Ein
Vergleich zwischen Deutschland und den USA
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Zur
Rechtfertigung der hohen Subventionen, die für die
Einführung erneuerbarer Energien in Deutschland gezahlt
werden, hört man von deutschen Politikern immer wieder
Behauptungen wie diese: Ökologie
fördert Ökonomie1). Derartige
Worthülsen sind zwar einprägsam, sie erzeugen jedoch weder
ein Verständnis für ihren Sinngehalt, noch sagen sie
irgendetwas aus über ihren Wahrheitsgehalt. Denn was
sollen wir unter Ökologie
und was unter Ökonomie
verstehen, und warum ist erstere gut für letztere?
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Ökologie: Gewöhnlich bezieht sich dieser
Begriff auf Methoden zum Klimaschutz oder zum
Umweltschutz. Es wird aber immer deutlicher (z.B. hier
oder hier),
dass beide Ziele unvereinbar sind: Man muss einem dieser
beiden Ziele Priorität einräumen. Deutsche Politik
bevorzugt in diesem Fall den Klimaschutz, was durch die
Subventionierung erneuerbarer Energien erreicht werden
soll, und worauf am Anfang dieses Kapitels hingewiesen
wurde.
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Ökonomie: Ist hiermit das Bestreben nach
steigendem Wohlstand für die deutsche Gesellschaft
gemeint, oder bezieht sich der Begriff auf die
Leistungsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft im
Vergleich zu anderen Volkswirtschaften? Im ersten Fall ist
die Lage aussichtslos: Mit erneuerbaren Energien lässt
sich der Wohlstand nicht
steigern. Wie aber sieht es mit der
Leistungsfähigkeit aus?
Um diese Frage zu untersuchen, werde ich im Folgenden
ausgewählte Indikatoren der deutschen Volkswirtschaft
vergleichen mit den äquivalente Indikatoren der
USamerikanischen Volkswirtschaft. Letztere folgt (nach
deutscher Mehrheitsmeinung) einem neo-liberalen Denkansatz
und repräsentiert damit genau das, was man in Deutschland2)
in keinem Fall dulden möchte. Insbesondere auch deswegen,
weil die USA die Einführung erneuerbarer Energien eben
nicht mithilfe staatlicher Regulierungen erzwingen,
sondern eher dem Markt überlassen.
Als Indikatoren habe ich gewählt:
- Die Entwicklung erneuerbaren Energien (EE)
von 1990 bis 2017.
- Die Entwicklung des Bruttoinlandprodukts (BIP)
von 1990 bis 2017.
- Die Entwicklung der Arbeitslosenquote von 1990 bis
2017.
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Natürlich
kann man die entsprechenden Messwerte nicht direkt
vergleichen, die Bevölkerung der USA ist etwa 4mal so groß
wie die der BRD! Daher habe ich die Messwerte normiert auf
die Einwohnerzahlen,
im Fall der Arbeitslosenquote auf die Anzahl der
Beschäftigten. Auch danach würden die USA bei den EE
die BRD noch immer überflügeln, denn die USA besitzen einen großen
Vorrat an Wasserenergie, welcher in der BRD fast vollständig
fehlt. In der BRD haben Windkraft und solare Energie die
größere Bedeutung. Auf diese beiden Energieformen habe ich
den Vergleich der EE daher beschränkt, in vollem
Bewusstsein der Tatsache, dass ich dadurch die USA im
Vergleich benachteilige.
Der Aufbau
der Infrastruktur zur Nutzung erneuerbarer
Energien ist in der BRD etwa 5 Jahre früher
erfolgt als in den USA, aber abgesehen von diesem
Zeitvorsprung scheint der Verlauf ähnlich zu sein:
Er folgt einer epidemischen
Wachstumsfunktion (siehe Abbildung rechts).
Dies ist verständlich, denn auch das Wachstum
erneuerbarer Energien ist limitiert, und
zwar durch die von der Sonne auf die Erde
eingestrahlte Energie. Der später einsetzende
Aufbau in den USA hatte zur Folge, dass der
Vorsprung der BRD (gemessen am Verhältnis BRD/USA)
um das Jahr 2005 am größten war, aber bis 2017
kontinuierlich abgenommen hat.
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Entwicklung der
erneuerbaren Energien pro Einwohner in der BRD
und in den USA (rote bzw. grüne Punkte, linke
Skala). Die blaue Linie stellt das Verhältnis
zwischen BRD und USA dar (rechte Skala).
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Interessant sind die
sich daraus ergebenden Konsequenzen: Wird
der Strompreis in den
USA ähnlich stark zunehmen wie in der BRD?
Wahrscheinlich nicht, denn die USA sind
"neo-liberal" und Wind- und Solarenergie stellen
nur den geringeren Teil ihrer erneuerbaren
Ressourcen dar.
