In diesem Kapitel werden wir
uns beschäftigen mit der Umweltkrise, welche, nach
Meinung der meisten Menschen in Deutschland,
zurückzuführen ist auf den Anstieg der globalen
Temperaturen. In diesem Satz werden zwei charakteristische
Besonderheiten erkennbar:
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Sucht man in Wikipedia
unter dem Schlagwort "Nachhaltigkeit" nach einer Definition
und einem Messverfahren, so findet man erstere in Form der
1987 von der UN angegebenen Definition: 'Entwicklung zukunftsfähig zu machen,
heißt, dass die gegenwärtige Generation ihre
Bedürfnisse befriedigt, ohne die Fähigkeit der
zukünftigen Generation zu gefährden, ihre
eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können'.
Nach einem Messverfahren zur Kontrolle dieser Forderung an
die gegenwärtige Generation sucht man vergebens. Und in
der Tat, diese Definition ist so allgemein, dass sich die
Forderung nach Nachhaltigkeit auf alle menschlichen
Lebensbereiche anwenden lässt, auch auf unsere Umwelt.
Denn auch zukünftige Generationen besitzen Umwelt, in
der sie leben müssen, und diese darf nicht
gefährdet werden durch die gegenwärtige
Generation. Wie also gefährdet die gegenwärtige
Generation in messbarer Weise zur Zeit und in Zukunft
unserer Umwelt? |
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Was jetzt
folgt, wurde an vielen Stellen schon in dem Buch
"Energie2" und im Internetmanuskript
"Energie3" diskutiert. Es stellt daher nur eine
Zusammenstellung der wesentlichen Ergebnisse und
Schlussfolgerungen aus diesen Referenzen dar. Denn ganz
offensichtlich ist, dass unsere Versorgung mit vollwertiger,
und auch billiger Primärenergie der wichtigste Punkt im
menschlichen Leben ist, welcher die Forderung der
Nachhaltigkeit zu erfüllen hätte. Zugang zu dieser
Energie garantiert Wachstum und Wohlstand, das eigentlich
Thema dieses Manuskripts. Auf der anderen Seite beeinflusst
die Nutzung dieser Energie auch unsere Umwelt, das
eigentliche Thema dieses Kapitels. |
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Sucht man in den oben
angegebenen Referenzen nach messbaren Größen
für den Zusammenhang zwischen Energie oder Wohlstand
und Umwelt, so sind zwei von besonderer Bedeutung:
Zu dieser Zeit lebten ca. 5 Mrd. Menschen auf der Erde, welche einen totalen Primärenergiebedarf PEB 11 · 1013 kWh a-1 besaßen. Dies entspricht zwar etwa nur 0.007% der eingestrahlten Sonnenenergie, daraus aber zu schließen, dass die Menschheit einer Zukunft ohne Energiesorgen entgegengeht - denn es existiert ja genügend erneuerbare Energie und die Sonne "stellt keine Rechnung" - ist falsch. Denn alle, auf der Erde ablaufenden, irreversiblen Prozesse produzieren Entropie und für die Produktion existiert eine obere Grenze, welche sich aus der Höhe der Solarstrahlung I ergibt. Die gleiche Energiemenge wird von der Erde abgestrahlt, mit der Abstrahlung wird Entropie Smax transportiert, welche sich abschätzen lässt zu2) Smax =
I (1/T0 -1/T) = 3.2 ·
1015 kWh a-1 K-1,
wobei die Sonnentemperatur T = 5800 K und die mittlere
Erdtemperatur T0
= 288 K betragen. Dieser maximale Wert begrenzt alle
möglichen, auf der Erde ablaufenden
Wandlungsprozesse, auch den Beitrag menschlicher
Prozesse in Zeiten, in denen die Vorräte an
fossilen Energien erschöpft und nur erneuerbare
Energien verfügbar sein werden. In Energie2 wurde
der maximal tolerierbare, menschliche Anteil an Smax mit
= 0.001 angegeben, auch
in Kap. 3.1
wurde dieser Wert verwendet. Dies ergibt für den
humanen Anteil an der Entropieproduktion einen maximalen
Wert vonShum
3 · 1012
kWh a-1 K-1.
Wie weit haben die 5 Mrd. Menschen zur Jahrtausendwende
diesen Rahmen ausgeschöpft? |
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Im Prinzip führten 2 irreversible
Prozesse zur menschlichen Entropieproduktion:
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Die entscheidende Rolle,
welche die Entropieproduktion für alle auf der Erde
stattfindenden Prozesse spielt, erlaubt uns eine Definition
der Nachhaltigkeit, welche mehr Bezug hat zu der von der
Natur gesetzten Grenze menschlichen Handelns:
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Menschliches Handeln ist ein
Synonym für alle Prozesse, deren Existenz die Existenz
des Menschen voraussetzt. Die Natur ist gnadenlos:
Irreversible Prozesse produzieren Entropie (sie erfordern
die Wandlung von Energie) und der Mensch kann sich dieser
strikten Abfolge von Ursache und Wirkung nicht entziehen.
Die natürlichsten Lösungen für nachhaltiges
Handeln wären demnach auch
Im folgenden Kapitel wird diese Frage anhand des Prozesse untersucht, welcher die Grundlage für fast alle irreversiblen Prozesse ist, nämlich die Energiewandlung. |
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1) Ich betrachte hier die Wandlung in Endenergie anstelle der in Nutzenergie, welche eigentlich die Energieform ist, die Menschen nutzen. Der Grund ist, dass nur erstere stark von der Form der Primärenergie abhängt, die Wandlung von Endenergie in Nutzenergie davon aber ziemlich unabhängig ist. 2) Die Entropieproduktion ist definiert als Entropie pro Zeit und hat daher in der hier benutzten Konvention die Einheit [S] = kWh a-1 K-1. Vernachlässigt wird hier der Faktor 4/3 in der Strahlungsformel. |