Wasserstoff als Energiespeicher | ||||||||||||||||||||||||
Auf die Möglichkeit, elektrische Energie mittels der Elektrolyse von Wasser zu speichern, ist in energie2 eingegangen worden. Seit dem Jahr 2000 ist aber auf diesem Gebiet intensiv geforscht worden (der augenblickliche Stand der Forschung wird in einem kürzlich erschienenen Bericht des Forschungszentrums Jülich beschrieben), so dass ich es für notwendig erachte, auf diese Speicheroption hier erneut einzugehen, zumal die von Deutschland initiierte Energiewende wohl nur dann erfolgreich sein wanderen Kapitelsird, wenn neben den Transportproblemen auch die Speicherprobleme gelöst werden. |
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Zunächst aber eine
Bemerkung: Von allen denkbaren Speicheroptionen
verursacht das Pumpspeicherkraftwerk
(unter günstigen geologischen Bedingungen) die geringsten
Kosten bei hohem Speicherwirkungsgrad ( 0.56). Es
ist in dieser Hinsicht allen anderen Optionen überlegen, wie
man z.B. am Fall Kalifornien
erkennt. Nur scheitert der Bau ähnlicher Speicher in
Deutschland an den nicht vorhandenen Flächen und an dem Widerstand
der Bevölkerung, welche in der Nähe dieser Speicher
leben müsste. Die allein ökonomisch zu rechtfertigende
Aussage der Kraftwerksbetreiber,
dass sich ein Pumpspeicherkraftwerk z.Z. finanziell nicht
lohne, ist im Zusammenhang mit der Energiewende irrelevant:
Eine Energiewende zu Nullkosten ist nicht machbar! |
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Also zurück zur
Speichertechnik mithilfe des Wasserstoffs. Die Basis ist
die Zersetzung von Wasser (H2O) mittels
Elektrolyse in Wasserstoff (H2) und
Sauerstoff (O2). Die Zersetzungsgleichung
lautet unter Normalbedingungen
Ein Energiespeicher mittels H2 hat unter Normalbedingungen allerdings eine geringe Energiedichte, wie aus der Tabelle unten rechts hervorgeht. Dies ist ein entscheidender Nachteil, der nur durch entsprechende Vorteile kompensiert werden kann, welche im Fazit unten zusammengefasst sind.
grüner
Wasserstoff (ernb.
Energien):
3 - 7.5 USD/kg
blauer Wasserstoff (CH4 mit CCS): 1.5 - 2.9 USD/kg grauer Wasserstoff (CH4 ohne CCS): 0.9 - 3.2 USD/kg grauer
Wasserstoff (Kohle ohne CCS): 1.2 - 2.2 USD/kg
Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen ist also
zur Zeit noch mindestens doppelt so teuer wie der aus
fossilen Quellen, wobei im Fall des grünen
Wasserstoffs die Preise für
den "grünen
Strom" eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
Deutschland hatte 2021 in Europa die höchsten Preise für
elektrische Energie, kein Wunder
also, dass von den 66
TWh/a der deutschen Wasserstoffproduktion
weniger als 5% dem grünen
Wasserstoff
zugerechnet
werden können.anderen Kapitels |
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Das 1. Glied in der
Herstellungskette von grünem
Wasserstoff ist immer der Elektrolyseur, der Wasser in
Wasserstoff und Sauerstoff spaltet. Die
neuesten Entwicklungen in der Elektrolysetechnik sind darauf
gerichtet, den früher benutzten flüssigen Elektrolyten (z.B.
H2SO4 oder KOH) durch einen
Feststoffelektrolyten zu ersetzen. Dabei handelt es sich
überwiegend um fluorierte Polymere, welche nur für die
Wasserstoffionen H+ (Protonen) leitend sind. Man
bezeichnet daher eine derartige Elektrolysezelle auch als
PEM(polymer electrolyte membrane)-Zelle.