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Im gleichen
Zeitraum (1990-2017) ist das Bruttoinlandprodukt
pro Einwohner sowohl in der BRD wie auch in den
USA gestiegen (siehe Abbildung rechts), und zwar
ziemlich linear mit Steigerungsraten von ca. 500
USD/a2 (BRD), bzw. ca. 700 USD/a2
(USA). Das bedeutet, während dieses Zeitraums
waren die USA etwa 1.4mal erfolgreicher als die
BRD, was den gesellschaftlichen Wohlstand
betrifft. Auch gemessen am Verhältnis BRD/USA
beträgt der Wohlstandsunterschied ca. 20% und ist
nahezu zeitunabhängig, also unabhängig vom Aufbau
der erneuerbaren Energien, der seit 2000 in
Deutschland stark forciert wurde (siehe Abbildung
oben).
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Entwicklung des
Bruttoinlandprodukts pro Einwohner in der BRD und in den
USA (rote bzw. grüne Punkte, linke Skala). Die blaue Linie
stellt das Verhältnis zwischen BRD und USA dar
(rechte Skala). |
Betrachtet man
zwischen 1990 und 2017 die Arbeitslosenquoten
in der BRD und den USA, so fallen die starken
zeitlichen Schwankungen auf, die zwischen den
beiden Ländern aber nicht korreliert zu sein
scheinen (siehe Abbildung rechts). Im Mittel war
für mindestens 10 Jahre ab 1997 die
Arbeitslosenquote in der BRD größer als in den
USA. Und dieser Zeitraum korreliert mit der
Zeit, in der die BRD einen besonders großen
Vorsprung beim Aufbau erneuerbarer Energien hatte.
Wissenschaftlich denkende Menschen werden jetzt
darauf hinweisen, dass derartige Korrelationen
keinerlei Beweiskraft besitzen. Und sie haben
Recht!
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Entwicklung der
Arbeitslosenquoten in der BRD und in
den USA (rote bzw. grüne Punkte, linke
Skala). Die blaue Linie
stellt das Verhältnis zwischen BRD und USA
dar (rechte Skala).
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Denn damit wird nicht bewiesen, dass eine zunehmende
Nutzung erneuerbarer Energien mit wachsender
Arbeitslosigkeit verknüpft ist.3)
Seit 2010 ist nämlich die
Arbeitslosenquote in der BRD schneller gesunken
als in den USA. Alle, die jetzt darin einen Erfolg
der EE sehen, muss ich enttäuschen. Denn
blickt man auf die Anzahl der Arbeitsplätze,
welche für den Aufbau der EE benötigt
wurden (siehe Abbildung rechts), so erkennt man:
- Ihre
Prozentzahl
ist mindestens 10mal kleiner als die
Arbeitslosenquote im Jahr 2017.
- Die Anzahl der Arbeitsplätze insgesamt nimmt
seit 2012 wieder ab, bei der Fotovoltaik hatte
sie schon 2009 ihren Höhepunkt erreicht.
Wenn bei dieser Datenlage deutsche Politiker noch
von einem positiven Einfluss der Ökologie auf die
Ökonomie reden, muss man an ihrem
Erkenntnisvermögen für die Realitäten zweifeln.
Man könnte eher schlussfolgern:
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Entwicklung der Arbeitsplätze, die beim Aufbau
von Wind- und Fotovoltaikanlagen in der BRD
benötigt wurden, relativ zu der Anzahl aller
Beschäftigten.
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Ökologie
behindert Ökonomie.
Auf jeden Fall dort, wo Ökologie
mit planwirtschaftlicher Ideologie erzwungen wird,
Ökonomie aber
marktwirtschaftlichen Prinzipien folgt.
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Aber es gibt noch weitere
Indikatoren, welche diesen Gegensatz zwischen Ökologie und
Ökonomie beleuchten. Diese lassen sich in Ländern finden,
welche über alle möglichen Energieressourcen verfügen, wie
z.B. die USA, nicht aber die BRD. Für die USA gibt die
Liste unten einen Überblick über die Ende 2015 in den
verschiedenen Energiesektoren Beschäftigten
und die Menge der in jedem Sektor bereit gestellten Energie.
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Öl &
Gas
|
Kohle
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solar(PV)
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Beschäftigte
N (Tsd)
|
185
|
190
|
210
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Leistung
P (PWh/a)
|
19.53
|
4.61
|
0.12
|
spez.
Leistung P/N (GWh/a)
|
106
|
24.3
|
0.571
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Kennzahlen von Energiesektoren am Ende 2015 in
den USA.
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Ende 2015 waren in den
USA zum ersten Mal mehr Menschen im Sektor
Fotovoltaik (PV) der erneuerbaren Energien
beschäftigt, als in den Sektoren der fossilen
Energie (Öl, Gas, Kohle). Und trotzdem: Im Sektor
Öl & Gas wurden pro Beschäftigtem ca. 200 mal
mehr Energie der Gesellschaft zu Verfügung
gestellt! |
Über die Energieeffizienz
besteht aber ein Zusammenhang zwischen Energie und
Wohlstand, was bedeutet, dass Öl & Gas zum
USamerikanischen Wohlstand wesentlich mehr beigetragen
haben als erneuerbare Energien.4)
Diese, medialer Meinungsmache entgegenstehende Erkenntnis
wird nicht nur durch die Daten nahegelegt (welche auch anderswo
so interpretiert werden), sie wird auch unterstützt durch
die natürlichen Zusammenhänge zwischen Ökologie und
Ökonomie. Um diese zu erkennen, muss man sich allerdings
verabschieden von Ideologien und stattdessen mit
wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandersetzen. Diese
sind im Wesentlichen im Kap.1
der Energie2
vorgestellt worden. In 4 Leitsätzen zusammengefasst,
lauten sie:
- Wirtschaftliche Vorgänge sind ausschließlich
irreversible Prozesse.
