Lovins-Report kein breiterer Raum
zugesprochen wird. Im Kap.5.5 werden wir
uns aber detaillierter mit dieser Option beschäftigen.
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Welche Maßnahmen von Seiten
der Regierung sind erforderlich, um die gesetzten Ziele zu
erreichen? Es liegt im Sinne des Lovins-Reports, dass die
Regierung nur minimal in das Marktgeschehen eingreifen und
sich statt dessen mehr auf das Setzen der
Rahmenbedingungen beschränken sollte, welche den Markt in
die vorgegebene Richtung treiben. Das wird z.B. an der
Behandlung von Abgaben und Steuern sichtbar. Eine
Energiesteuer wird als kontraproduktiv angesehen, weil sie
die Industrieentwicklung hemmt, insbesondere den
Kraftfahrzeugmarkt verkleinert und so Arbeitsplätze
kostet. Befürwortet werden dagegen Abgaben, welche die
Benutzung (nicht den Kauf) von Kraftfahrzeugen weniger
leicht machen, z.B. durch Mautgebühren in den Städten und
auf den Autobahnen. Die Einnahmen sollten ausschließlich
in die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur investiert
werden und somit Arbeitsplätze schaffen.
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Eine andere wichtige
Maßnahme betrifft ein System, durch das die Kosten für
wenig effiziente Autos angehoben werden und mit dem Gewinn
die Kosten für sehr effiziente Autos gesenkt werden.
Dieses System sollte so ausgelegt sein und jeweils
angepasst werden, dass es insgesamt kostenneutral ist. In
die gleiche Richtung zielt ein Programm, welches den
öffentlichen Sektor veranlasst, dort, wo er hohe
Fahrzeugbestände unterhalten muss (z.B. die Fahrzeugparks
von Bundes- und Landesregierungen), das jeweils
effizienteste Kraftfahrzeug auszuwählen. Ein anderes
Programm soll es Gruppen mit niedrigem Einkommen
ermöglichen, ihre alten Autos, die meist sehr ineffizient
sind, gegen neue und effizientere Autos auszutauschen.
Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe von anderen
Maßnahmen, insbesondere zur Modernisierung der
amerikanischen Kraftfahrzeugindustrie, auf die wir hier
nicht weiter eingehen wollen.
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Der Lovins-Report
unterscheidet sich in den vorgeschlagenen Maßnahmen ganz
wesentlich von dem Öko-Report. Auf der anderen Seite sind
sich beide Reports auch sehr ähnlich. Die
Hauptgewichte werden gelegt
- auf das Einsparen von fossilen Energieträgern (im
Lovins-Report allerdings beschränkt auf den
Energieträger Erdöl),
- auf die Förderung erneuerbarer Energien und hier
besonders auf die der Biomasse,
- auf den Rückgang der Kernenergie.
Auch im Lovins-Report wird der Kernenergie keine Zukunft
eingeräumt, aus dem sehr simplen Grund, dass der Bau von
neuen Kernkraftwerken (KKW) zu teuer sei (Seite 258).
Diesem Argument kann jemand nur schwer folgen, der weiß,
dass z.Z. 441 KKW auf der Welt im Betrieb sind und 137
neue KKW entweder gebaut werden oder geplant sind (davon
14 in den USA). Dann ist es schon überzeugender, den KKW
keine Zukunft zuzubilligen, weil das Entsorgungsproblem
bisher nicht so gelöst ist, dass es von der Öffentlichkeit
akzeptiert wird. Aber dies ist weder ein ökonomisches,
noch ein physikalisches, sondern ein politisches Argument.
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Der eigentliche
Test für den Lovins-Report findet erst dann statt,
wenn seine Vorhersagen mit der tatsächlichen
Entwicklung in den USA verglichen werden können.
Das wird, wie beim Öko-Report, erst dann der Fall
sein, wenn ca. 10 Jahre seit seiner Entstehung
vergangen sind, also im Jahr 2015. Als
Vorbereitung für diesen Vergleich zeigt die
Abbildung rechts, welchen Beitrag die erneuerbaren
Energien als Kraftstoffe im Bereich Verkehr seit
2000 in den USA erbracht haben. Mit ca. 5.6% im
Jahr 2016 ist dieser Beitrag sehr gering, zumal
nach einem zunächst fast exponentiellen Anstieg
die Zuwächse seit 2012 nur noch klein sind. Wenn
sich daran nichts ändert, wird es mehr als 100
Jahre dauern, bis der Kraftstoffbedarf der USA
allein aus Biomasse gedeckt werden könnte. Und
trotzdem sehen die Chancen dafür besser aus als in
vielen anderen Ländern, denn |
Ein Vergleich
des bisherigen Beitrags erneuerbarer Energien in
den USA zur Deckung des Bedarfs nach
Kraftstoff mit der Zielvorgabe des
Lovins-Reports (man beachte die log Skala der
y-Achse).
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- die USA bieten, von ihrer Flächenstruktur her
gesehen, viel bessere Voraussetzungen dafür,
dass die gesteckten Ziele erreicht werden,
- die Mechanismen sind marktkonform, Regulierungen von
Seiten der Regierung werden auf ein Minimum
beschränkt.
Trotzdem ist die Vorstellung, dass
sich die Anpassung allein durch die Einführung von
Biokraftstoffen innerhalb einer Frist von 60 Jahren
erreichen ließe, unrealistisch, denn
- die Erzeugung von Biokraftstoff nach heutigen
Verfahren erfordert einen fast gleich hohen Einsatz
von Primärenergie (unter Berücksichtigung der
notwendigen Energie zur Herstellung von Düngemitteln
und Herbiziden),
- die dafür benötigten Landwirtschaftsflächen werden
ebenso ruiniert wie der lebenswichtige Wasserhaushalt
in den Anbaugebieten.
Es erscheint mir wesentlich wichtiger, dass der
Kraftstoffbedarf in den USA insgesamt deutlich reduziert
wird.4)
Daher sind, verglichen mit den Fakten, die Aussichten
minimal, dass sich die Vorschläge des Lovins-Reports
jemals in Wirklichkeit verwandeln ließen - ein Schicksal,
dass er mit dem Öko-Report
teilt und dass wohl auch die deutsche Energiewende erleiden
wird: Die Fakten fegen über das Wunschdenken hinweg und
zurück bleiben Trümmer, an denen u.U. ganze
Volkswirtschaften zugrunde gehen können.
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1) Die
home page des Rocky-Mountain-Institutes lässt sich nicht
auf allen Browsern öffnen - ich habe keine Erklärung
dafür.
2) Dass in diesem Fall die Energieeffizienz
anders definiert ist als allgemein bei der Analyse von
Volkswirtschaften, sollte nicht verwundern: Die Energieeffizienz setzt
sich zusammen aus einem produktiven und einem konsumtiven
Anteil, der Sektor Mobilität ist sicherlich dem letzteren
zuzurechnen.
3) Man verwechsle Isolationismus nicht mit
Protektionismus, denn die ausländischen Autos sollen ja
nicht durch Handelsbarrieren vom amerikanischen Markt
verdrängt werden, sondern durch mindestens gleich gute
amerikanische Autos, die weniger kosten.
4) In der Zeit von 2000 bis 2016 ist der Kraftstoffbedarf
in den USA praktisch konstant geblieben, mit leicht
abnehmender Tendenz seit 2006 und dann wieder ansteigender
Tendenz seit 2012.
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