Jede dieser 4 Zellkomponenten ist kritisch für die Leistung der PEM-Zelle und ihre augenblicklichen Eigenschaften erfordern weitere Verbesserungen, damit sich diese Speichertechnologie in Zukunft durchsetzen kann. |
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1. Trennplatten Diese Platten verleihen der Zelle ihre mechanische Stabilität, besonders dann, wenn die Elektrolyse bei Hochdruck auf Kathodenseite durchgeführt wird1). Damit sowohl H2 wie O2 die Zelle verlassen können, müssen die Trennplatten für beide Gase durchlässig, d.h. porös, sein. Zusätzlich muss auf der Anodenseite das Wasser durch die Trennplatte diffundieren können. Man verwendet als Plattenmaterial wegen ihrer guten elastischen Eigenschaften meistens eine Titan(Ti)-Matrix. Diese hat den Nachteil, dass sie im Langzeitbetrieb auf der Anodenseite korrodiert und TiO2 bildet. |
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2. Elektroden Auch die Elektroden müssen für H2 und O2 porös sein und sollten bei Anwesenheit dieser Gase möglichst korrosionsbeständig sein. Als Elektrodenmaterial wird meistens (ähnlich wie bei den Trennplatten) gesintertes Ti-Pulver verwendet, denn die Anforderungen an mechanische Stabilität werden von den Trennplatten übernommen. Um die Korrosionsbeständigkeit zu erhöhen, werden alle Ti-Komponenten oft mit einer dünnen Schutzschicht überzogen. Aber die Verwendung von Ti für die Platten wie für die Elektroden macht die PEM-Zelle teuer: Ungefähr 48% der Zellkosten werden z.Z. durch diese beiden Komponenten verursacht. Versuche, die Elektroden aus anderen Materialien (C oder Fe) herzustellen, haben sich nicht bewährt. |
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3. Katalysatoren Wegen des Protonenaustauschs zwischen Anode und Kathode müssen die Katalysatoren in einer stark sauren Umgebung (pH > 2) funktionieren. Daher kommt als Katalysatormaterial eigentlich nur die Elemente der Platingruppe in Frage, wobei deren Wirksamkeit auf der Anodenseite (Ir > Ru > Rh > Pt > Au > Nb) sich etwas von der auf der Kathodenseite (Pt > Rh > Ir > Re > Os > Ru > Au > Nb) unterscheidet. Alle diese Materialien sind teuer, also sollte die Massenbelegung der Katalysatoroberfläche möglichst klein sein. Aber bei Massenbelegungen von unter 2 mg/cm2 auf der Anodenseite und 0.5-1 mg/cm2 auf der Kathodenseite scheint die Effizienz der PEM-Zelle schnell abzunehmen. |
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4. Feststoffelektrolyt Als Protonen leitender Elektrolyt wird z.Z. überwiegend das sulfonierte Tetrafluorethylen Polymer "NAFION" der Firma Dupont verwendet. Dabei handelt es sich um einen Teflonabkömmling mit den geforderten Eigenschaften: Hohe Leitfähigkeit und hohe mechanische, thermische, chemische Stabilität unter den gegebenen Elektrolysebedingungen. Die PEM-Dicke beträgt nur ca. 100 µm, trotzdem stellt die Membran einen Kostenfaktor dar, u.U deshalb, weil Dupont ein Monopol darauf besitzt. Aber Versuche, NAFIONanderen Kapitels durch andere Polymere zu ersetzen, waren bisher wenig erfolgreich. |
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Um sich als Speichertechnologie auch in der
Praxis - und nicht nur im Versuch - durchsetzen zu können,
müssen PEM-Zellen im Wesentlichen den Anforderungen in drei
Kategorien genügen:
Und die Lebensdauer ist natürlich auch von Bedeutung für das nächste Kriterium: |
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Für eine langfristige Speicherung muss
das Verhältnis aus Speicherkapazität S zu
jährlichem Energiebedarf PEB einen
Daraus ergibt sich S = 51 TWh. Da die
Speicherzykluszeit etwa 0.5 a beträgt, entspricht dies einer
Speicherleistung von P = 12 GW. Die Realisierung
mithilfe der Wasserstofftechnologie erfordert folgende
Investitionen: Die Investitionskosten
für die PEM-Zellen belaufen sich z.Z. auf etwa 770€/kW, so
dass sich bei der oben angegeben Speicherleistung ein
Investitionsbedarf vonWert V = 0.0644 a besitzen, wobei angenommen ist, dass elektrische Leistung nicht abgeregelt (Eisman) wird. K = (12 · 106
kW) (770€/kW) (1/) 9 Mrd. € (1/)
ergibt2). Dies ist, über mehrere Jahre verteilt,
nicht sehr viel, aber eben abhängig von dem
Speicherwirkungsgrad , für den gefordert werden muss: |
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0.6.