- Irreversible Prozesse können in der Natur nur
ablaufen, wenn Entropie erzeugt werden kann.
- Entropie wird erzeugt durch die Wandlung von Exergie
in Anergie.
- Die erzeugte Entropiemenge
S
hängt ab vom Nutzungsgrad des Wandlungsprozesses5):
Der wichtige Parameter in
dieser Formel ist der Nutzungsgrad 0 <  < 1, welcher möglichst groß sein
sollte, um die Entropieerzeugung zu minimieren.
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Mit Hinweis auf Kap.6.2 kann man daher auch
formulieren:
Eine
Wirtschaft
ist umso ökologischer, je weniger Entropie für sie
erzeugt werden muss. |
Und gemessen an dieser Forderung sind die erneuerbaren
Energien, mit Ausnahme der Wasserenergie, besonders
unvorteilhaft und damit minderwertig. Dies liegt
daran, dass die Nutzungsgrade der Fotovoltaik, der
Windkraft, der Biomasse, der Geothermie, etc. besonders
klein sind. Sie werden noch weiter verkleinert, wenn mit auch die Nutzungsgrade für
die Energiespeicherung und den Energietransport
berücksichtigt werden müssen. Im Augenblick ist dies von
nur geringer Bedeutung, weil die erneuerbaren Energien
(ohne Wasserenergie) mit weniger als 10% zur globalen
Energieversorgung beitragen. Energietransport und
Energiespeicherung werden aber dann eine Rolle spielen,
wenn der Traum zahlreicher deutscher Politiker
Wirklichkeit werden sollte und ein wesentlicher Teil
unserer zukünftigen Energieversorgung von erneuerbaren
Energien übernommen wird.
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Zum Schluss noch eine
Bemerkung: Die obige Diskussion befasste sich mit den
fundamentalen Gesetzmäßigkeiten, welche das menschliche
Dasein beherrschen und welche auf keine Art und Weise
außer Kraft gesetzt werden können, insbesondere nicht
durch die staatliche Gesetzgebung. Aber natürlich hängen
die Auswirkungen dieser Gesetzmäßigkeiten auf das
Verhältnis zwischen Ökologie und Ökonomie
auch ab von den Rahmenbedingungen6), wie z.B.
der geografischen und klimatischen Situation, der
Bevölkerungsstruktur und dem technischen Entwicklungsstand
eines Landes. Nur im letzten Punkt kann die BRD vielleicht
mit den USA konkurrieren, in den anderen Punkten ist sie
im Nachteil. Und Technikgläubigkeit
allein wird den Gegensatz zwischen Ökologie und Ökonomie
nicht aus der Welt schaffen.
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1)
Wahrscheinlich erstmals
in die Welt gesetzt vom damaligen Umweltminister J.
Trittin der rot-grünen Bundesregierung (1998-2005). Dieser
ist auch der Autor der berüchtigten "Eiskugel".
Beide Behauptungen entlarvten sich ziemlich schnell als
das, was sie damals schon waren und immer noch sind:
Grünes Geschwätz - ohne Wissen und Verstand!
2) In Deutschland ist der Neo-Liberalismus zu
einem Schimpfwort mutiert, jedenfalls bedeutet er hier
nicht mehr das, was er seiner Geschichte
nach eigentlich ist.
3) Aber ähnliches gilt dann auch für die Zeitreihen von CO2
Emissionen und Erdtemperatur: Sie beweisen eben nicht,
dass eine Zunahme der CO2 Emissionen
unwiderlegbar eine Zunahme der Temperatur der unteren
Erdatmosphäre zur Folge hat.
4) Ganz ähnliche Zahlen erhält man für die BRD:
Im Jahr 2013 betrug die Anzahl der Beschäftigen im Sektor
solar(PV) 68500,
die bereit gestellte Leistung
betrug 3.18 · 1010 kWh/a, was eine spez.
Leistung von 0.464 GWh/a ergibt, also weniger als in den
USA.
5) Diese Gleichung ist der Definition S =
Q
/ T angepasst und beschreibt symbolisch, wie die
erforderliche Wärme Q im Wandlungsprozess mit
Nutzungsgrad dem Primärenergiebedarf PEB entnommen
wird.
6) Diese Eigenschaft teilt unser Problem mit
einem analogen Problem in der Mathematik: Die Lösung einer
Differentialgleichung (Entwicklungsgleichung) wird erst
eindeutig, nachdem die Randbedingungen (Rahmenbedingungen)
definiert wurden.
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