Daraus lässt sich abschätzen, dass der
Gesamtwirkungsgrad etwa bei
= 2 0.4
liegen wird. Und das ist recht nah
an dem Wert einer theoretischen
Berechnung (0.47). Folglich würden die
Investitionskosten für die Energiespeicherung auf
Wasserstoffbasis bei ca. 60 Mrd. € liegen. Dies ist
etwas geringer als der Wert (84 Mrd. €), den man im
Internet findet.
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Fazit Die Abschätzung der reinen Investitionskosten ergibt, dass sich die daraus ergebende jährliche Belastung der Stromkosten bei ca. 0.01 €/kWh liegt3). Dabei habe ich angenommen, dass der jährliche Strombedarf(2050) P = 800 TWh/a beträgt, die PEM-Zellen eine Lebensdauer von nur L = 6 a besitzen und das Geld mit jährlich x = 0.05 verzinst werden muss. Diese berechnete, jährliche Belastung mit zusätzlichen Stromkosten ist überraschend gering, beinhaltet aber allein die Investitionskosten für die PEM-Elektrolyseure, die Kosten für die ebenfalls benötigte Infrastruktur (Versorgungsanschlüsse, Wasserstoffspeicher, etc) und die Kosten für Betrieb und Wartung der Anlagen sind nicht berücksichtigt. Diese zusätzlichen Kosten scheinen wesentlich höher zu sein, jedenfalls wird von der Bundesregierung die Gesamtbelastung für 2050 auf durchschnittlich 0.1 €/kWh geschätzt. Die Schätzung wird, wie schon oben erwähnt, nicht unwesentlich von der Preisentwicklung des "grünen Stroms" abhängen. Verglichen mit den sonstigen Subventionen, welche über den Strompreis in erneuerbare Energien fließen, ist das zwar nicht vernachlässigbar (der heutige Strompreis(2022) würde sich um ca. 30% vergrößern), auf der anderen Seite würden die Kosten entfallen, welche durch die Bereithaltung von Reservekraftwerken auf fossiler Basis entstehen. In einer Publikation der IRENA, die 2022 erschienen ist, werden die wichtigsten Nachteile der Speichertechnologie mithilfe von grünem Wasserstoff so zusammengefasst:
Das Speicherkonzept mittels Wasserstoff ist nicht neu: Schon Ende 2019 kam der damalige Bundesminister für Wirtschaft und Energie Altmaier zu der Einsicht, dass die Wasserstofftechnik und -speicher vielleicht eine Möglichkeit sein könnten, die Aussichten der deutschen Energiewende zu verbessern - natürlich mithilfe staatlicher Subventionen. Das Energieunternehmen Uniper plante 2020 die Errichtung einer Großanlage mit einer Kapazität von 35 MW auf dieser Basis, aber Ende 2022 war mit dem Bau wohl noch nicht begonnen worden. Und außerdem: Vergleicht man dies mit der 2050 erforderlichen Kapazität von 12 GW, so erkennt man, wie weit Deutschland noch von einem Erfolg der Energiewende entfernt ist. Seit 2022 ist der neue Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Habeck verantwortlich auch für die Energiewende und hat seine Pläne vorgestellt. Wie diese Pläne verwirklicht werden sollen, wird Thema eines anderen Kapitels sein. |
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1) Der Zelldruck überschreitet i.A. nicht 30 bar. Ein höherer Druck auf der Kathodenseite ist vorteilhaft, wenn der Wasserstoff nach der Elektrolyse unter Hochdruck gespeichert werden soll. Allerdings besteht unter diesen Bedingungen die Gefahr, dass H2 durch die PEM zurück in die Anodenseite diffundiert und dort ein explosives Gemisch (4 vol% H2 in O2) entsteht. 2) Dies sind nur die Investitionskosten für die Wasserstofferzeugung. Die gesamten Kosten müssen auch die der Speicherung und der Rückwandlung in elektrische Energie enthalten, also die Investitionskosten für die Rückwandlungsanlage (z.B. Brennstoffzelle). Ich nehme aber (optimistisch) an, dass die PEM-Zellen in Zukunft auch die Rückwandlung übernehmen können und nicht 50% der Zeit nutzlos rumstehen. Oder dass die Rückwandlung von Gasturbinen übernommen wird, für die die Infrastruktur bereits existiert. 3) Ungünstiger sähe es allerdings aus, wenn als Speichermedium Li-Ionen-Batterien zum Einsatz kämen: die entsprechenden Investitionskosten wären ca. 6mal größer. |